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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 12.1901

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Schleinitz, Otto von: Sizeranne's Werk über zeitgenössische englische Malerei
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5772#0124

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231

Nekrologe. - Personalien. Ausgrabungen und Funde.

232

In seinem letzten Kapitel kommt Sizeranne zu
Burne-Jones, der ebenso wie Herkomer durch Aus-
stellungen auf dem Kontinent kürzlich allgemeiner
bekannt wurde. Ihm wird »Die Sage« vom Autor
zugewiesen. Die Vorgänger Raphael's blieben bis zu
seinem Lebensende das Ideal, dem er nachstrebte, ob-
schon nach der Trennung von Rossetti in voller Eigen-
art und selbständiger Auffassung. Den Herzenswunsch,
in die Zeiten Cimabue's, Giotto's oder Botticelli's sich
nach Florenz zurückversetzt zu finden, teilt der Künstler
seinen Freunden unausgesetzt mit. Ausser Porträts
hat Burne-Jones niemals etwas gemalt, was ein mensch-
liches Auge je erblickt haben kann.

Sein Urteil fasst Sizeranne schliesslich dahin zu-
sammen: »Das anekdotische Bilderrätsel Hogarth's
von der einen, das psychologische Burne-Jones' von
der anderen Seite — zwischen diesen beiden Polen
schwankt die ganze englische Malerei.' Als letzte
Illustration wurde das Jugendwerk Raphael's Der
schlafende Ritter«, das sich in der »National Gallery«
befindet, reproduziert. Im Anschluss an dieses Bild
ruft Sizeranne den Jüngern der Kunst die Schlussworte
zu: Von einer Seite reicht ihm (dem Ritter) eine
Nymphe Burne-Jones' den Myrthenzweig der Sage;
von der andern eine Tugend von Watts das nackte
Schwert der Moral. Welcher von beiden er auch
folgte, er würde sicherlich verlieren; da schaue er lieber
im Hintergrunde auf die sich schlängelnden Wege, auf
die sanften Wellenlinien der Thäler, auf jene bläulichen
Berge, auf jene rauschenden, fliessenden Wasser. Er
kehre wieder und kehre immer zur Natur zurück, der
einzigen Ratgeberin, der man ohne Misstrauen lauschen,
der einzigen Zauberin, der man ohne Gewissensbisse
folgen kann.« O. von Schleinitz.

NEKROLOGE

Wien. Hier ist der Hoftheatermaler Hermann Burg-
hart, 66 Jahre alt, gestorben. Er ist besonders durch die
farbenprächtigen Dekorationsmalereien bekannt geworden,
die er für die Separatvorstellungen des Königs Ludwig II.
von Bayern schuf. Auch für die Oberammergauer Passions-
spiele hat er Dekorationen gemalt. **

St. Petersburg. Am 26. Januar starb in Kiew der
Maler A. Nokatschewski, 70 Jahre alt. Er hat sich be-
sonders als Porträtmaler einen Namen gemacht, wirkte
aber zuletzt als Zeichenlehrer am Kadettenkorps zu Kiew.

00

Budapest. Hier starb am 24. Januar im 82. Lebens-
jahre der bekannte Maler Alexander Brodssky. Das Na-
tionalmuseum bewahrt zwei grosse Landschaften von
seiner Hand. *»*

Wien. Hier starb, 86 Jahre alt, der Historienmaler
Josef Plank. Sein bedeutendstes Werk ist das grosse Al-
tarbild in der Stiftskirche von Fiecht bei Schwaz in Tirol.

