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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 11.1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.5771#0103

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wiederkehrt. Ahnlich berühren sich die drei Lebensalter
(Lord Ellesmere) und die Taufe Christi (Capitol) in der
Verwendung der gleichen Modelle für den Hirten und den
Täufer. Mit 35 Jahren malt Tizian diese Bilder, erst da
hat er sich von allen fremden Einflüssen befreit. — Danach
sprach Herr Dr. Paul Kristeller über Donatellos Altarbau
im Santo zu Padua. In den von Gloria publizierten Ur-
kunden wird der Altar als pala oder ancona bezeichnet,
d. h. als Bild in architektonischem Rahmen mit Sockel
hinter dem Altartisch. Darauf gestützt hat der Architekt
Cordenons eine Rekonstruktion versucht, die vor der will-
kürlichen Zusammenfügung durch Camillo Boito den Vor-
zug der künstlerischen und organischen Anordnung aller
Teile voraus hat. Vor allem ist das Kruzifix ausgeschieden,
weil es fünf Jahre früher urkundlich begonnen ist. Die
sieben Statuen, ausser der Madonna sechs Heilige sind für
alle Ansichten gearbeitet, auch spricht die Erwähnung
vieler Eisenteile, und die Verwendung von acht Säulen
und Pfeilern und einer Kuppel (chua) für freistehenden
Bau. Vier Säulen hätten danach in die Mitte die Kuppel,
nach den Seiten gemeinsam mit je zwei Pfeilern gerades
Gebälk zu tragen. Dazwischen ständen die Statuen.
Die Basamente der tragenden Glieder teilen etwas vor-
springend den Sockelstreifen; in den Intervallen fänden
die grossen Reliefs mit den Wundern, an den Basamenten
selbst besonders glücklich die musizierenden Putten ihren
Platz. Um den davorliegenden Altartisch ordnen sich an
drei Seiten, rechts und links von dem Relief des toten
Christus die Evangelistensymbole. So erhält jedes Stück
in diesem leider nur Entwurf gebliebenen Versuch, trotz
mancher Fehler im einzelnen, doch die Verwendung und
das ganze den künstlerischen Ernst, den man in dem jetzigen
viereckigen mit Bildern bedeckten Altartisch vergeblich sucht.

VERMISCHTES

Berlin. Keller & Reiner veranstalten in diesem Jahre
wieder, wie im vorigen, einen Cyklus von Vorträgen, und
zwar soll diesmal in ihnen die Entwicklung der Malerei
und Musik, des Theaters und der dekorativen Kunst
geschildert werden. Der Preis der Eintrittskarte für die
neun Abende (für einzelne werden keine abgegeben) beträgt
50 Mark. Unter anderen wird Oskar Bie über Intime
Musik und Richard Muther über Psychologie des Porträts
sprechen. -r-

Bamberg. Der Abbruch des Prell'sehen Hauses in der
Fuderstrasse ist von dem Staatsministerium, welches die
ortspolizeilichen Vorschriften betreffend den Schutz und
die Erhaltung historischer und architektonischer wertvoller
Gebäude genehmigt hat, verboten worden. -u-

Miinchen. Das von Gabriel Seidel erbaute Künstlerhaus
geht seiner Vollendung entgegen und soll im Februar d. J.
durch ein glänzendes Fest eingeweiht werden. -u-

Für die Bearbeitung eines Werkes über das Bauernhaus
in Deutschland, Osterreich- Ungarn und der Schweiz haben
sich seit längerer Zeit der Verband deutscher Architekten-
und Ingenieur-Vereine und die Fachvereine der beiden
Nachbarländer verbunden. Das Unternehmen bezweckt,
durch gewissenhafte Aufnahme und architektonische Dar-
stellung der wichtigsten und typischen Schöpfungen der
bäuerlichen Baukunst eine lange empfundene Lücke in
den der wissenschaftlichen Forschung zu Gebote stehenden
Unterlagen auszufüllen. Zugleich soll es dafür Sorge tragen,
dass das durch die Strömung der Gegenwart besonders
gefährdete Bauernhaus späteren Zeiten wenigstens in Bild
und Beschreibung erhalten wird. -u-

