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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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Die deutsche Kunstausstellung in Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0193

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.

HERAUSGEBER:

ULRICH THIEME und RICHARD GRAUL

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstrasse 15.

Neue Folge. X. Jahrgang. 1898/99. Nr. 24. 10. Mai.

Redaktionelle Zuschriften nimmt ausser Herrn Dr. U. Thieme, Leipzig, Erdmannstr. 17 auch Herr Dr. A. Rosenberg,
Berlin W., Heinrich Kiepertstrasse 84 entgegen.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den Sommer-
monaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende
Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. - Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden, leisten Redaktion und Verlags-
handlung keine Gewähr. Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen ausser der Verlagshandlung die Annoncenexpeditonen von Haas en-
stein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

DIE DEUTSCHE KUNSTAUSSTELLUNG
IN DRESDEN.

In Anwesenheit Ihrer Majestäten und des Hofes
wurde am 20. April die hiesige Ausstellung, als erste
des Jahres, eröffnet. Nach einer kurzen Anrede des
Vorsitzenden Prof. Kuehl und Gesangsvorträgen des
Kreuzkirchenchors erfolgte ein Rundgang der hohen
Herrschaften. Es zeigte sich, dass eine sehr interessante
Ausstellung zu stände gekommen ist, die besonders
infolge ihres meist recht glücklichen Arrangements mit
Sicherheit auf den wohlverdienten Erfolg bein Publikum
rechnen darf.

Der Eintrittskuppelraum allerdings weist eine
etwas absonderliche Gartentreillagen - Dekoration auf,
und auch der Hauptsaal, diesmal wiederum der Plastik
eingeräumt, gehört nicht zu den gelungensten Leistungen.
Das obere Viertel ist als Estrade benutzt, vorn sind
die Wände im unteren Teil als Grottenwand ausge-
baut, über der die hohen Fenster sich schlecht aus-
nehmen, und die mit unglücklich gewählten und
hässlich aufgetragenem Gelb und Blau bemalt ist. Auf
diesem Hintergrund steht kaum eine der Skulpturen
gut, ganz abgesehen davon, dass vier Fünftel überhaupt
frei stehen sollte. Die Fenstergläser sind mit dünner
blauer Farbe überstrichen. Menschen sehen in diesem
Raum wie Leichen aus; den vielen patinierten und
polychromen Bildwerken ist dieses Licht auch nicht
gerade günstig.

Von den beiden grossen Hauptflügeln ist der
rechts vom Eingang den Secessionisten, der linke den
Kunstgenossenschaften eingeräumt.

Im ersten Saal rechts finden wir die Düsseldorfer
und die Worpswedes Letztere haben sich angestrengt,
um auf ihren Erfolg von vor zwei Jahren eine Steige-

rung zu setzen. Es sind sehr gute Bilder darunter.
Im nächsten Münchener Saal trifft man auch treff-
liche Sachen von Habermann, L. Herterich, Stuck,
Slevogt u. a. — es sind aber meist gute alte Bekannte.
Hier zeigt es sich, wieviel besser das System war,
das man auf Anregung von Prof. Bantzer vor zwei
Jahren befolgt hatte. Die Kommission schickte je
einen Vertreter an die verschiedenen Kunststätten, und
dieser suchte sich nicht nur die Maler einzeln heraus,
sondern wählte auch die Bilder, die er haben wollte.
So kam vielleicht die beste Ausstellung zu stände, die
wir seit langem zu sehen bekommen haben. Heuer
wurden nur Einladungen an die verschiedenen Künstler-
vereinigungen geschickt, und lokale Comites besorgten
die Auswahl der Werke.

Im folgenden Dresdener Saal darf ich wohl etwas
länger verweilen, da in Dresden die Dresdener Kunst doch
am meisten Interesse beansprucht. Robert Sterl hat
zwei grössere treffliche Arbeitsscenen, ein Frauenbildnis
und eine Landschaft eingeschickt. Von Pepino sieht
man ein ganz ausgezeichnetes Bildnis eines Mädchens
in violettem Kleid auf einem Kanapee sitzend. Ein
feiner Geschmack zeigt sich in der vornehmen Farben-
zusammenstellung; die Auffassung und der Vortrag
sind frei von aller Sucht nach äusserem Effekt. Pietsch-
mann hat eine Reihe ziemlich ungleicher Bilder aus-
gestellt, unter denen die Abendlandschaft mit den
Badenden hervorragt und fast wie ein alter Meister
wirkt. Prof. Bantzer ist neben dem schon bekannten
hessischen Bauerntanz und dem hessischen Bauern-
mädchen durch einen neuen schönen Waldessaum
vertreten. Ferner giebt es mehrere prächtige, sonnige
W. Ritter, schöne Müller-Breslau (darunter auch ein
Figurenbild), einen gelungenen Reichenbach u. s. w.
Von plastischen Arbeiten sind P. Pöppelmann's Statuette
 
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