Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0221

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
425

Sammlungen und Ausstellungen.

426

Haverkamp in Friedenau auf Grund einer engeren Kon-
kurrenz übertragen worden, an der ausser ihm noch die
Bildhauer Janensch, Böse und Petri in Berlin beteiligt waren.

Paris. — Am 14. Mai wurde auf dem Grabe Charles
Floquefs auf dem Pere-Lachaise sein Denkmal enthüllt.
Auf einer hohen granitenen Säule erhebt sich die bronzene
Büste des berühmten Politikers. Davor befindet sich eine
Rednertribüne, zu der ein junges Weib, die Republik, hinan-
steigt, um einen Lorbeerkranz niederzulegen. Das Denkmal
ist ein Werk des Architekten Formige und des Bildhauers
Dalou. a.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

London. — Die am 17. Mai d. J. erfolgte Grundstein-
legung des neu zu errichtenden „ Victoria-Albert-Museums"
durch die Königin Victoria, wird in der Kunstgeschichte
Englands stets als ein besonders denkwürdiges Ereignis ver-
zeichnet werden, weil es den letzten öffentlichen Regierungs-
akt darstellt, den die Herrscherin des Landes persönlich zu
vollziehen gewillt ist. Das künftige „Victoria-Albert-Museum"
soll in der Hauptsache die Möglichkeit gewähren: die bis-
her im South-Kensington-Museum untergebrachten Kunst-
schätze, in beiden Gebäuden unter geeigneter sachlicher
Gruppierung, so aufzustellen, dass sie nicht nur gesehen,
sondern auch, wie es die Tendenz der Kunstanstalt mit sich
bringt, wirklich zum Studieren mit Vorteil benutzt werden
können. In zweiter Linie bietet das neue Institut die einzige
Möglichkeit, die bestehenden Kunstsammlungen zu ergänzen
und zu erweitern, da die Raumbeschränkung bereits eine
so drückende geworden war, dass sie für ein öffentliches
Staatsmuseum als geradezu unwürdig bezeichnet werden
muss. Wenn schon dies herbe Urteil für die Innenver-
hältnisse sich mehr oder minder laut zu erkennen gab, so
kamen jedoch Sachverständige und Kunstliebhaber darin
überein, dass die Aussenfront des South-Kensington-Museums
nach Cromwell-Road hin zweifellos einen Schandfleck Lon-
dons darstellte. Mit einem Worte: es war die höchste Zeit,
dass das Parlament 10 Millionen Mark bewilligte, um durch
einen imposanten Prachtbau das seit Jahren dort bestehende
Chaos von Ruinen und Trümmerhaufen zu verdecken. Der
ältere Teil des South-Kensington-Museums bleibt also be-
stehen, aber seine Aussenseite wird dem Auge verhüllt.
Der von dem Architekten, Mr. Aston Webb, hergestellte
Entwurf giebt ein anschauliches Bild der schönen, von
Türmen und Kuppeln überragten Baulichkeit, die mit ihrem
Centralportale in Cromwell-Road liegt. Durch die Haupt-
fassade, die in der gedachten Strassenfront 700 Fuss ein-
nimmt, wird der unschöne Teil des South-Kensington-
Museums vollständig verdeckt. Die kleinere Front (300 Fuss)
des Neubaues liegt in Exhibition-Road. Sämtliche Bau-
lichkeiten erhalten vier Etagen von galerieförmiger Kon-
struktion, von denen die drei ersten sehr ausgiebiges Seiten-
licht, die vierte Etage aber Oberlicht erhält. Der übrig
bleibende Flächenraum (im ganzen 250000 Quadratfuss)
kommt in Form glasüberdeckter Höfe zur Verwertung. Diese
unter sich verbundenen und in einer Flucht liegenden Höfe
haben eine Länge von 600 Fuss. Die Hauptschwierigkeit
für den Architekten bestand nicht nur in der Aufgabe, das
winkelige Chaos aufzuräumen und zu verdecken, sondern
vor allem den alten Baubestand mit dem neuen Werk zu
verschmelzen. Der Entwurf lässt den Charakter eines mäch-
tigen Renaissancebaues erkennen. Die mit Kuppeln ver-
sehenen Hauptpavillons treten aus der Fassade heraus und
unterbrechen dieselbe rechtwinkelig. Der grosse Centrai-

