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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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"Nietenblätter"
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Eine neue Rembrandt-Publikation
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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0115

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Eine neue Rembrandt-Publikation.

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Dann kamen die „Originalradierer" und die Radier-
vereine, welche der Radierkunst in der ersten Zeit
„in ganz besonderer Weise" dienten. Das höchste
Ziel wurde auch damals wieder in der Reproduktion
gesucht. Allerdings reproduzierte der Radierer nicht
mehr ein farbiges Gemälde, sondern seine einfarbige
Zeichnung. Was aber die Radierkunst specifisch
leisten kann, das kam selten jenen Radierern zum
Bewusstsein.

Nun heisst es aber, Zweck und Ziel der Radier-
und Stechkunst arg verkennen, wenn der Künstler
nicht über die einfache Zeichnung hinausschreiten
will, denn ihm stehen bei diesen ausgezeichneten Ver-
fahren eine solche Menge technischer Mittel zu Ge-
bote, dass es eine unverantwortliche Selbstbeschränkung
wäre, wollte er diese Künste nur als Mittel, eine
Zeichnung wiederzugeben, und nicht als Selbstzweck,
ein eigenes, über die Zeichnung hinaus gehendes
Kunstwerk zu liefern, ansehen.

Schon die Möglichkeit, die bei der Radierung
gegeben ist, schnell schaffen zu können,- ist auf die
Wirkung, auf den künstlerischen Gehalt der Werke
von grösstem Einfluss. Dem Walten der Phantasie,
der Improvisation ist da der weiteste Spielraum gewährt.

Kraft, Tiefe, malerische grosse Wirkung, Einfach-
heit, Verve, unterstützt und verstärkt durch reiche
technische Mittel, stempeln gerade die Radierung zur
edelsten graphischen Kunst, und es ist eine der
schönsten Erscheinungen in der Kunst der Gegenwart,
dass durch die umwälzenden Fortschritte in der
Malerei auch eine neue Entwicklung auf dem Gebiet
der graphischen Künste erfolgt ist.

* *
*

Sache der Kunstvereine ist es endlich, die Hand-
werkerunterstützungen fallen zu lassen und die Mittel,
die sie bis jetzt für künstlerisch sehr zweifelhafte
„Nietenblätter" ausgaben, der Kunst zuzuwenden.
Diese Mittel denen zufliessen zu lassen, die in heissem
Bemühen thätig sind, um der Kunst ein Ausdrucks-
mittel zu verschaffen, den Liebhabern ihr Eigenstes
und Bestes zu geben.

Leider sind auch die Liebhaber meist noch auf
dunklen Pfaden, und da viele von ihnen ihre Kunst-
kenntnisse und ihre Geschmacksbildung lediglich aus
den Kunstvereinen beziehen, so könnten diese Vereine
also auch hier eine segensreiche erzieherische Thätig-
keit entfalten und sehr fördernd wirken.

Auf die äussere Form der Kunstvereinsgaben
wollen wir hier nicht näher eingehen, doch scheint
es uns überflüssig zu sein, dass die Kunstvereine sich,
geheiligten Traditionen folgend, ausschliesslich nach
grossen Blättern für den Wandschmuck umsehen.
Grösse und Kunstwert stehen ja nicht immer im
direkten Verhältnis. Hier wäre eine Vereinsgabe, be-

stehend aus kleineren Blättern in einer Mappe, nicht
allein eine gute Abwechslung, sondern sie würde
auch dahin Einfluss ausüben, dass sie manchen Lieb-
haber, der jetzt noch im Verborgenen blüht, zum
Weitersammeln anregte.

Die Malerradierung, welche in Deutschland einen
unverkennbaren Fortschritt gemacht hat, bedarf gleich
einer jungen Blume sonniger Tage und liebevoller
Pflege. Mögen ihr diese zu teil werden von allen
Seiten und in erster Linie von den Kunstvereinen, die
hier eine Mission, welche ihrer würdig ist, erfüllen
könnten, ohne dadurch ihre Etats nur im geringsten
höher zu belasten. Die Kunstvereine sind in dieser
Angelegenheit zunächst berufen, der emporstrebenden
Kunst die Wege zu ebnen, mögen sie sich ihrer hohen
Aufgabe bewusst werden.

Begabte und vorwärtsstrebende Künstler auf
diesem Gebiet haben wir jetzt in Deutschland; sollen
sie ihre Kräfte zur vollen Entfaltung, ihre Begabung
zur höchsten Blüte bringen, so muss ihnen ein
Arbeitsfeld gegeben, ein günstiger Boden bereitet
werden. Möchten hierzu die Kunstvereine ihre Kräfte
mobil machen, sie fänden eine Thätigkeit, deren
Ergebnisse des Schweisses der Edlen wert wäre!

F. H.

EINE NEUE REMBRANDT-PUBLIKATION.

„Reinbrandt. 40 Photogravüren nach den schön-
sten Gemälden der Ausstellung zu Amsterdam 1898.
Mit Text von Dr. C. Hofstede de Groot. In Mappe,
entworfen von C. A. Lion Cachet. Mit Allerhöchster
Genehmigung Ihrer Majestät der Königin der Nieder-
lande gewidmet", so lautet der genaue Titel der neuen
Publikation, auf welche wir bereits in Nr. 3 der
Kunstchronik aufmerksam gemacht haben. Die Ver-
anstaltung des gross angelegten Werkes verdanken
wir der bekannten Amsterdamer Firma Schelte/na &
holkema, während A. Asher & Comp, in Berlin den
Verlag und Vertrieb der Ausgabe mit deutschem Text
übernommen haben. Das gesamte Werk wird in vier
Lieferungen zu je zehn Blättern in zwei Ausgaben
erscheinen, eine gewöhnliche auf holländischem Bütten-
papier (Preis pro Lieferung M. 125) und eine Luxus-
ausgabe auf Japanpapier (Preis pro Lieferung M. 200).
Das Papierformat wird ungefähr 68x51 cm, die Bild-
grösse etwa 50x40 cm betragen. Die Herstellung
der Photogravüren hat die rühmlichst bekannte Kunst-
anstalt Meisenbach, Riffarth & Co. in Berlin über-
nommen, welche gewiss Mustergültiges leisten wird.
Die Ausgabe der ersten Lieferung steht unmittelbar
bevor, die anderen drei sollen im Laufe des Jahres-
1899 erscheinen. Die Abfassung des Textes und die
Auswahl der Abbildungen verdanken wir Dr. C. Hof-
stede de Groot, der sich um das Zustandekommen
der Amsterdamer Ausstellung in so hohem Grade ver-
 
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