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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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Redlich, Paul: Simon von Aschaffenburg: (zur Cranach-Ausstellung in Dresden)
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0228

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Nekrologe. — Denkmäler.

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seiner Halleschen Schaffensperiode wird unser Meister
niemals „Simon von Aschaffenburg" genannt, sondern
es ist immer nur von „Meister Simon« oder „Meister
Simon dem Maler« die Rede. Und wenn wir den
Meister später in Aschaffenburg antreffen, so können
wir auch nicht sagen, er sei in seinem Alter in seine
Heimat zurückgekehrt. Vielmehr war seinem Herrn,
dem Kardinal Albrecht, der Aufenthalt in Halle ver-
leidet durch das Fortschreiten der Reformation, der
schliesslich 1541 auch seine Lieblingsschöpfung, das
Neue Stift, berühmt durch seine mit Kunstwerken
aller Art und dem kostbarsten Reliquienschatz aus-
gestattete Kirche, zum Opfer fiel. Er lebte daher seit
Ausgang der 30er Jahre fast ausschliesslich in seiner
Mainzer Diöcese und hier wieder zumeist auf seinem
Schlosse zu Aschaffenburg. Es ist daher nicht be-
fremdlich, wenn wir auch den Meister Simon, der
sehr wahrscheinlich der Hofmaler des Kardinals ge-
wesen ist, in den 1540er Jahren in Aschaffenburg
finden.

Ober die Herkunft des Meisters geben uns so-
nach die litterarischen Nachrichten keinerlei Aufschluss,
und ebensowenig über den Beginn seiner Thätigkeit
für den Kardinal. Es ist sehr wohl möglich, dass
er als junger Mann in den 20er Jahren, ja schon im
2. Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts für den Kardinal
beschäftigt war und dass eine Anzahl der Aschaffen-
burger Bilder, die (wie ich ebenfalls nachweisen werde)
zum grössten Teil der Stiftskirche zu Halle ent-
stammen, von ihm herrühren, ja dass er auch an den
Holzschnitten des Halleschen Heiligtumsbuches be-
teiligt ist und vielleicht auch einige der Miniaturen
des grossen Aschaffenburger Heiligtumscodex (sogen.
„Domschatz") geschaffen hat.

Doch wie dem auch sei, so ist es jedenfalls für
diejenigen, welche sich mit der Cranach-Pseudogrüne-
wald-Frage näher beschäftigen, von Wichtigkeit, be-
stimmte Anhaltspunkte über den Meister Simon zu
besitzen. Bedauerlich freilich bleibt es, dass uns die
Nachrichten über die Hauptfrage, über die künstlerische
Herkunft des Meisters, die Auskunft verweigern.

PAUL REDLICH.

NEKROLOGE.

f Leipzig. — Am 30. Mai verstarb hochbetagt am Herz-
schlag der bekannte Historienmaler Professor Lorenz Clasen.
Er wurde am 14. Dezember 1812 in Düsseldorf geboren,
war seit 1829 Schüler der dortigen Akademie unter Th.
Hildebrandt und lebte seit 1855 in Leipzig. Ausser zahl-
reichen Tafelbildern malte er einen Teil der Fresken im
Rathause zu Elberfeld (1844) und im Römersaal in Frank-
furt das Porträt Kaiser Konrad's II. Durch zahlreiche Nach-
bildungen sind bekannt Clasen's „Germania auf der Wacht
am Rhein" (Rathaus in Krefeld) und das Pendant „Germania
auf dem Meere".

