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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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Sammlungen und Ausstellungen.

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SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

Paris. — In der Ecole des Beaax-Arts ist das Werk des
kürzlich verstorbenen Marinemalers Eugene Boudin — gegen
300 Ölbilder, Aquarelle und Pastelle — ausgestellt. Boudin
stand zunächst unter dem Einflüsse von Troyon und Isabey
und schloss sich späterden Bewegungen der Freilichtmalerei
und des Impressionismus an, ohne indes in seinen Folge-
rungen soweit wie seine jüngeren Freunde Monet und
Raffaelli zu gehen. Ein Fischerssohn aus der Normandie,
hat er, obwohl er in Paris ein Atelier besass, fast ausschliess-
lich normannische Seelandschaften gemalt, am liebsten
weite Ausblicke auf den Strand bei heiterem oder leicht
bewölktem Himmel. Ein zarter, blaugrauer Dunst liegt
über diesen lieblichen, fast weiblich zarten Bildern, die
von feinsinnigen Sammlern sehr geschätzt werden. Doch
hat Boudin auch farbige und bewegte Scenen, Sonnen-
untergänge und Gewitterstimmungen, Hafenansichten und
Landschaften mit Kühen, endlich auch Genrebilder, be-
sonders Scenen am Strande, in leicht humoristischer Auf-
fassung geschaffen. Die Ausstellung leidet ein wenig durch
ihre zu grosse Fülle. Es wäre besser gewesen, 30 oder 40
der besten Gemälde in vornehmer Weise auszustellen als
so viele bunt durcheinander zu hängen. Trotzdem macht
das Lebenswerk des liebenswürdigen Künstlers einen nach-
haltigen Eindruck. G.

Paris. — Durand-Ruel hat in einem seiner Säle ein aus
dem Besitze Arsene Houssaye's stammendes lebensgrosses
Damenporträt aus dem Jahre 1866 von Claude Monet aus-
gestellt. Die Dame ist in schwarz und grün gestreiftem
Seidenkleid, schwarzer, braun verbrämter Pelzjacke und
braunen Handschuhen dargestellt, der Körper ist fast in
Rückenansicht, das Gesicht im Profil gegeben. Durch die
Grosszügigkeit der Linien, das äusserst geschmackvolle Kolorit
und die ungemein breite und wuchtige Ausführung gehört
das Bild zu den allerbesten Frauenporträten des Jahrhunderts.
— In einem anderen Saale hat jetzt neben drei lebensgrossen
Figurenbildern Manet's auch dessen berühmtes „Frühstück
im Freien" (Dejeuner sur l'herbe) Aufstellung gefunden.
Wir sind jetzt nicht mehr indigniert über das Bild, wie seiner
Zeit die Gegner Manet's, aber wir können auch die Be-
geisterung seiner Freunde nicht mehr verstehen. Sehr schön
ist die Luftstimmung des Hintergrundes und äusserst wahr
sind die Farben, aber wie hart sind die Umrisse der Haupt-
personen, wie schlecht modelliert die Hände und Füsse, wie
nachlässig behandelt die Gesichter. Es wäre jetzt an der
Zeit, einen Aufsatz über Manet zu schreiben, der ohne jede
Voreingenommenheit diesen den verschiedensten Einflüssen
zugänglichen Meister seiner historischen Bedeutung nach
würdigte. O.

London. — Miniaturen-Ausstellung. Die' „Society of
Miniature Painters" eröffnete in der „Modern Gallery",
175 New-Bond Street, ihre vierte Jahresausstellung, die als
die beste zu bezeichnen ist, die bisher in dieser Art hier vor-
geführt wurde. Ganz besonders hat sich die Gesellschaft
dadurch gekräftigt, dass sie Sir William Richmond zu ihrem
Präsidenten erwählte. Ausserdem gehören etwa hundert
professionelle und eine grosse Menge von Privatmitgliedern
derselben an. Von bedeutenden Malern befinden sich dar-
unter: Sir Edward Poynter, der Präsident der Akademie
und Direktor der „National-Gallery», Sir James Linton, Alma
Tadema und Professor Herkomer. Sir W. Richmond, bekannt
durch seine Ausschmückungen der St. Pauls-Kathedrale, ist
zwar selbst kein Miniaturmaler, aber der Nachkomme von
Künstlern, die in dieser Richtung Hervorragendes leisteten.

