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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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Ehrenberg, Hermann: Peter Flötner und die deutsche Plakette
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0237

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Bücherschau. — Nekrologe. — Personalnachrichten. — Denkmäler.

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metrischer Beziehung, und seinen überquellenden
Reichtum an Erfindungen ornamentaler Natur, so ist
es nicht zu viel gesagt, wenn Flötner von Lange zu
den ersten deutschen Künstlern des 16. Jahrhunderts
gezählt wird. Es ist tragisch, dass ein solcher Mann
zu Lebzeiten trotz allen Fleisses häufig hat Not leiden
müssen und vergeblich auf den wohlverdienten Lohn
seiner Thätigkeit gewartet hat; es ist beschämend,
dass volle 350 Jahre nach seinem Tode vergehen
mussten, ehe er die gebührende Anerkennung seines
Wirkens fand; mit freudiger Genugthuung aber er-
füllt es uns, dass in unseren Tagen endlich ein Wandel
eingetreten ist. Flötner hat durch Lange's Werk ein
litterarisches Denkmal erhalten, welches mit so liebe-
voller Hingabe, mit so tief eindringender Sachkunde
und mit so feinem Verständnis künstlerischen Schaffens
dem Meister gerecht wird, dass die Ehrenschuld ver-
gangener Zeiten vollkommen getilgt erscheint.

H. EHRENBERG.

BÜCHERSCHAU.

f Florenz. — Bei Bernard Seeber, Loescher und Seeber's
Nachfolger ist soeben der Catalogo antiquario Nr. q er-
schienen, welcher kunstgeschichtliche Bücher enthält, die
zum grössten Teil der Bibliothek des bekannten Kunst-
historikers J. A. Crowe entstammen. Es sind im ganzen
1539 Nummern, 340 davon behandeln die allgemeine Kunst-
geschichte, 842 die Malerei, Skulptur, Architektur u. s. w.,
den Rest bilden Kataloge öffentlicher und privater Samm-
lungen und Städteführer. Der Katalog wird auf Verlangen
gratis verschickt.

NEKROLOGE.

f Davos. — Am 3. Juni starb nach längerem Leiden
einer der bedeutendsten Schweizer Maler August Baud-Bovy.
Er wurde am 26. Februar 1848 in Genf geboren, studierte
in Paris, wo er mit Corot, Courbet, Puvis de Chavannes u.s. w.
in freundschaftlichem Verkehr stand. Baud-Bovy malte meist
Alpenlandschaften und pflegte im Pariser Salon auszustellen.
Besonders bekannt ist der Name des Verstorbenen durch
das „Panorama der Berner Alpen", das er gemeinsam mit
Burnand und Füret geschaffen hat. Es war zuerst auf der
Weltausstellung in Chicago und dann in Brüssel und Genf
ausgestellt.

London. — Im Alter von 47 Jahren starb am 17. Mai der
in England sehr bekannte Zeichner und Karikaturist Alfred
Bryan. Seine besten Arbeiten lieferte er für die „Illustrated
Sporting and Dramatic News". Er hatte seine Kunstthätig-
keit früh begonnen, blieb seiner Specialität von Anfang bis
zu Ende treu und wechselte niemals seinen Stil. Nament-
lich interessierte ihn alles was mit der Schauspielkunst zu-
sammenhing. In der Darstellung der Künstler dokumentierte
er einen gutmütigen Spott, der aber die Schwächen und
das Charakteristische, sowie intime Züge seiner Sujets deut-
lich erkennen Hess. Seine Porträts waren sehr ähnlich und
nur aus dem Gedächtnis hergestellt, da er niemals Präli-
minarentwürfe machte. Sein satyrischer Stil kann als ent-
schieden, markiert, aber nicht als anmutig bezeichnet werden.

