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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 12.1901

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Arnold Böcklin
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5772#0106

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195

Nekrologe. — Wettbewerbe.

— Vereine und Gesellschaften.

196

verändert, als er anerkannt wurde, sondern die Zeit
war anders geworden. In seinem Genie hatte sich
der Umschwung des Zeitalters zu einer neuen Kunst-
auffassung so viel früher gezeigt als bei fast allen
übrigen. Welche Stärke der Persönlichkeit gehörte
dazu, sein Prinzip durch so viele und lange äussere
Misserfolge festzuhalten! Eine Stärke der Persönlich-
keit, welche sich auch darin offenbart, dass er
alles von anderen Erlernte sofort selbständig aufnahm
und weiter bildete. Er ist aus der romantischen
Schule, im besonderen aus der Schirmer's, hervor-
gegangen, und doch wie weit ist er mit seinem männ-
lich-kräftigen Empfinden von der meist süsslichen
Sentimentalität jener entfernt. Wie Piloty nahm er
von Gallait und de Biefve das Prinzip vom Naturalismus
der Farbe auf, und doch wie kleinlich und zufällig
erscheint die stoffliche Wahrheit bei jenem im Ver-
gleich zu seiner Naturwahrheit höherer Ordnung.

Mit dieser Stärke der künstlerischen Persönlich-
keit verband er einen wahrhaft unerschöpflichen
Reichtum im Ausdruck verschiedenster Empfindungen.
Die Zartheit und Innigkeit der Liebe, die liebens-
würdige, harmlose Schalkheit wusste er ebenso treffend
auszudrücken wie das begehrlich Lüsterne, die wilde
Freudigkeit des Kampfes, die Rachegier entfesselter
Furien, die rasende Wut der Zerstörung. In seinen
Gemälden spiegelt sich das stille Glück des Geniessens
nicht weniger lebendig wie die brennende verzehrende
Sehnsucht; ausgelassene Fröhlichkeit, tolle Lust,
dröhnendes Gelächter finden wir darin, aber auch die
Andacht des Eremiten mit Selbstkasteiung und Geisse-
lung. Er malte das Idyllische ebenso gut wie das
Feierliche und Erhabene, er verstand tändelnd oder
monumental zu sein, den stillen Frieden und das
Schreckhafte auszudrücken, er konnte tragisch und
humoristisch sein. Seine Gemälde sind zuweilen nur
ein anmutiges Spiel von Farbe und Licht, dann
wieder tief philosophisch. Wie Wenigen war ihm die
Poesie des nackten menschlichen Körpers aufgegangen.
Er verstand mit gleicher Meisterschaft die entzückende
Wonne des Frühlings, welcher die Flur mit unzähligen
Blüten bestreut, die ruhige Klarheit des Sommers vor-
zuführen wie die lastende Schwüle des nahenden Ge-
witters, die tiefe Melancholie des Herbstes mit seinem
Blätterfall und die unheimlichen Schauer der Winter-
nacht mit tosendem Sturm. Das alles aber wurde
noch übertroffen durch seine Darstellung des Wassers,
dessen Sprudeln und Schäumen, dessen durchsichtige
Klarheit und Tiefe, in Quellen und Bächen, in Teichen
und Seen, im farbensatten südlichen Meer er ge-
schildert hat wie kaum einer zuvor.

Böcklin's Kunst konnte und kann nicht Schule
machen. So viele es auch versucht haben ihm in
seiner Eigenart zu folgen, sie sind nichts als unselb-
ständige Nachahmer geworden. Dennoch hat er der
jüngeren Generation eine höchst wichtige Lehre hinter-
lassen; dass nämlich jeder Künstler seiner eigenen
Individualität nachgehen, sowohl nach Inhalt wie nach
Form aus ihr heraus seine Werke schaffen soll.