Wohl kein Land in der Welt ist im stände — Frankreich
nicht ausgenommen — eine so unausgesetzte Kontinuität in
der betreffenden Branche aufzuweisen, wie England dies
vermag, denn wir finden hier eine ununterbrochene Kette
seit dem Wirken Holbein's bis auf die Neuzeit. Es wird
in dieser Beziehung nur nötig nach Holbein an die
Namen: Hilliard, Oliver, Cooper, Cosway und Plimer zu
erinnern. Trotzdem nun das englische Publikum eine aus-
gesprochene Vorliebe für Miniaturmalerei auch gerade jetzt
bekundet, und die betreffenden Meisterwerke ungemein hoch
honoriert, so trägt doch ein besonderer Umstand dazu bei,
die Interessen der Künstler wesentlich zu beeinträchtigen.
Es hat sich nämlich der obigen Vereinigung eine andere
Konkurrenzgesellschaft „Die Society of Miniaturist" direkt
gegenübergestellt. Obgleich nun England sozusagen in
seinem Reichtum erstickt, so erweisen sich doch zwei gleiche
Unternehmungen als ein Zuviel. Von allen interessierten
Kreisen wird daher auch dringend zu einer Amalgamation
geraten.. Die meisten ausgestellten Porträts stammen von
Damen, aber diese Thatsache soll durchaus nicht besagen,
dass wir es mit Amateurarbeiten zu thun haben. Im Gegen-
teil, einzelne der Miniaturen sind Kapitalwerke, und ver-
dienen die Namen der folgenden Miniaturistinnen hervor-
gehoben zu werden: Miss A. Richards, Miss M'. Benham,
Mrs. Townsend, die Schwestern M. und E. Hall, Mrs. Lee
Hankey, Miss M. Worsfold, Miss C. Haigh, Mrs. E. M. Reeves
und Miss P. Lewis. Mr. Rinzi hat ein gutes Porträt der
Königin geliefert. Vom Standpunkt der technischen Voll-
kommenheit aus, und in Erfassung des Wesens der Miniatur-
malerei, gebührt der erste Preis Mme. Debilletnont-Chardon.
Das Werk „Trois Tetes d'etudes" von der Hand dieser
Künstlerin zeigt eine interessante Individualität und erinnert
an den bedeutenden Miniaturmaler Plimer. Von den ge-
nannten Malerinnen kann man behaupten, dass sie wirklich
individuelle Porträts entwerfen und nicht unter Benutzung
der Photographie arbeiten. Allerdings sind die Künstler
in dieser Hinsicht oft nicht die Schuldigen, denn die Dar-
gestellten wollen wenig oder gar keine Sitzungen bewilligen
und verlangen, dass die Photographie hierzu ausreichen soll.

v. S.

Berlin. — Das Kunstgewerbe-Museum hat die Neu-
erwerbungen des Jahres 1898 ausgestellt, wie in früheren Jahren
im Schlüterzimmer hinter dem Goldsaal. Unter den Metall-
arbeiten befinden sich einige hervorragende Stücke der im
Mai i8g8 in London versteigerten Sammlung Heckscher,
eine Centaurengruppe in Bleiguss von Giovanni da Bologna
und vielerlei Geräte in Edelmetall und Bronze, darunter
zwei Kaminböcke mit Jagdscenen, Frankreich Mitte 18. Jahr-
hundert. Unter den Möbeln zwei italienische Tische des
16. Jahrhunderts, eine aus Gubbio stammende Thür des
15. Jahrhunderts und französische Stühle aus dem Ende des
18. Jahrhunderts. Sehr reichhaltig ist die Sammlung der
Porzellane, sowohl altchinesisches als europäisches, darunter
Figuren der Sammlung Hirth; hervorragend schöne Stücke
von Sevres. Unter den Fayencen steht an der Spitze der
Teller mit dem Wappenherold des Herzogs von Urbino
aus Gubbio um 1500, und zwei herrliche Schüsseln aus
Damaskus, 16. Jahrhundert. Ferner eine mächtige Schüssel
und Kanne aus Ronen und farbig bemalte Pastetenbüchsen
in Tierform, Ente und Wildschweinskopf, aus Höchst Anfang
18. Jahrhundert. Ein grosser Thürvorhang ist Gobelin-
wirkerei mit Blumenwerk. Ein Oberlichtgitter aus Schmiede-
eisen, Süddeutschland um 1700, zeigt noch die alte Bemalung.
In dem Zimmer sind noch Teile des Getäfels und Fayencen
belassen, die aus der Nachlassstiftung des Professors
 
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