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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 12.1901

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Warncke, Paul: Max Koner
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5772#0154

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2gi

wiederholte er sich. Diese Gesamtausstellung hat,
obwohl es sich doch um Porträts handelt, die noch
obendrein durchweg von den Ausstellungen der letzten
Jahre her bekannt sind, gar nichts Langweiliges. Es
sind freilich, wie gesagt, zum grossen Teil interessante
Persönlichkeiten, die uns hier anblicken, aber das
allein würde eine solche Wirkung nicht erzielen. Es
ist vielmehr, so sonderbar es klingt, der Mangel an
eigener Persönlichkeit, durch den der Künstler inter-
essiert. Darin liegt das, was ihn über viele erhebt
und an wenige nicht heranreichen lässt. Koner sah seine
Modelle durchaus objektiv; während sonst gerade die
künstlerisch am höchsten stehenden Porträts sozusagen
ein Bild zweier Menschen geben, das des Dargestellten
und das des Darstellenden, Hess Koner sich und seine
Ansicht oder Empfindung gegenüber dem Modell
ganz aus dem Spiele. In dieser ausschliesslichen Be-
vorzugung des von aussen kommenden Eindrucks
liegt die Schwäche aber auch die Stärke, der Mangel
an Eigenart und die Eigenart dieses Malers. Er er-
reichte auf diesem Wege die sprechendste Ähnlichkeit
und Lebenswahrheit, denn er war Künstler genug,
um mit unfehlbarer Sicherheit seinen Modellen eine
ganz ungezwungene, charakteristische und malerische
Stellung zu geben. Er kopierte ohne Ängstlichkeit
das Leben, er war ein Realist im eigentlichen Sinne,
und dadurch, dass er bei der Schilderung einer
Persönlichkeit ganz von sich absah, blieb er auch
vor allem bewahrt, was an Schablone oder Manier
erinnern könnte.

In Hinsicht auf die Farbe hat er schnell sehr
tiefgehende Wandlungen durchgemacht. In dieser
Ausstellung sieht man das Kaiserbild, das im Besitz
des Offizierkorps des t. Garderegiments z. F. in
Potsdam sich befindet, und das 1890 gemalt wurde,
und dicht daneben ein anderes Kaiserbild von 1891.
Während jenes in ganz schweren braunen Tönen ge-
halten ist, sprüht und leuchtet dies in heller Farben-
freudigkeit, und auf solchem Wege schritt der Maler
von jetzt ab rüstig weiter. Seit dieser Zeit erkennt
er keinen Meister mehr an als die Natur; unbeeinflusst
sucht er den Eindruck wiederzugeben, den er von
ihr empfängt. —

Die zahlreichen Porträts, die während der letzten
Jahre durchweg auch an dieser Stelle besprochen
wurden, nochmals kritisch zu betrachten, würde er-
müden. Doch müssen einzelne Arbeiten, die weniger
bekannt sind, besonders erwähnt werden, so vor
allem das reizvolle, lebendige, malerische Bild von
1884, das des Künstlers blonde Gattin im schwarzen
eng anliegenden Kleide darstellt. Dann aber ver-
dienen Beachtung die ausgezeichneten trefflich be-
obachteten Bildnisse der Maler Brausewetter und
Bracht, und das des Justizrats Dr. Lesse, das zu den
letzten Arbeiten Koner's gehört. — Auch an die schönen
Porträts von Ernst Curtius, von Adolf Menzel, von
Herbert Bismarck, von Du Bois-Reymond, von Ange-
lina Gurlitt und von der Frau von Arnim Kröchlen-
dorff sei nochmals erinnert.

Zu den allerbesten Werken, die Koner geschaffen,
gehören aber die zahlreichen ausserordentlich

charakteristischen Bildnisse Kaiser Wilhelms IL, die
bisher unerreicht geblieben sind. In der Mitte der
Hauptwand des Uhrsaales ist vor einem silbergrauen
Sammetvorhang das Bild des Kaisers aufgestellt, das
auf der Weltausstellung zu Paris im Vorjahre die
begeisterte Bewunderung der Franzosen erregte und
Koner die goldene Medaille eintrug. Es ist in der
That ein Meisterwerk, das sich dem Gedächtnis tief
einprägt. —

So giebt diese Ausstellung ein Bild unermüdlichen
Strebens und schöner Erfolge, die noch Schöneres
erhoffen Hessen. Darum scheiden wir mit Wehmut
von ihr, aber wir freuen uns doch auch des Bleiben-
den und Dauernden, das sie enthält:

Was vergangen, kehrt nicht wieder,
Aber ging es leuchtend nieder,
Leuchtet's lange noch zurück.

PERSONALIEN

Berlin. Der bekannte Architekt Professor Karl Hoff acker,
der Herausgeber des mit der Zeitschrift für bildende Kunst
verbundenen Kunstgewerbeblattes, ist zum Direktor der
Züricher Kunstgewerbeschule gewählt worden und wird
— wir müssen sagen leider — diesem Rufe Folge leisten.

-r-

AUSGRABUNGEN UND FUNDE
Rom. Nachdem die Ausgrabungen in und vor Santa
Maria Antiqua zu einem vorläufigen Abschluss gelangt
sind, ist man jetzt an die Aufgabe herangetreten, das Ge-
fundene zu erhalten und wiederherzustellen. Es ist be-
gonnen worden, die zerbrochenen Säulen wieder aufzu-
richten, den Mosaikfussboden blosszulegen, die zertrüm-
merten Sarkophage, die sich zum Teil an Ort und Stelle
erhalten haben, wieder zusammenzusetzen. Vor allem aber
ist eine Kommission ernannt worden, welcher die Frage
vorgelegt ist, wie die unschätzbaren Gemälde von S. Ma-
ria Antiqua am besten zu erhalten seien. Zunächst hat
dieselbe die Vorschläge des Architekten Boni geprüft,
welche im wesentlichen die folgenden Punkte umfassen:
1. Vervollständigung der antiken Tonnengewölbe, welche
alle drei Absiden der Basilika überdecken. 2. Überdachung
des Vorbaues und der Bogengänge, welche das Mittel-
schiff der Basilika einfassen. 3. Wiederherstellung des
Gewölbes der Treppe, welche zum Palatin hinaufführt,
deren äussere Wand nach der Basilika zu mit Gemälden ge-
schmückt ist. 4. Anbringung von drei grossen Glasfenstern
unterhalb des Gewölbes der drei Absiden. 5. Ergänzung
des Fussbodens überall, wo das alte Pavimentum fehlt,
nachdem vorher die zahlreichen Abflusskanäle unter der
Basilika gereinigt worden sind. 6. Fortsetzung aller Erd-
arbeiten und Ausgrabungen, welche rings um die Basilika
begonnen worden sind. 7. Sterilisierung der Oberfläche
aller Gemälde, welche mit Zersetzungsstoffen angefüllt ist.
8. Reinigung und Instandhaltung des Kalkbewurfes aller
Fresken. — Die Kommission hat sich indessen dahin ge-
äussert, dass alle diese Massregeln nicht genügen würden,
die Gemälde vollständig zu schützen. So ist der Architekt
Boni beauftragt worden, ein Projekt auszuarbeiten, welches
sämtliche Fresken in geschlossenen Räumen zu erhalten
ermöglicht. Bei solchem Projekt soll ausserdem der Eigen-
art und dem Charakter des Ortes Rechnung getragen
werden, sodass das Gesamtbild der Basilika möglichst treu
erhalten bleibt. E. St.
 
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