London. — Am l.Juni starb John Smart in Edinburgh,
der als Maler schottischer Hochlandsscenen einen guten Ruf
in ganz England besass. Der Künstler war 1838 in Leith
als der Sohn eines dort angesehenen Kupferstechers geboren.
Im Jahre 1851 finden wir John Smart bereits thätig als
Zeichner und Kupferstecher. Seine eigentliche Laufbahn
als Maler begann der genannte 1860. Der Künstler wurde
1877 zum Mitgliede der schottischen Akademie erwählt und
begründete die schottische Gesellschaft der Aquarellisten.

0 Der Landschaftsmaler Otto von Kameke ist am 8. Juni
in Berlin im 74. Lebensjahre gestorben. Er hatte ursprüng-
lich die militärische Laufbahn eingeschlagen und nahm erst
1860 als Hauptmann seinen Abschied, um sich der Kunst
zu widmen. Nach zweijährigem Naturstudium, besonders
in Italien, ging er zum Besuch der Kunstschule nach Weimar,
wo er sich anfangs an Böcklin und Michelis, später an den
Grafen Kalckreuth anschloss, dessen poetische, grossartige
Auffassung der Gebirgswelt auf ihn von entscheidenden
Einfluss wurde. Seine Spezialität wurde die Schilderung
der schweizerischen, tirolischen und deutschen Hochalpen.
Daneben pflegte er, besonders in neuerer Zeit, die Strand-
landschaft nach Motiven von Rügen und der Ostseeküste,
wobei er sich mehr den Stimmungslandschaften näherte.
Mit grosser koloristischer Virtuosität verband er einen stark
ausgeprägten Sinn für plastische Wirkungen.

G Der Bildhauer Gustav Landgrebe, ein Schüler der
Berliner Akademie und des Bildhauers August Fischer, der
sich besonders auf den Gebieten des Dekorativen und der
Kleinplastik bethätigt hat, ist am 11. Juni in Berlin im
62. Lebensjahre gestorben.

PERSONALNACHRICHTEN.

Haag. — Dr. Abraham Bredius hat im zehnten Jahr seiner
Amtsführung als Direktor des Mauritshuis im Haag sein
Entlassungsgesuch eingereicht. Der Grund zu dieser Ent-
schliessung liegt in Differenzen mit dem Kunstreferenten im
Ministerium Ihr. de Stuers, dessen vexatorischer Bureau-
kratismus die Entwicklung der holländischen Kunstsamm-
lungen ernstlich gefährdet. Und doch war einst — vor
25 Jahren — de Stuers einer der Vorkämpfer um die wissen-
schaftliche Erforschung und Sammlung der holländischen
Malerei, ist doch seine 1874 erschienene Notice historique
et descriptive der Gemäldesammlung im Mauritshuis eine
grundlegende Arbeit gewesen. Aber derselbe Mann ist es
gewesen, der das Rijksmuseum zu Amsterdam als das ab-
schreckende Beispiel eines von Grund aus verfehlten und
schlecht eingerichteten Museumsbaues schuf, und dessen
reaktionäre Gesinnung jetzt den Fortschritt der holländischen
Kunstinstitute lähmt. Dr. Cornelius Hofstede de Groot war
das erste Opfer der de Stuers'schen Diktatur; es wäre, welcher
Art immer die Veranlassung sein mag, eine Ungeschicklich-
keit grober Art, wenn auch Bredius bureaukratischer Wichtig-
thuerei zum Opfer fiele. Die gesamte holländische Presse
behandelt den Fall in spaltenlangen erregten Artikeln.

DENKMÄLER.

O Berlin. — Ein Denkmal von Hermann von Helm-
holtz, einem der Heroen der modernen Naturwissenschaft,
ist am 6. Juni im Vorgarten des Universitätsgebäudes, vor
dem Haupteingang, in Gegenwart der Kaiserin feierlich ent-
hüllt worden. Es ist ein Werk des Professors Ernst Herter,
der den Auftrag auf Grund eines engeren Wettbewerbes
 
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