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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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Rosenberg, Adolf: Die große Berliner Kunstausstellung, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0211

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Personalnachrichten. — Wettbewerbe. — Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen.

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hofs in Leuthen von Carl Röchling in Berlin, und das
dreiteilige Bild mit Scenen aus dem mörderischen
Kampf um Beaune-la-Rolande von Erich Mattschass
in Düsseldorf. Von früheren Ausstellungen bekannt
sind Ludwig Fahnenkrog's phantastisches, in der Er-
findung wie in der Beleuchtung höchst eigenartiges
Bild „Lucifer sagt sich mit seinem Anhang von Gott
los" und die an dieser Stelle schon näher gewürdigte
„Jagd nach dem Glück" von G. Rochegrosse. An
Reichtum der Phantasie und an Kühnheit der Dar-
stellung übertrifft diese Bilder noch die „Vanitas" von
der geistvollen Cornelia Paczka- Wagner, eine in den
Einzelheiten leider etwas unklare, aber im Ganzen
doch ungemein wirksame symbolische Komposition,
welche mit reichem koloristischen Aufwände den Tanz
der Menschheit um das goldene Kalb und die bitteren
Enttäuschungen in dem Kampf um Ruhm, Ehre, Reich-
tum und Glück schildert.

Auf die Sammelausstellungen, die der Berliner
Ausstellung ein besonders charakteristisches Gepräge
geben, werden wir in einem zweiten Artikel eingehen.

ADOLF ROSENBERG.

PERSONALNACHRICHTEN.

*„* Zur weiteren Ergänzung des Lehrkörpers der Kunst-
akademie in Karlsruhe ist der Maler Friedrich Fehr aus
München berufen worden.

WETTBEWERBE.

A. R. Infolge des Preisausschreibens der deutschen
Studentenschaft zur Erlangung von Entwürfen für Bismarck-
säulen, die an hervorragenden Orten des deutschen Vater-
landes errichtet werden sollen, sind 320 Entwürfe auf etwa
1000 Blättern eingegangen. Das aus hervorragenden Archi-
tekten wie Wallot, Ende undThiersch zusammengesetzte Preis-
gericht sprach die drei ersten Preise den drei Entwürfen des
Architekten Wilhelm Kreis, einem erst 24jährigen Manne, zu,
der gegenwärtig in Wallot's Atelier in Dresden arbeitet. Sieben
weitere Preise erhielten die Architekten W. Frankel, R. Risse
und H. Hickisch in Dresden, T. Möbius in Leipzig, F. Möller
und G.Räckgauer'm Berlin und W.Brurein in Charlottenburg.
Die Preise bestanden in eisernen Eichenzweigen. Von den ein-
gegangenen Entwürfen sind etwa 150 jetzt in der Westhalle
des Landesausstellungsgebäudes in Berlin zur Besichtigung
gestellt worden. Der Umstand, dass in dem Preisausschreiben
angegeben worden war, dass auf der Höhe der Säulen an
patriotischen Festtagen Freudenfeuer entzündet werden sollen,
hat die Mehrzahl der Bewerber zur Komposition von Thürmen
und thurmartigen Aufbauten, von riesigen Altären u. dgl.
veranlasst, während der Gedanke an eine Säule nur verhält-
nismässig selten zum Ausdruck gebracht worden ist. Da-
durch haben jene Bewerber freilich den Vorteil einer viel
wirkungsvolleren Komposition gehabt, als sie eine einfache
Säule geboten hätte, und es muss anerkannt werden, dass
in den meisten Entwürfen dieser Art ein grosser Reichtum
an Phantasie und Gestaltungskraft entfaltet worden ist. Vor
allem ist das Trotzige, Gigantische, das doch so eng mit
jeder Erinnerung an Bismarck verbunden ist, meist sehr
glücklich, namentlich in einigen Entwürfen von cyklopenbau-