Berlin. In dem Reichshaushaltsetat für igoo finden sich
für wissenschaftliche Unternehmungen folgende einmalige
Ausgaben: für die Herausgabe eines Werkes über die
Sixtinische Kapelle in Rom 10000 M., zur Erforschung und
Aufdeckung des Limes Romanus 20000 M., zur Unter-
stützung für die Herausgabe von Veröffentlichungen auf
dem Gebiete des Erziehungs- und Schulwesens 30000 M.,
zur Unterstützung für die Herausgabe eines Werkes über
das Deutsche Bauernhaus an den Verband Deutscher Archi-
tekten und Ingenieure 15000 M. Als fortlaufende Unter-
stützungen: für das Germanische Museum in Nürnberg
70000 M., für die Monumenta Germaniae historica 62100 M.,
für das römisch-germanische Museum in Mainz 30000 M.
Im Etat des Auswärtigen Amtes finden sich für die archäo-
logischen Reichsanstalten zur Förderung der römisch-ger-
manischen Altertumsforschungen in Deutschland 143200 M.,
zu den Kosten des orientalischen Seminars 62000 M., zur
Förderung altertumswissenschaftlicher Arbeiten in Ägypten
10000 M., zur Förderung der auf die Erschliessung Centrai-
afrikas und anderer Ländergeb.iete gerichteten wissenschaft-
lichen Bestrebungen 200000 M. -u-

Korn-Autotypie. Die seit einigen Jahren in Anwendung
gekommenen Kreuzraster-Cliches und die direkte Über-
tragung mit dem Emailverfahren auf Messing und Kupfer
haben dem Illustrationsbuchdruck einen ungeahnten Auf-
schwung gebracht, da mit diesen Cliches eine ungewöhn-
liche Weichheit und Ruhe des Tones bei grosser Tiefe
erzielt wurde. Die Korn-Autotypie kommt dem Wunsche
nach, den Linienraster zu vermeiden und den mit Buch-
druck hergestellten Autotypieabdrücken mehr den Charakter
von Stein- und Gravüreabdrücken zu geben. Nach vielen
Versuchen wurde das durch das Korncliche erreicht. Das-
selbe eignet sich besonders zu Reproduktionen von Bildern
und Zeichnungen, die nur durch den Ton wirken. Die
zur Herstellung der Kornnegative notwendige Vorschalt-
platte ist durch einen besonderen Vorgang auf Glas (eng-
lische Erfindung) erzeugt; es - kann nach Wunsch ein
feineres oder gröberes Korn erzielt werden, und zwar
ebenso schnell und verlässlich wie durch die Glasraster.

ANFRAGE

Könnte wohl einer unserer Leser uns mitteilen, wann
und wo folgende Künstler (Maler) geboren, sowie wann
dieselben gestorben sind:

1., Sales, G. (oder Karl?) von, Porträtmaler (lebte gegen
1830), (malte u. A. Karoline Augusta, Kaiserin von
Österreich«).

2., Jansen, Eduard, geboren 1820 in Hildburghausen.
3., Schmitt, Franz, (geb. 1817 in Cusel?), malte »Frucht-
stücke,« lebte 1844 m München.

4. Gottfried, Heinr., malte u. A. »Die Franziskanerkirche

in München um 1800«.

5. Degeller (od. Degler,) U., Landschafter. Soll in den

1830 er Jahren in München gelebt haben.

6. Sarazin de Pierrefonds, Louise Jos. malte u. A. »Im

Walde von Compiegne).

7. Fioroni (od. Fiorini), Luigi, geb. 1795 in Rom, malte u. A.

»In einer röm. Osteria«.
Auch für die kleinste Mitteilung, die uns zur Ermittelung
obiger Daten führen könnte, wären wir sehr dankbar.

BERICHTIGUNG

Der Verfasser des ersten Aufsatzes in Nr. 11 der
Kunstchronik »Über zwei Gemälde im Stadtschloss bezw.
auf der Feste Coburg« ist Herr Prof. Lehfeldt in Berlin.
 
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