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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 12.1901

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Neuwirth, Josef: Der kunsthistorische Kongress in Lübeck, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5772#0011

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Personalien. — Wettbewerbe. — Denkmäler. — Ausgrabungen und Funde.

6

Bestimmungen der Gemeindeordnung, der Kirchen-
vermögen Verwaltungsgesetze und die Lücken der Ge-
setzgebung. Dem gegenüber steht die Entwicklung
in Bayern, wo noch durchaus Centralisierung der
Denkmälerverwaltung im Generalkonservatorium be-
steht, wo viel weitgehendere Staatsaufsicht gefordert
wird; in der Verfügung von 1884 ist die Staatsauf-
sicht auch über alle Veränderungen und Umbauten
aus dem Aufsichtsrecht des Staates über das kirchliche
Vermögen abgeleitet. Am günstigsten sind die recht-
lichen Grundlagen für die Staatsaufsicht in Hessen
(Verordnungen von 1818 und 1848), während Württem-
berg und Sachsen (erst seit 1895) nur eine Organi-
sation und geringe rechtliche Grundlagen für den
Denkmalschutz besitzen. — Im Gegensatz dazu stehen
die ausländischen Organisationen, vor allem in dem
klassischen Land der Denkmalpflege, in Frankreich,
wo schon 1830 eine Generalinspektion der Denk-
mäler, 1837 die commission des monuments histori-
ques geschaffen wurden und wo in dem Gesetz vom
30. März 1887 eine mustergültige, im Aufbau logisch
entwickelte umfassende Unterlage geschaffen ist, die
das Vorbild der ganzen modernen Denkmälerschutz-
gesetzgebung bildet. Mit der konsequenten Durch-
führung des Classement steht Frankreich neben Eng-
land, Rumänien, Portugal, Ägypten, Indien, die gleich-
falls diese Beschränkung des Staatsschutzes auf eine
auserlesene Zahl von Denkmälern suchen — daneben
ist Frankreich das Land, in dem die Centralisation
am geschlossensten durchgeführt ist. Den direkten
Gegensatz dazu bildet Italien, wo zwar der ausführ-
liche Gesetzentwurf vom Jahre 1872 Entwurf geblieben
ist, wo aber dafür seit 1891 eine weitgehende De-
centralisation in den zehn Uffizi regionali eingetreten
ist. Der Vergleich zwischen Deutschland und dem
Ausland fällt zu Ungunsten der deutschen Staaten aus.
Es fehlt überall das Gesetz, die im Staatshaushalt
stehenden Fonds sind viel zu gering, es fehlt an
geschulten Spezialisten für die Arbeiten an den Denk-
mälern, vor allem aber fehlt auch die Teilnahme der
Kunstgelehrten zur Wahrung der speziell kunstwissen-
schaftlichen Interessen. Gerade nach diesen vier Seiten
hin sollen die Verhandlungen, wie sie z. Zt. in den
grösseren deutschen Bundesstaaten geführt werden,
Abhilfe und Förderung bringen. — Sowohl der reiche
Beifall als auch zwei Resolutionen, die in der an-
regenden Debatte die Herren Prof. Dr. Voss-Berlin
und Prof. Dr. Semper-Innsbruck einbrachten und deren
Beratung einer Kommission zur sofortigen Beratung
zugewiesen wurde, Messen erkennen, dass hier eine
Frage von weitreichender Bedeutung und von grösster
Wichtigkeit für die Erhaltung des Kunstbesitzes auf-
gerollt war. J. NEUWIRTH.

