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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 10.1899

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Neuwirth, Josef: Giotto und die Kunst Italiens im Mittelalter
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https://doi.org/10.11588/diglit.5773#0257

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.

HERAUSGEBER:

ULRICH THIEME und RICHARD GRAUL

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstrasse 15.

Neue Folge. X. Jahrgang. 1898,99. Nr. 32. 24. August

Redaktionelle Zuschriften nimmt ausser Herrn Dr. U. Thieme, Leipzig, Erdmannstr. 17 auch Herr Dr. A. Rosenberg,
Berlin W., Heinrich Kiepertstrasse 84 entgegen.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den Sommer-
monaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende
Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. - Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden, leisten Redaktion und Verlags-
handlung keine Gewähr. Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen ausser der Verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasen-
stein 81 Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

GIOTTO UND DIE KUNST ITALIENS IM MITTEL-
ALTER.

Immer wieder bewährt der Name Giotto seine
Anziehungskraft zu neuen weitausgreifenden Unter-
suchungen. Ihr konnte sich auch Max Georg Zim-
mermann — weiteren Kreisen durch seine Bearbeitung
der „Allgemeinen Kunstgeschichte" bekannt— während
seines mehrmaligen Aufenthaltes in Italien nicht ent-
ziehen. Über dem Studium der Werke des grossen
Künstlers und der ganzen italienischen Kunst des
Mittelalters drängte sich ihm der Gedanke auf, beide
miteinander zu behandeln und genau festzustellen,
wie weit die Wurzeln giottesker Kunst zurückreichen,
in welchem Boden sie sich fruchtbringend verbreiten,
und welche Entwicklungsphasen das Schaffen des
Meisters durchlaufen hat.

Als überaus ertragreiches Ergebnis seiner Studien
und Beobachtungen darf man mit Dank und Freude
den ersten Band eines gross angelegten Werkes
„Giotto und die Kunst Italiens im Mittelalter"1) be-
grüssen, der jedoch nur zum Teile dem Meister
selbst gilt. Nahezu zwei Drittel befassen sich mit
der Entwicklung des kirchlichen Bilderschmuckes von
der altchristlichen Zeit an, behandeln das erste Auf-
treten Cimabue's und die Anfänge der toskanisch-
umbrischen Malerei und gehen nach einer Würdigung
der Wandgemälde Cimabue's in Assisi und seiner
späteren Werke besonders auf die Malerei in Rom
ein, deren Entwicklungsstufen und Richtungen sorg-

1) Zimmermann, Max Gg., Giotto und die Kunst
Italiens im Mittelalter. 1. Band: Voraussetzung und erste
Entwicklung von Giotto's Kunst. Leipzig, E. A. Seemann.
1899. 8°. XI und 417 S. m. 147 Abb.

fältigst bestimmt und in ihren Beziehungen zu Assisi
klargelegt werden.

So ist die Arbeit Zimmermann's auf die denkbar
breiteste Basis gestellt und sucht manches aus weit
zurückliegender Urquelle zu erklären. Weitaus die
meisten wichtigeren Denkmale der vorgioltesken
Kunst Italiens sind in den Kreis feinfühliger Betrach-
tung gezogen und für die Gewinnung zuverlässigster
Grundlagen verwertet, auf welchen eine neue Richtung
sich aufbaut. Nicht jedes Ergebnis wird auf unbe-
dingte Zustimmung rechnen dürfen; Einzelheiten
werden ab und zu ergänzt, noch mehr vertieft oder
auch berichtigt werden. Auch darüber werden die
Ansichten auseinander gehen, ob die Voraussetzungen
für Giotto's Kunst nicht etwas gedrängter behandelt
werden konnten. Übereinstimmend dürfte jedoch
anerkannt werden, dass alle Beobachtungen und die
daraus abgeleiteten Ergebnisse die fachmännisch sorg-
samste Auswahl verraten, durchwegs in ihrem Zu-
sammenhange mit dem Hauptgegenstande klar ver-
standen werden, umsichtigste Bedachtnahme auch auf
Entlegeneres und nur scheinbar minder Bedeutendes
zeigen und alles zu einem ungemein fesselnden Ge-
samtbilde zu vereinigen wissen. Mit dem grössten
Teile der Darlegungen Zimmermann's wird die For-
schung über die mittelalterliche Kunst Italiens auf
lange Zeit hinaus sich in ernster Weise beschäftigen
und auseinandersetzen müssen, vieles wird dauernd
seinen Wert behaupten, während in gar manchem
der Keim zur Anregung verschiedenartiger Sonder-
untersuchungen steckt, deren Ausführung das Werk
Zimmermann's auch in mehr als einer Hinsicht
methodisch zu fördern im stände ist.

Der erste vom altchristlichen Bilderschmucke
I ausgehende Abschnitt bleibt insbesondere für den
 
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