PERSONALIEN

München. Peter Halm, Maler und Radierer, wurde
als Professor an die Akademie der bildenden Künste be-
rufen. §

München. Professor Hans Petersen, bisher Vicepräsi-
dent der hiesigen Kunstgenossenschaft, wurde zum Vor-
sitzenden derselben gewählt. §

Berlin. Die Secession hat ihren bisherigen Vorstand,
mit Max Liebermann an der Spitze, wiedergewählt. Das
Plakat für ,die Ausstellung dieses Jahres, die Anfang Mai
eröffnet werden soll, hat Thomas Theodor Heine-München
gezeichnet. -r-

Braunschweig. Zum Direktor des hiesigen Museums ist
als Nachfolger Hermann Riegel's der bisherige Inspektor
des Museums, Professor Dr. Paul Jonas Meier ernannt
worden. -r-

AUSGRABUNGEN UND FUNDE

München. In der »Frankf. Ztg.« teilt der Direktor des
hiesigen Kupferstichkabinetts Dr. Wilhelm Schmidt folgen-
des mit:

In den Besitz des Antiquars Emil Hirsch in München
gelangte ein interessantes Aktenstück. Dasselbe bezieht
sich auf das im Jahre 1509 von Dürer für den Frankfurter
Kaufmann Jakob Heller gemalte Altarbild »Himmelfahrt
und Krönung der Maria«. Es war das Mittelstück eines
von Heller für die Dominikanerkirche gestifteten Altars.
Nachdem verschiedene Kunstfreunde, darunter auch Kaiser
Rudolf II., vergebliche Versuche gemacht hatten, das be-
rühmte Werk von den Mönchen zu erwerben, ging es in
den Besitz des Herzogs Maximilian I. von Bayern, der sich
besonders für Dürer interessierte, über. Darauf bezieht
sich unser Akt. Er hat folgenden Wortlaut:
Durchlauchtigster Fürst:

E. F. Dht. seyen Mein gebett gegen Gott Vnd de-
mietigste Dienst zuevor Onädigister Herr.

Ob Wolen wür die von E. F. Dht. begerte weit-
berüehmbte Durrerische Tafeil ie und alwegen für einen
Sonderbaren schätz vnsers Conuentes gehalten. Dahero
auch solche biss dato weder der verstorbenen Khays. Maytt,
noch andern Königen vnnd Potentaten vmb angebotten
Recompens nit wenig, sondern vill Tausendt gülden folgen
zuelassen ie vnd alwegen bedenckhen getragen. So haben
wir doch E. F. Dht. solche zuer zeigung vnser Sonderbarn
affection, so wür gegen Derselben als einen Catholischen
Fürsten des Reichs tragen, vor allen anderen zue kommen
lassen: vnd solche Derselben hiemit praesentiren vnnd ver-
ehren wollen. Mitl demietiger bitt, Die wollen darauss
vnser wohlmeinendt gemieth vermerckhen, vnd Ihr vnss
vnnd vnseren Orden auff alle begebende fohl, als dessen
Patronus lassen beuohlen sein. Der allmechtig Gott wolle
Dieselben in lang wiriger gesundheit, vnnd glückhlicher
Regierung erhalten; vnnd thuen Derselben vns demietig
beuehlen.

Datum Franckhfurt den 23. Sept: Ao: s. 1614.
E. F. Dht:

Demietiger

frater Joannes Kocherus
prior predigerordens in-
franckfort maein aygen
handt.

Wir ersehen hieraus, dass das Bild im Jahre 1614, wie
schon Nagler in seinem Künstlerlexikon mitgeteilt hatte,
nach München wanderte, und dass die sonst auch an-
gegebenen Daten 1613, 1615 und 1617 irrig sind. Mit
dem »praesentiren« und »verehren« des Herrn Priors
Kocherus ist es aber so eine eigene Sache; das war sicher
nur ein Vorwand, denn Max I. konnte so ein Meisterwerk
sich nicht einfach schenken lassen. Nach Fichard's Nach-
richten über die Familie Heller, worauf sich Cornvill in
dem Neujahrblatt des Vereins für Geschichte und Alter-
tumskunde zu Frankfurt, 1871, S. 34, bezieht, hatte Maxi-
milian in der That dem Kloster jährlich auf Michaeli 400 ff.
 
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