Paris. — Die grosse Tiermalerin Rosa Bonheur ist am
25. Mai auf ihrer Besitzung By bei Fontainebleau nach

kurzem Krankenlager gestorben. Geboren am 16. März 1822
zu Bordeaux, debütierte sie im Jahre 1845 'm Salon mit
einem kleinen Bilde „Kaninchen". Ihr erster grosser Erfolg war
die „Feldarbeit in Nivernais", die vom Staate für 20000 Frks.
erworben wurde und jetzt im Luxembourg hängt (1849).
Bald folgte ihr berühmtestes Bild „Der Pferdemarkt" (1853,
jetzt in Amerika) und die „Heuernte in der Auvergne", die
ihr gelegentlich der Ausstellung vom Jahre 1855 die goldene
Ehrenmedaille einbrachte. Sie war eine europäische Be-
rühmtheit geworden, deren Bilder zu unerhörten Preisen,
hauptsächlich nach England und Amerika gingen. Die
Pariser selbst bekamen seitdem selten mehr etwas von ihren
Werken zu sehen, da sie seit 186g nie im Salon ausstellte.
Die Überraschung war daher nicht gering, als sie dieses Jahr,
nach dreissigjähriger Pause, ein kleines Bild, eine „einfache
Visitenkarte", wie sie sich ausdrückte, einschickte. Ihre ein-
siedlerische Lebensweise, ihre männliche Kleidung sind oft
geschildert worden. Nach dem Tode der Frau Furtado-Heine
war sie der einzige weibliche Offizier der Ehrenlegion. Ob
der ausserordentliche Ruhm, den sie bei Lebzeiten genossen,
ihr nach dem Tode ungeschmälert bleiben wird, ist fraglich;
jedenfalls aber werden ihre Hauptwerke, wegen der lebendigen
Charakteristik und der tadellosen und kraftvollen Zeichnung,
stets einen ehrenvollen Platz in der Geschichte der Tier-
malerei einnehmen. G.

Paris. — Am 18. Mai starb zu Paris der Graf Henri
Delaborde. Geboren 1811 zu Rennes, ergriff er zunächst
den Malerberuf und errang im Jahre 1847 im Salon eine
erste Medaille, widmete sich aber später ganz den kunst-
historischen Studien. Eine Zeit lang war er Direktor des
Pariser Kupferstichkabinets, später ständiger Sekretär der
Akademie der schönen Künste. Erst im vorigen Jahre legte
er dieses Amt in Rücksicht auf sein hohes Alter nieder.
Ausser einer Menge kleinerer Studien, die er in mehreren
Bänden vereinigt hat, veröffentlichte er die Briefe Hippolyte
Flandrins, ein Werk über Ingres, mehrere Werke über die
Geschichte des Kupferstichs und endlich eine Geschichte der
Akademie der schönen Künste. o.

DENKMÄLER.

Breslau. — Wie früher mitgeteilt worden ist, hatte das
Comitefür die Errichtung eines Bismarckdenkmals in Breslau
fünf Bildhauer zu einem Wettbewerbe aufgefordert. Peter
Breuer, Adolf Brütt, Karl Hägers, Fritz Schneider, Joseph
Uphues. Ausser Hilgers, der in Florenz lebt, gehören sie
alle zur Bildhauergemeinde Berlins, die infolge der dort jetzt
wie am Anfang des Jahrhunderts reichlich fliessenden Auf-
träge in stetigem Wachstum begriffen ist und in ihren
Leistungen auf einem recht erfreulichen Niveau steht. Die
genannten Künstler haben jetzt ihre Entwürfe eingeliefert.
Sie sind im Schlesischen Museum der bildenden Künste
öffentlich ausgestellt. Der für die Aufstellung des Denkmals
endgültig ausersehene Platz, der Königsplatz, bedeutet eine
glückliche Wahl. Es kommt dort seitlich zu einer Verkehrs-
ader, der Friedrich W. Cluhnstrasse, vor dem kurzen Stadt-
grabenlauf zu stehen, die vom Königsplatz zur Königsbrücke
führt. Brütt ist der einzige, der das Denkmal dicht ans
Ufer des Stadtgrabens rückt; Uphues will hinter dem Denk-
mal, dessen Anlage an die der Berliner Siegesallee erinnert,
I einen aus Bäumen gebildeten Hintergrund aufrichten; er hat
auch einen Plan zur künstlerischen Ausgestaltung des ganzen
Platzes durch Bankanlagen, Springbrunnen und Balustraden
eingesandt, für deren Ausführung aber die vorhandenen
Mittel wohl nicht ausreichen dürften. Die übrigen drei
 
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