artigem Charakter, zur Erscheinung gekommen, besonders
auch in dem einen der drei Kreis'schen Entwürfe (mit dem
Motto „Götterdämmerung"), den die deutsche Studenten-
schaft zur Ausführung in Friedrichsruh und in Strassburg
i. E. zum Preise von je 20000 M. bestimmt hat. Es ist ein
massiger viereckiger Turm von 17,5 m Höhe, dessen drei-
stufiger Unterbau an der Vorderseite durch eine ins Innere
führende Treppe durchschnitten wird. Aus den vier Ecken
des Thurmes treten vier kräftige Säulen hervor. Über dein
wuchtigen Sims steigt ein niedriger Rundbau auf, der zur
Aufnahme des metallenen Beckens für das Feuer dient. Von
plastischem Schmuck ist völlig abgesehen worden bis auf
ein über der Eingangsthür angebrachtes Reichswappen. Im
allgemeinen hat dieser Wettbewerb abermals bewiesen, dass
ein grosser, idealer Zug durch unsere Architektur geht, der
namentlich die jüngeren Baukünstler mächtig ergriffen und
vom Kleinlichen und Trivialen abgelenkt hat. Es ist übri-
gens beschlossen worden, sämtliche preisgekrönte Entwürfe
vervielfältigen zu lassen und sie den Universitäten und
Städten zu beliebiger Auswahl zuzusenden. Dadurch wird
der Einförmigkeit in der Errichtung solcher Denkmäler, die
man nach der Preisausschreibung befürchtet hatte, vor-
gebeugt.

DENKMÄLER.

Neustadt (Hardt). Für ein zu errichtendes Bismarck-
Denkmal sind bisher über 17000 M. gezeichnet worden.
Nach der Ausführung desselben wird die Pfalz drei Bismarck-
Denkmäler besitzen, zu Zweibrücken, Kaiserslautern und
Neustadt und ausserdem den Bismarck-Thurm auf dem Peters-
kopf bei Dürkheim. -u-

Würzburg. Die Stadtvertretung hat die Errichtung eines
Reiterslandbildes für den Prinzregenten von Bayern be-
schlossen, das am 12. März 1901, dem 80. Geburtstage des
Prinzregenten, enthüllt werden soll. -u-

Rostock. Die neuen Modelle des Bildhauers Wand-
schneider in Berlin für das Denkmal des verstorbenen Gross-
herzogs Friedrich Franz III. von Mecklenburg wurden von
der Denkmalkommission genehmigt und zur Ausführung,
wahrscheinlich in Erz, bestimmt. -u-

Arnstadt. Das Comite für die Errichtung eines Willi-
bald Alexis-Denkmals erlässt wiederum einen Aufruf zur
Einsendung von Beiträgen für ein Denkmal, das dem Dichter
in Arnstadt, wo er die letzte Zeit seines Lebens zubrachte,
errichtet werden soll. -u-

Zerbst. Am 30. April wurde das von den Wehrvereinen
errichtete, von Bildhauer Friedrich Pfannschmidt in Berlin
ausgeführte Moltke-Denkmal feierlich enthüllt. -u-

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

Venedig. — Aus der hiesigen Galerie der Akademie ist
zu berichten, dass das berühmte Gemälde des G. Bellini,
die Madonna mit den beiden Bäumchen von 1487, einer
Reinigung unterzogen worden ist, gelegentlich der Schenkung
eines prächtigen Rahmens von Seiten des Com. Guggenheim.
— Der tüchtige Galeriedirektor Cantalamessa, der nur eine
Stimme in der für solche Arbeiten eingesetzten Kommission
hat, konnte es nicht abwenden, dass diese „Reinigung" eine
solch vollständige wurde, dass von dem Zauber dieses un-
vergleichlichen Bildes, von seinem Helldunkel und seinem
weichen Kolorit wenig mehr übrig geblieben ist. Man vergass,
dass man es nicht mit einem anatomischen Präparat zu thun
hat, wo auf den Grund zu kommen absolut nötig sein mag,
sondern mit einem Kunstwerk, dessen Sezierung interessant
 
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