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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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Gensel, Walther: Die Sammlung Hayem im Luxembourg-Museum
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0131

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Bücherschau.

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gelben Sonnenstrahlen, das rote Gewand — nicht recht
zusammen. Dagegen zeigt die „Bathseba" das ganze
Raffinement des Moreau'schen Kolorismus. Das Abend-
licht schillert um die orientalischen Paläste in allen
erdenklichen Farben, merkwürdige rote und blaue
Vögel schwirren durch die dunstgeschwängerte Luft,
eine unheimliche Feuchtigkeit steigt aus dem Grunde
auf. Dagegen wirkt dann allerdings der nackte Körper
der Bathseba fast elfenbeinern hart. Von den kleineren
Aquarellen sind „Der junge Mann und der Tod",
„Ödipus und die Sphinx", „Golgatha", „Amor und die
Musen" die bedeutendsten. Nächst den Werken
Moreau's fesseln uns am meisten die Porträts: ein
liebenswürdiges feines Brustbild des Stifters der Samm-
lung von Delaunay, ein äusserst lebendiges und
ungemein anziehendes Brustbild eines alten Gelehrten
mit langen grauen Haaren, Brille und glattrasiertem
Gesicht von Bastien-Lepage, vor allem aber das grosse
Porträt des Schriftstellers Barbey d'Aurevilly von Emile
Levy aus dem Jahre 1881. Der majestätische Greis
steht vor einem rotbraunen Vorhang, die eine Hand
in die Hüfte gestemmt, die andere lose herabhängend;
der stolze Kopf mit den hochmütigen Augen und
den schmalen, fest zusammengekniffenen Lippen ist
leicht zurückgeworfen. Viel weniger bedeutend ist
die dekorative Landschaft mit Ödipus und Antigone
von Henry Levy. Dagegen finden wir eine schöne
Abendlandschaft von Pointelin und ein ganz besonders
stimmungsvolles kleines Winterbild von Cazin. Ein
einsamer Fahrweg führt in hügeliger Gegend zwischen
überschneiten Feldern hindurch. Die Nachmittags-
sonne verschwindet hinter dichten Dunstmassen, und
ihr scheidendes Licht übergiesst den eintönigen Himmel
und den Schnee mit einem bleichen, rötlichen Schimmer.
Ausserdem enthält die Sammlung an Ölbildern ein
Küchenstück von Ribot und zwei Blumenstücke von
Vollon und Fantin-Laiour. Sehr heiter und flott, wenn
auch nicht ersten Ranges, ist ein kleines Deckfarben-
bild von Raffaelli: „Die zur Hochzeit Eingeladenen";
ein biederes altes Ehepaar wartet vor der Thür des
dürftigen Standesamtes eines Provinznestes auf den
Hochzeitszug. Unter den Zeichnungen stehen die-
jenigen Lhermitte's, zumal seine „Musikalische Soiree",
obenan. Dagnan-Bouveret, Laurens, Ribot, Butin
schliessen sich ihm würdig an. Auch Rops hat durch
die Schenkung Hayem's Eingang in den Luxembourg
gefunden. Huysmans hat seinerzeit die Behauptung
aufgestellt, dass Rops innerlich keusch sei, dass seine
Werke aus einer Art religiösen Hasses gegen das
Weib entstanden seien, eine Behauptung, die ihm be-
sonders auch in Deutschland eifrig nachgebetet worden
ist. Wer Rops kennt, weiss, was er davon zu halten
hat. Er hat mit seinen lasciven Sachen einen höchst
einträglichen Handel betrieben. Unter seinen ra-
dierten Blättern befinden sich Hunderte, die gar keinen

künstlerischen Wert besitzen und nur auf die Lüstern-
heit des Käufers berechnet sind.

WALTHER GENSEL.

BÜCHERSCHAU.

„The Master E. S. and the Ars Moriendi" by Lionel
Cust. London, Clarendon Press.
Mr. Lionel Cust, der Direktor der englischen „National-
Portrait-Gallery", in Deutschland schon bekannt durch ein
Werk über Dürer, hat seine Studien über den obigen Gegen-
stand in einem interessanten Quartbande niedergelegt. Bei
Gelegenheit dieser Forschungen hat der Verfasser, der früher
Assistent im Kupferstichkabinet des British Museums war,
Gelegenheit gefunden, sein ehemaliges Lieblingsthema wieder
aufzunehmen. Vor allem aber muss Mr. Lionel Cust unsere
Genugthuung darüber ausgedrückt werden, dass durch seine
Thätigkeit die Universität Oxford sich endlich der Schätze be-
wusst geworden ist, welche das ihr zugewandte Vermächtnis
von Sir Francis Douce enthält. Lange hindurch waren diese
Kunstreichtümer in der Bodleian-Bibliothek so gut wie ver-
gessen und vergraben, und wurden meistens nur von fremden
Fachleuten in Augenschein genommen. Nunmehr hat Mr.
Lionel Cust damit begonnen, eine ernste Prüfung der dortigen
Sammlungen vorzunehmen und sein soeben herausgekom-
menes Werk stellt das erste wichtige Resultat der bezüg-
lichen Untersuchungen dar. Mit anerkennenswerter Offen-
heit erklärt der Autor, dass er bei seiner Arbeit nur in die
Fussstapfen von Prof. Max Lehrs (Dresden) und Geheimrat
Lippmann (Berlin) getreten sei, deren Fachautorität er ohne
Einschränkungen anerkennt. Den Gegenstand der vorliegen-
den Untersuchungen bildet ein Vergleich von elf Kupfer-
stichen aus der genannten Sammlung mit folgenden Werken:
Erstens, der kleine Satz von Kupferstichen, der jetzt all-
gemein dem „Meister E. S." oder dem „Meister von 1466"
zugeschrieben wird. Zweitens, ein sehr seltener Satz von
ziemlich unbehilflich ausgeführten Kopien jener Arbeiten
durch den Stecher, bekannt unter dem Namen „der Meister
von St. Erasmus". Drittens, die Holzschnitte in dem be-
rühmten Blockbuche „Ars Moriendi", für welches das British-
Museum im Jahre 1872 über 20000 M. zahlte. Dem Ver-
fasser (welcher Professor Lehrs Ansichten und Schlüssen
folgt) bereitet es keine Schwierigkeit zu beweisen, dass die
betreffenden Stiche in Oxford die Originale, und dass die
Holzschnitte in dem erwähnten Blockbuche etwas spätere
Nachbildungen resp. Kopien mit gewissen Änderungen und
Verbesserungen sind. Vorausgesetzt, dass diese Schlussfolge-
' rung richtig ist und dass das Blockbuch im Jahre 1440 oder
1441 entstanden ist, so müssen naturgemäss die Platten für
die erstgenannten Kupferstiche noch früher hergestellt sein,
mithin würde dieser Umstand die Vermutung verstärken,
dass die alten angegebenen und bisher vielfach als richtig
geltenden Daten für die Erfindung des Kupferstichs zu spät
gesetzt wurden. S-

„L'Arte negli arredi sacri della Lombardia" con

note storiche e descrittive di Luca Beltrami. 80 tavole
in eliotipia ed incisioni nel testo. Ulrico Hoepli, edi-
tore. Milano, 1807.

Im September des Jahres 1895 fand in den Räumen
des Palazzo del Seminario in Mailand eine Ausstellung kirch-
licher Geräte aus der Lombardei statt. Dieselbe hat der
j bekannten Firma Ulrico Hoepli in Mailand Anregung zur
Herausgabe der vorliegenden interessanten und schön aus-
 
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