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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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Borrmann, R.: Ausstellung der Ergebnisse der orientalischen Forschungsreisen des Herrn Dr. F. Sarre im kgl. Kunstgewerbemuseum in Berlin
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0163

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309

Nekrologe. — Personalnachrichten. — Preisverteilung. — Wettbewerbe.

310

Unter den Textilien befinden sich persische und
anatolische Teppiche, die besten Muster freilich nur
in Teilstücken. Ein türkischer Knüpfteppich, vielleicht
aus dem 17. Jahrhundert, blau gemustert auf rotem
Fond, von dem das Kunstgewerbemuseum ein bis
auf geringe Farbenabweichungen übereinstimmendes
Gegenstück besitzt, und auch sonst Wiederholungen
bekannt geworden sind, bestätigt die oft gemachte
Wahrnehmung, dass gute Muster entweder gleich in
mehreren Exemplaren hergestellt oder wenigstens
mehrfach reproduziert worden sind. Mit zum Besten
zählt ein persischer Seidenstoff aus dem Ende des
16. Jahrhunderts mit einer Märchendarstellung, be-
zeichnet mit dem Namen Gijat eddin.

Noch eines Ergebnisses der Sarre'schen Reise sei
hier zum Schlüsse dankbar gedacht, der Aufnahmen
nach den schwer zugänglichen sassanidischen Fels-
reliefs von Tagh-i-Bostan. Dieselben stellen den
König Khosroes II. (591 — 628) mit seinem Gefolge
in reichgemusterten Gewändern dar. Von jenen Ge-
wandmustern nun haben Sarre und sein Begleiter
genaue photographische und zeichnerische Aufnahmen,
sowie Abklatsche gefertigt und das gesamte Material
der Stoffsammlung des Museums zur Verfügung
gestellt. Es ist damit eine schätzenswerte und zuver-
lässige Grundlage für das Studium der Textilorna-
mentik jener Zeit und für den Vergleich mit gleich-
zeitigen, noch in den Originalen erhaltenen Seidenstoffen
gewonnen, von denen gerade die Berliner Sammlung
hervorragende Stücke besitzt. BORRMANN.

NEKROLOGE.

Dusseldorf. — Professor Wilhelm Sohn, der sich infolge
eines schweren Leidens seit länger als einem Jahre in der
Heilanstalt zu Pützchen bei Bonn aufhielt, ist dort am
16. März gestorben. Der Verstorbene war einer der be-
deutendsten Vertreter der Düsseldorfer Genremalerei ge-
wesen, die hauptsächlich durch seinen Einfluss in den
sechziger Jahren einen neuen Aufschwung genommen hatte.
Derselbe machte sich besonders nach der malerischen Seite
hin geltend, zuweilen sogar auf Kosten der geistigen Ver-
tiefung, oder, was am Ende weniger bedeutete, auf Kosten
des sogenannten Oedankeninhaltes. Es war hauptsächlich
das Studium der niederländischen Genremalerei, im Sinne
etwa des Leys, das Wilhelm Sohn von der anfänglich ge-
pflegten religiösen und historischen Malerei zum Kostüm-
bilde leichteren Inhalts übergehen liess. Wilhelm Sohn war
der Neffe des alten Professors Carl Ferdinand Sohn. Er wurde
am 29. August 1830 in Berlin geboren und kam 1847 nach
Düsseldorf in die Obhut seines Oheims, der damals neben
Schadow die hervorragendste Persönlichkeit an der Akademie
war. Die ersten grösseren Gemälde vonW. Sohn waren „Christus
auf dem Meere" (Kunsthalle, Düsseldorf 1853), „Christus am
Ölberg" (Friedenskirche zu Jauer in Schlesien 1855), „Geno-
veva" (Privatbesitz, Köln 1856). Den genrehaften Charakter
seiner reiferen Zeit tragen die nunmehr in rascher Folge
entstehenden, meist auch kleineren Bilder: „Verschiedene
Lebenswege" (Privatbesitz, Königsberg vor 1863), „Gewissens-
frage" (Karlsruhe, Galerie, Besitz des Grossherzogs von

