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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 12.1901

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Die Düsseldorfer Aquarell-Ausstellung
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5772#0098

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179

tauchend, mit einem einzigen feurigen Auge — ein
Bild von einer wunderbaren Wirkung und technisch
virtuos. Endlich noch eine seltsame aber packende
Dekoration: die Dantemaske mit Lorbeer geschmückt.
Ludwig Dill ist mit zwei in Sujet und Stimmung
nahe verwandten Bildern vertreten, beides Motive aus
der Dachauer Gegend — der nebelige Morgen und
der dämmerige Abend mit den verblasenen mehligen
Tönen in der Luft und im Wasser sind mit vollendeter
Meisterschaft gegeben: eine gelblichgrüne matte, traum-
hafte Stimmung ist über die beiden Bilder ausgegossen
— das ist eine landschaftliche Märchenmalerei, mit
der jetzt plötzlich der Karlsruher Künstler überrascht.
Auch Ludwig Dettmann, der ewig wechselnde, bringt
ein paar ganz neue und feine Effekte, darunter eine
Mondnacht, ein Strassenbild mit dem breit auf die
Hauswand fallenden, silberglänzenden Mondlicht. Hans
Herrmann hat ein paar feine, kühle holländische Mo-
tive ausgestellt in einer zarten und sorgsamen Technik.
Friedrich Stahl hat seine spitzige, pikante Manier in
den Pariser und Londoner Strassenbildern noch feiner
ausgebildet, seine Blätter erinnern an die Arbeiten
des allzu früh verstorbenen Marold; auch der eng-
lische Einfluss ist unverkennbar: man glaubt manch-
mal den besten Blättern aus Life und Pictorial Co-
medy gegenüber zu stehen. Der Dresdener Robert
Sterl und der Berliner Ulrich Hübner kommen viel-
leicht am meisten der alten, reinen Aquarelltechnik
nahe, beide mit feinen, ganz hellen Bildern, Sterl in
seinen kühlen, geraden Tönen an die Schotten er-
innernd.

Düsseldorf, in dem die Aquarellmalerei von je
mit Vorliebe gepflegt worden, ist gut und reich
vertreten. Julius Bergmann, einer von den kommenden
Männern, der zur selben Zeit eine Kollektivausstel-
lung im Kaiser Wilhelm-Museum in Krefeld ver-
anstaltet hat, zeigt, dass er auch in diesem Sattel
gerecht ist. Ausser den schon genannten Grossen
der älteren Generation, deren Ruf längst feststeht,
sind jetzt Dirks, Heinrich Hermanns, Nikutowski,
Eugen Kampf, Hugo Mühlig, Ciarenbach, von Boch-
mann, Alexander Frenz in den Vordergrund getreten.
Dirks mit einer seiner schweren, gross, wuchtig und
breit hingestrichenen Marinen, bei der man nur nicht
versteht, warum sie gerade auf einer Aquarellaus-
stellung erscheint, Hermanns mit seinen feinen Kirchen-
bildern und Strassenscenen — er ist im Aquarell
spitzer und kühler als im Ölbild — Frenz mit einer
Reihe von Diplomen und Ehrenurkunden, in denen
sein grosser dekorativer Sinn und seine leuchtende
Farbe sich zu einer starken Wirkung verbinden.
Erich Nikutowski ist mit seinen düsteren, schweren,
saftigen, regendurchnässten Bildern aus den Seiten-
thälern des Rheines und aus der Eifel in die erste Linie
der Eifelmaler getreten und Hans Völcker in Wiesbaden
hat sich ihm darin angeschlossen. Er bringt hier so
grosse, breite Effekte hervor, wie man sie schon
aus seinen Lithographien kannte: das schauerliche
schwarzblaue Ulmer Maar und der Frühlingssturm
in der Eifel mit den leuchtenden Birken vor der
wolkenbeschatteten Landschaft sind beides auserlesene

Kabinetstücke. In der farbigen Wirkung — aber
nach einer ganz anderen Richtung — findet er nur
in dem Königsberger Wilhelm Eisenblätter seines-
gleichen. Dass Otto Heichert und Arthur Kampf
— der leider nicht mehr Düsseldorfer ist — mit
würdigen und charakteristischen Stücken vertreten
sind, braucht nicht erst gesagt zu werden.

Unter den Holländern, die man gern in geschlos-
sener Gruppe gesehen hätte, ragt H. W. Mesdag
hervor, für den das Aquarell eigentlich diegegebene künst-
lerische Ausdrucksform zu sein scheint: drei vortreffliche
grosse Strandbilder zeigen den ganzen Umfang seines
; Könnens. Unter den Belgiern stehen der jüngst
verstorbene Franz Binje und Maurice Hagemans
im Vordergrund — des letzteren Abend in Dordrecht
erinnert in dem dunkelblaugrünen Tone, in der Wie-
dergabe der feuchten, regnerischen Luft fast an Bartels,
ist aber breiter in der Mache als des Münchener
Künstlers »Morgengrauen«. Die Grenze nach Deutsch-
land ist überhaupt schwer abzustecken: Hermann und
Mackensen möchte man ebenso gut zu den Hollän-
dern rechnen.

Auf der Dresdener Ausstellung nahmen die Nieder-
lande auf dem Gebiete des Aquarells noch eine Vor-
rangsstellung ein — jetzt hat sich dies Verhältnis
längst verschoben. Ein günstiges Zeichen für die
deutsche Kunst. P. C.

NEKROLOGE

München. Hier starb am 5. Januar der Akademie-
professor Maler Nikolaus Gysis. Er war 1842 auf der
Insel Tenos als Sohn eines Griechenpaares geboren, lebte
aber bereits seit 1865 in München, wo er, abgesehen von
einem Aufenthalt in Griechenland und Kleinasien von
1870—1872, dauernd seinen Wohnsitz behielt. Von seinen
Bildern sind besonders bekannt geworden »Der Hühnerdieb
in Smyrna« (Dresdener Galerie), »Die Apotheose der Ba-
varia« und der Karneval in Griechenland« (Neue Pinako-
thek, München). Auf der letzten Berliner Kunstausstellung

! war er mit trefflichen, meist dekorativen, skizzenhaften
Werken vertreten. §
Königsberg i. Pr. Der bekannte Landschaftsmaler

j Prof. Max Schmidt, der geschäftführende Direktor der
hiesigen Kunstakademie, ist gestern im Alter von 83 Jahren

'■ gestorben. Schmidt war geborener Berliner, sein Lehrer
wurde Wilhelm Schirmer, der Vater der heroischen Land-
schaft. In der Berliner Nationalgalerie befinden sich von
ihm die beiden Bilder »Wald und Berg« und >Spreeland-
schaft bei schwülem Wetter«.

Düsseldorf. Hier starb am 31. Dezember der Marine-
maler Friedrich Wilhelm Fabarius im Alter von fast 86 Jahren.
Er hatte, nachdem er bis zu seinem 45. Jahre Kaufmann ge-

! wesen war, unter Hasenclever und Hilgers hier studiert und
wurde s. Zt. bekannt durch sein Bild »Heringsfang auf der
Doggerbank«, das in London mit der Albertmedaille
prämiiert wurde. Auch das »In See-Bringen des Rettungs-
bootes« und das »Gewitter in den Schären der schwedischen
Küste« sind ziemlich populär geworden. -r-

AUSGRABUNGEN UND FUNDE

Rom. Von der Hauptentdeckung bei den Ausgrabungen
der alten Basilika unter der Kirche 5. Maria Liberalrice
auf dem Forum Romanuni, den Wandgemälden in der
 
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