PERSONALIEN

Düsseldorf. Andreas Achenbach feierte am 29. Sep-
tember, zugleich mit seinem 85. Geburtstag, die 50. Wie-
derkehr des Tages, an dem er auf der Berliner Ausstellung
die grosse goldene Medaille erhielt. -r-

Brüssel. Der diesjährige „Prix de Rome" für Bild-
hauer wurde am 20. September zu Antwerpen folgender-

massen verteilt: I. Preis: Huygelen-Antwerpen, Schüler
Vingottes. II. Preis: Grandmoulin-Brüssel und de Cuyper-
Antwerpen. III. Preis: Bliecks-Brüssel. □

WETTBEWERBE

Berlin. Die Kgl. Akademie der Künste schreibt für
1901 die grossen Staatspreise für Architektur und Malerei
aus. Alle Arbeiten sind bis 1. März 1901 einzuliefern und
die Entscheidung erfolgt während des Monats März. Jeder
Preis besteht in einem Reisestipendium im Betrage von
3300 Mark. Alle näheren Bestimmungen sind durch das
Bureau der Kgl. Akademie der Künste, Berlin NW. Uni-
versitätsstr. 6 zu erfahren. -r-

Berlin. Der Termin für die Einlieferung der Entwürfe
zu einem Reklame-Plakat, für das der Ausschuss der „In-
ternationalen Ausstellung für Feuerschutz und Feuerrettungs-
wesen Berlin 1901" ein Preisausschreiben erlassen hat, ist
bis zum 1. November a. c. hinausgerückt worden. Dem
Preisgericht gehören u. a. an: Geheimrat Ende, Doepler
d. J., Hanns Fechner, Dettmann und Bildhauer W. Schott.
Alles Nähere ist durch die Geschäftsstelle der genannten
Ausstellung, Berlin, Lindenstrasse 41, kostenlos zu erfahren.

-r-

DENKMÄLER

Jever. Am 5. September a. c. wurde hier das Stand-
bild des Fräulein Maria von Jever enthüllt. Die anmutige
Gestalt der jugendlichen Fürstin, um deren Leben und Tod
sich im Volke im Lauf der Jahrhunderte ein Sagenkranz
gebildet hat, steht auf einem feingegliederten Unterbau,
der nach den Seiten zu als Bank seine Fortsetzung findet.
An das Gewand der Dargestellten schmiegt sich ein Hund,
die Bank, die aus Sandstein gehauen ist, ist an beiden
Seiten durch wappenhaltende Löwen flankiert. Alles Figür-
liche ist in Bronze gegossen. Das schöne Denkmal ist ein
Werk des Berliner Bildhauers Harro Magnussen. -r-

Tann i. Rh. Das von dem Berliner Bildhauer Friedrich
Pfannschmidt geschaffene Standbild des Generals v. d. Tann,
das im Modell auf der diesjährigen Grossen Berliner Kunst-
ausstellung zu sehen war, wurde hier Ende September
enthüllt. §

AUSGRABUNGEN UND FUNDE

Rom. Auf dem Forum Romanum sind wieder
neue Entdeckungen gemacht worden. Zwischen dem
Hause der Vestalinnen und dem Tempel der Dioskuren
konnte man zur Ergänzung früherer Ausgrabungen sehr
genau die Stelle bestimmen, an der sich eine »Statio
aquarum , das heisst ein Wasseranit befand; man fand
nämlich zahlreiche Säulen, auf denen curatores aquarum
erwähnt sind. Eine von diesen Säulen ist dem Hausgeiste
des Wasseramtes gewidmet. In dem mittleren Räume der
Statio«, wo man früher bereits die Statue des Asklepios,
einen Apollotorso und ein Bruchstück einer Hygieiastatue
fand, wurden eine Zeusbüste und Bruchstücke eines Pferde-
monuments entdeckt; diesem Räume gegenüber fand man
in einer Tiefe von 2 Meter den Lacus Juturnae», den
winzigen See, der von einer vom Palatin kommenden
Quelle gespeist wurde. Nach der Sage sollen nach der
Schlacht am See Regillus (496 v. Chr.) die Dioskuren hier
stehen geblieben sein, um sich zu erfrischen und ihre
Pferde zu tränken. Die Quelle ergoss sich durch eine
mit Marmor bekleidete Wand hindurch, von welcher noch
jetzt Spuren vorhanden sind. Der Ingenieur Boni, der
die Ausgrabungsarbeiten leitet, will die Quelle wieder
 
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