Baden 1864), dann das hervorragendste Bild dieser Art
„Konsultation beim Rechtsanwalt" (Leipzig, Museum 1866),
das dem Künstler in Paris die goldene Medaille einbrachte
und von Professor E. Forberg gestochen wurde. „Liebes-
ahnen" und „Flandrische Hausfrau" (Galerie Behrens, Ham-
burg) fallen etwa in dieselbe Zeit. Im Jahre 1867 wurde
dem berühmt gewordenen Künstler, der auch schon eine
Reihe von Schülern um sich versammelt hatte, eine Lehrer-
stelle an der Akademie angeboten, die er aber erst 1874 an-
nahm. Als Professor der Akademie übte Sohn einen grossen
Einfluss auf seine Schüler und die ganze Düsseldorfer Genre-
| maierei aus. Viele der bedeutendsten der damals aus der
j Akademie hervorgegangenen Künstler entstammen seinem
Atelier, oder hatten doch wenigstens eine Zeitlang von seinem
höchst anregenden und namentlich in koloristischer Be-
ziehung wichtigen Einfluss Nutzen gezogen. Eduard von
Gebhardt war einer der ersten Schüler und wurde bald sein
Freund und Kollege an der Düsseldorfer Akademie, ebenso der
geistreiche Porträtmaler Hugo Crola und später Hugo Vogel,
der Professor an der Berliner Akademie wurde. Von den zahl-
reichen anderen Schülern seien noch genannt: Professor
Fritz Neuhaus, Professor Albert Baur, dann die leider schon
seit Jahren verstorbenen hochbegabten Aloys Fellmann und
Carl Hertel; ferner Kirberg, Henrik Nordenberg, F. Vczin
und als einer der Jüngsten Otto Heichert. Diese aufopfernde
Lehrthätigkeit, die sich auch noch auf eine sehr besuchte
Damenschule erstreckte, war wohl die Hauptursache, dass
Sohn's eigene künstlerische Produktivität nachliess. So wurde
ein von der Nationalgalerie bestelltes Bild „Abendmahls-
feier eines sterbenden jungen Mädchens in einem protestan-
tischen Patrizierhause" leider nicht fertig. Nur das grosse
monumental angelegte Bildnis der Gräfin L. vollendete
Sohn vor seiner schweren Erkrankung, die ihn in den letzten
Jahren seines Lebens an jeder Thätigkeit verhinderte. Wil-
helm Sohn war der Schwiegersohn seines Oheims geworden
und somit der Schwager seiner Vettern Carl Sohn und
Richard Sohn, die beide in Düsseldorf künstlerisch thätig
sind. Auch die Söhne von Carl Sohn haben schon mit Er-
folg unter dem Namen Sohn-Rethel (ihre Mutter ist die
einzige Tochter des grossen Alfred Rethel) ausgestellt.

P.

PERSONALNACHRICHTEN.
*, * Hofrat Paulus, der bisherige Geschäftsführer der
Münchener Secession, der seine Stellung zum 1. April nieder-
gelegt hat, wird nach Berlin übersiedeln und als Teilhaber
in die Kunsthandlung von Eduard Schulte eintreten.

PREISVERTEILUNGEN.

* „ * Von der Berliner Kunstakademie. Der Preis der
Dr. Paul Schultze-Stiftung zu einer einjährigen Studienreise
nach Italien ist dem Bildhauer Otto Beyer aus Schönfeld zu-
erkannt worden.

WETTBEWERBE.

Hamburg. — Wettbewerb um fünf Wandgemälde für
den grossen Saal des neuen Hamburger Rathauses. Von
den Gemälden sollen zwei grössere auf den westlich und
östlich gelegenen Schmalseiten des Saales ihren Platz finden,
während drei kleinere für die nördliche Wand desselben
bestimmt sind. Es sollen dargestellt werden: 1. Für die
Westwand das Mittelalter mit speciellem Hinblick auf die
Gründung Hamburgs. 2. Für die Nordwand die Zeit der
 
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