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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 12.1901

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Warncke, Paul: Max Koner
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https://doi.org/10.11588/diglit.5772#0153

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE

herausgeber:
Dr. Max Gg. Zimmermann

UNIVERSITÄTSPROFESSOR

Verlag von E. a. SEEMANN in Leipzig, Gartenstrasse 15

Neue Folge. XII. Jahrgang.

1900/1901.

Nr. 19. 21. März.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur »Zeitschrift für bildende Kunst« und zum »Kunstgewerbeblatt« monatlich dreimal, in den Sommer-
monaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der »Zeitschrift für bildende
Kunst« erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden, leisten Redaktion und Verlags-
handlung keine Gewähr. Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen ausser der Verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasen-
stein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

MAX KONER

Von Paul Warncke.

Aus der Fülle der Schaffenskraft und Schaffens-
lust, aus dem vollen, mit Glücksgütern äusserer und
innerer Art reichgesegneten Leben riss der Tod jäh
und unerwartet im Sommer des vergangenen Jahres
den kaum 46jährigen Max Koner.

Selten ist in Berlin das Hinscheiden eines Künst-
lers so allgemein als ein herber, schmerzlicher,
schwerer Verlust empfunden worden, wie in diesem
Fall. Es äusserte sich in der grossen Teilnahme
nicht allein das Bedauern über den Künstler, den
wir verloren hatten, bevor sein Talent, das schon so
Schönes hervorgebracht, zur höchsten Reife gediehen
war. Nein, es kam etwas anderes hinzu. Max
Koner besass die Liebe und Verehrung aller derer,
die ihn, gut oder flüchtig, kannten, weil er trotz aller
Erfolge, trotz seines so schnell emporgestiegenen
Ruhmes ein unbefangener, bescheidener, liebens-
würdiger Mensch war, immer bereit, zu fördern und
zu helfen. Seinen Schülern gegenüber war er mehr
der beratende Freund als der lehrende Meister. Er
war durch und durch eine echte Künstlernatur, voll
hohen unermüdlichen Strebens; unbekümmert ging
er seinen Weg, und, wie er als Mensch voll Frische
und rüstiger Kraft war, so war er es auch als
Künstler.

Diesem Zuge seines Wesens wird denn auch,
schon in ihrer äusseren Ausstattung, die Ausstellung
seiner Werke gerecht, die z. Zt. die Königliche Akademie
der Künste zum Gedächtnis ihres verstorbenen Mit-
gliedes veranstaltet. So glänzend freilich konnte diese
Ausstellung nur werden, weil liebende Hände an-
ordneten und halfen, weil Sophie Koner, die Gattin
des Künstlers und selbst eine fein empfindende hoch-
begabte Malerin, für eine würdige Ausschmückung
sorgte! Was ist aus diesen altersgrauen, schmucklosen,
grämlichen Sälen geworden! Schon das Treppenhaus
ist durch prächtige Teppiche und eine Fülle blühen-
der Blumen in leuchtende Farbenpracht getaucht, der
Uhrsaal selbst aber scheint in einen blühenden Garten

verwandelt. Der untere Teil der Wände ist meter-
hoch mit einem Gewinde von Lorbeer- und Tannen-
zweigen dicht bekleidet, das nach oben hin durch
eine Guirlande aus vergoldetem Lorbeer abgeschlossen
wird. Im übrigen sind die Wände bis an den noch
von der Kronjubiläumsausstellung vorhandenen oberen
Fries durch roten mit mattgoldenen Lorbeerkränzen
verzierten Stoff zu einem warmtönigen, ruhigen
Hintergrund für die Gemälde des Meisters um-
geschaffen worden.

Herrliche Palmen- und Lorbeerbäume sind in der
Mitte des Saales zu einer wirkungsvollen Gruppe
vereint, die von Ruhesitzen umgeben ist, und über
den schönen Lehnsesseln des Nebensaales sind wunder-
schöne alte Gobelins ausgespannt. Alles in allem
geht von der Ausschmückung der Gesamträume ein
Hauch vornehmen Geschmackes und erfrischender
Lebenslust aus, und so geben sie schon an sich die
Hauptzüge wieder, die des Künstlers Lebenswerk
charakterisieren.

Mehr als 100 Arbeiten, Öl-, Aquarell- und
Gouachegemälde und viele Zeichnungen, die alle in
den Jahren von 1880 bis 1900 entstanden sind,
stellen, noch nicht einmal vollständig, dies Lebens-
werk dar. Mit raschem Gelingen war Koner, der
seit 1873 aul der Berliner Akademie studiert hatte,
zum Erfolge durchgedrungen, sehr bald hatte er sich
von dem Gebiet des poetischen Genre, das er, wie
ein Bild von 1880, »Frühling«, zeigt, zuerst betreten
hatte, dem Porträtfach zugewandt. Aufträge über
Aufträge aus den besten Kreisen, denen er übrigens
schon durch seine Geburt angehörte, wurden ihm zu
teil, und sehr bald war er der gesuchteste Porträt-
maler der Reichshauptstadt. Im Laufe der Jahre hat
er eine Galerie von Bildnissen geschaffen, die eine
Art Zeitspiegel bilden; die Aristokratie der Geburt,
des Geldes und des Geistes bot ihm seine Modelle. —

Koner's Kunst hatte aber auch Eigenschaften, die
unwiderstehlich bestechend wirkten. Er malte sorg-
fältig und doch flott, solide und doch keck, er
schmeichelte nicht, aber er fand immer eine vorteil-
hafte Auffassung. Und niemals oder sehr selten
 
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