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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 12.1901

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Jacobsen, Emil: Neue Bilderbestimmungen in der Brüsseler Gemäldegalerie: ein kritischer Versuch
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https://doi.org/10.11588/diglit.5772#0169

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE

HERAUSGEBER:

Dr. Max Gg. Zimmermann

UNIVERSITÄTSPROFESSOR

Verlag von E. A. SEEMANN in Leipzig, Gartenstrasse 15

Neue Folge. XII. Jahrgang.

1900/1901-.

Nr. 21. 11. April.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst« und zum »Kunstgewerbeblatt« monatlich dreimal, in den Sommer-
monaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der »Zeitschrift für bildende
Kunst« erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden, leisten Redaktion und Verlags-
handlung keine Gewähr. Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen ausser der Verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasen-
stein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

NEUE BILDERBESTIMMUNGEN
IN DER BRÜSSELER GEMÄLDEGALERIE

Ein kritischer Versuch.

Während eines langen Studienaufenthaltes in Brüssel
habe ich Gelegenheit gehabt, diese Sammlung, welche,
wenn man dem Katalog des Herrn E. Fetis trauen
darf, die problemreichste in der Welt sein dürfte,
eingehend zu studieren. Die Ergebnisse meiner Stu-
dien habe ich in einer grösseren Arbeit niedergelegt,
die Deutsch oder Französisch erscheinen wird. Nach-
folgende Notizen enthalten als kurzer Auszug derselben
einige Vorschläge zu neuen Bilderbestimmungen. Die
Wichtigkeit des Gegenstandes, sowie der Umstand,
dass zur Zeit ein neuer Katalog in Vorbereitung
ist, haben mich veranlasst, schon jetzt die meiner
Ansicht nach wichtigsten Resultate zur Kenntnis zu
bringen. Ich beginne mit den altdeutschen Meistern.

Die Kölnische Malerschule. Dieser Schule wird
kein Bild in der Galerie zugeschrieben; selbst ein
Hauptwerk des Sippenmeisters: der Kalvarienberg,
Nr. 126, wird nicht als solches erkannt.

Der Kölnischen Schule schreibe ich folgende
Werke zu:

Nr. 106: Messe des hl. Gregor, Ecole Flamande
genannt. Sicheres Werk des Severinmeisters. Den
imponierenden Rundbau des Hintergrundes hat der
Meister einem der Flügel des jetzt in München, früher
in St. Colombo zu Köln sich befindenden Triptychons
von Rogier van der Weyden entnommen.

Nr. 140: Thronende Maria mit weiblichen Heiligen.
Ecole Allemande genannt. Vermutungsweise wage
ich dies anmutige Gemälde demselben Meister als
sehr frühes, von Memling beeinflusstes Jugendwerk
zuzuschreiben.

Nr. 105: Ecole Flamande genannt. Triptychon
mit der Anbetung der Hirten im Hauptfelde. Dies
bedeutende Altarwerk gehört meiner Ansicht nach
dem Meister der Verherrlichung Maria's1).

1) Als Hauptwerk desselben Meisters muss ich das

Nr. 130: Ecole Allemande genannt. Die Kreuzigung.
Dem Meister des Marienlebens nahestehend.

Nr. 127 u. 128: Ecole Allemande genannt. Geisse-
lung und Himmelfahrt Christi. Mit dem Meister der
Lyversberger Passion verwandt, doch kaum von seiner
Hand. (Vergl. den Katalog.)

Meister von Flemalle. Mit diesem Meister wird
kein Bild in Beziehung gebracht. Ausser den beiden
auf Wappenschildern gemalten Porträts befindet sich
noch eine auch von v. Tschudi erwähnte Dreieinig-
keit (Nr. 178 Ecole Allemande genannt), Kopie spä-
terer Hand von der im Löwener Stadthaus in schlechter
Erhaltung sich befindenden Variation seiner Dreifaltig-
keit in der Ermitage (vergl. Tschudi).

Deutliche Anklänge an den Meister begegnen uns
in einigen Tafeln der Rogier van der Weyden zu-
geschriebenen Suite von Gemälden Nr. 41—62.

Jacob Cornelisz von Amsterdam.

Nr. 108 A: Männliches Bildnis.

Nr. 107 u. 108: Flügel eines Altarbildes.

Ohne Nr.: Das sogenannte d'Oultremont'sche Altar-
werk.

Diese Gemälde nebst noch einer ganzen Reihe1)
wurde jüngst von mehreren Forschern dem Jan
Mostaert zugeschrieben. In einem Artikel in L'Inde-
pendance Beige, der während meines Studienaufent-
haltes in Brüssel erschien, wies J. A. Wauters nach,

grosse Altarwerk mit der Verkündigung im Museo Poldi-
Pezzoli bezeichnen. Hierüber werde ich Näheres in der
italienischen Kunstzeitschrift: L'Arte veröffentlichen.

1) Ausser den von Glück in der Zeitschrift für bil-
dende Kunst 1896 erwähnten neun Gemälden gehören
hierzu das obengenannte Altarwerk und ein Bildnis im
Louvre, ferner die von Wauters genannten, von mir nicht
verificierten Gemälde: Bildnis im Magazin der Kopen-
hagener Galerie, hl. Familie der Kölner Galerie Nr. 106
und Augustus mit der Sibylle, Antwerpener Galerie Nr. 557;
schliesslich nennt noch Friedländer ein Bildchen in der
Londoner Nationalgalerie mit Engeln, die das Haupt des
Täuferr klagend umfliegen, eine Kreuzigung, im Londoner
Kunsthandel, mehrere Ecce homo sowie einen Flügelaltar
in der Galerie Wesendonck. Im ganzen gegen 20 Werke.
 
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