eingang wird durch eine Kuppel mit Laterne, 150 Fuss hoch,
überragt. Die Fensterreihe der ersten Etage gliedert sich
durch Nischen, die mit bezüglichen Figuren besetzt werden
sollen. Vor dem Gebäude wird eine Marmorgruppe, die
Königin Victoria und Prinz Albert darstellend, aufgestellt
werden. Der westliche Flügel des neuen Instituts nimmt die
orientalischen Kunst- und kunstgewerblichen Gegenstände
auf. Der Mittelbau wird dazu dienen, um eine wesentliche
Vermehrung der europäischen Kollektionen durchführen zu
können, während in dem östlichen Flügel Leihausstellungen
aller Art, sowie die Schülerarbeiten-Ausstellung u. s. w. statt-
findet. Endlich ist dieser Teil des neuen Gebäudes auch
dazu bestimmt, Räume für die erweiterte Kunstschule abzu-
geben. Ein umfangreiches Stadtviertel Londons bedeckt
I sich auf diese Weise binnen wenigen Jahren mit Museen
j oder wissenschaftlichen Staatsinstituten. Auf derselben Seite
'. wie der Neubau, aber getrennt durch Exhibition-Road, liegt
noch das Naturhistorische Museum, gleichfalls wie ersterer
mit einer Strassenfront von 700 Fuss. Hinter letzterem er-
hebt sich in kolossalen Abmessungen das „Imperial Institute",
eine Art von Kolonialmuseum, in dem ausserdem provisorisch
die indische Kunstabteilung untergebracht wurde. Möglicher-
weise wird dies Institut seine Räume für die neu zu gründende
Universität abgeben. Hinter diesen Bauten erhebt sich
„Albert Hall", dann die Musikschule, ein Polytechnikum und
die Schule für Kunststickerei. Ausserdem sind 6 Millionen
Mark bewilligt, um dem „Imperial Institute" gegenüber, und
gleichwie dieses eine ganze Strassenfront einnehmend, einen
Monumentalbau ersten Ranges aufzuführen, in dem das
«Royal College of Science" seinen Sitz aufschlagen wird.
Den pomphaften Abschluss für diese Museen und Pracht-
bauten bildet das herrliche Albert-Denkmal, das sogenannte
„Albert Memorial", das die Königin Victoria ihrem Ge-
mahl setzen Hess. r?

London. — Jahresbericht der „National-Gallery". Zur
Orientierung soll sofort bemerkt werden, dass unter der
Oberaufsicht Sir Edward Poynter's nicht nur die „National-
Gallery" in Trafalgar Square steht, sondern gleichzeitig auch
die „British National Gallery", welche die modernen eng-
lischen Kunstwerke enthält. Da über den Zuwachs an
Bildern u. s. w., den beide Institute im verflossenen Jahre
aufzuweisen hatten, regelmässig berichtet wurde, so kann es
sich an dieser Stelle nur noch um die Ergänzung einiger
statistischen Daten handeln. In den Wochentagen wurden
die Sammlungen in Trafalgar Square im Jahre i8g8 von
422913 Personen, und ausserdem an 31 Nachmittagen des
Sonntags von 30635 Personen besucht. Endlich erhielten
39349 Personen als Studierende und Kopisten besondere
Vergünstigungen. In derselben Weise korrespondieren die
Zahlen 190994, 41853 und 27910 für die „British National
Gallery". Bei dieser Gelegenheit kann mitgeteilt werden,
dass der Bau, welcher letzteres Institut fast um die Hälfte
seines Raumgehalts erweitern wird, fast vollendet ist.
Mr. Hawes Turner wurde zum technischen Direktor der
„National Gallery", an Stelle des pensionierten Mr. Eastlake,
ernannt. 0*

Berlin. — Dem Kunstgewerbe-Museum ist für einige
Zeit eine grössere Sammlung Frankenthaler Porzellan durch
das gütige Entgegenkommen des Besitzers, Herrn Dr.J.Kochen-
burger in Berlin, zur Ausstellung überlassen worden. Die
Sammlung, welche im Schlüterzimmer hinter dem Goldsaal
aufgestellt ist, enthält sowohl Geschirre, wie Figuren und
Gruppen aus allen Zeiten der Fabrik, so dass durch sie ein
Bild von der umfangreichen Thätigkeit der Manufaktur ge-
geben wird. Die Gründung der Fabrik erfolgte 1755 durch
 
Annotationen