M. Q. Z.

NEKROLOGE

Wien. Am 10. Januar starb hier der bekannte Me-
dailleur Karl Radnitzky, 82 Jahre alt. Er wurde im Jahre
1855 als Professor für Kleinplastik, Ornamentik und Me-
dailleurkunst an die Akademie der bildenden Künste be-
rufen. * •

*

WETTBEWERBE

Breslau. Unter den zum Wettbewerb um das hiesige
Kaiser-Friedrich-Denkmal sehr zahlreich eingegangenen
Entwürfen wurde der von dem Bildhauer ßorf/«-Berlin ge-
schaffene für die Ausführung bestimmt. -r-

Charlottenburg. Der Magistrat hat im Einverständnis
mit dem Preisgericht beschlossen, keinen der preisge-
krönten Entwürfe des Kaiser-Friedrich-Denkmals ausführen
zu lassen, vielmehr nach endgültiger Regelung der Platz-
frage einen engeren Wettbewerb zur Erlangung eines ge-
eigneten Entwurfes auszuschreiben. -r-

Wien. In dem Wettbewerb um das Strauss-Lanner-

Denkmal erhielten Bildhauer Franz Seifert und Architekt

Robert Serley den I. Preis (2000 Kr.), Franz Vogl den

II. Preis (1500 Kr.) und A. Bassler den III. Preis (1000 Kr.).

* *
*

Düsseldorf. Der Kunstverein für die Rheinlande und
Westfalen hat beschlossen, für das Giebelfeld über dem
Hauptportale des im Bau begriffenen Kunstausstellungs-
p'alastes, welcher nach seiner Vollendung zunächst die
deutsch - nationale Kunstausstellung zu Düsseldorf 1902
aufzunehmen bestimmt ist, durch ein Werk der Bildhauer-
kunst zu schmücken und hat zu dem Zwecke einen Wett-
bewerb unter den in Düsseldorf ansässigen oder von dort
gebürtigen Bildhauern eröffnet. Als Honorar für die Aus-
führung des Werkes, welches als Relief gedacht ist, sind
12 500 Mark ausgesetzt. Ausserdem sollen noch ein zweiter
Preis von 1000 Mark und ein dritter Preis von 500 Mark
zur Verteilung gelangen, während der erste Preis in der
Übertragung der Arbeit bestehen wird.

Dresden. Zu dem s. Zt. hier erwähnten Wettbewerb
der Firma Robert Hoffmann zur Erlangung von Entwürfen
für einen modernen Salon waren 73 Arbeiten eingegangen.
Den ersten Preis (1000 M.) erhielt Architekt Melichar-Wien,
den zweiten (500 M.) Erich Kleinhempel - Dresden, den
dritten (300 M.) Architekt Wittmann - Köln a. Rh. Zum
Ankauf empfohlen wurde der Entwurf mit dem Kennwort
Rumpelstilzchen; ehrenvolle Erwähnung fanden die Ent-
würfe Mut, Polysander, Zukunft, Klar und Rein. Herr
Hoffmann behält sich den Entschluss über weitere An-
käufe bis 15. Januar nächsten Jahres vor und bittet die
Herren Einsender, ihm die Entwürfe bis dahin zu über-
lassen. Der mit dem ersten Preise ausgezeichnete Ent-
wurf wird für die Internationale Kunstausstellung Dresden
1901 ausgeführt. -r-

VEREINE UND GESELLSCHAFTEN

Berlin. Jetzt hat wie in der Akademie der Künste
auch im Verein Berliner Kunstler ein Architekt das Amt des
Vorsitzenden inne. In der letzten Hauptversammlung
wurden gewählt: zum I. Vorsitzenden: Baurat Heinrich
Kayser; zum II. Vorsitzenden: Kupferstecher LouisJacoby;
zum I. Schriftführer Müller-Kurzwelly, zum U. Schriftführer
auf besonderes Verlangen des Baurats Kayser ein Mitglied
der Secession, und zwar der Maler Max Schlichting, zum
Archivar Ludwig Manzel. Zu Schatzmeistern wurden
Professor Dr. Hartzer und der Maler Bonibach wiederge-
wählt, -r-
 
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