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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 12.1901

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Gesellschaft zur Erforschung jüdischer Kunstdenkmäler
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https://doi.org/10.11588/diglit.5772#0177

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE

HERAUSGEBER:

Dr. Max Gg. Zimmermann

UNIVERSITÄTSPROFESSOR

Verlag von E. A. SEEMANN in Leipzig, Gartenstrasse 15
Neue Folge. XII. Jahrgang. 1900/1901: Nr. 22. 18. April.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst« und zum »Kunstgewerbeblatt« monatlich dreimal, in den Sommer-
monaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der »Zeitschrift für bildende
Kunst« erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden, leisten Redaktion und Verlags-
handlung keine Gewähr. Inserate, ä3oPf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen ausser der Verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Ha äsen-
stein 61 Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

GESELLSCHAFT ZUR ERFORSCHUNG
JÜDISCHER KUNSTDENKMÄLER.

Im Frühjahre 1897 versammelte sich zu Frank-
furt a. M. ein Kreis von Männern, bei denen ein
Interesse für die Sache vorauszusehen war, um von
den auf die Erforschung jüdischer Kunstdenkmäler
gerichteten Bestrebungen des Herrn Direktor Frau-
berger in Düsseldorf Kenntnis zu nehmen. Schon
das damals, als das Ergebnis nicht lange vorher be-
gonnener Nachforschungen und Reisen vorgelegte, über
Erwarten reiche Material von jüdischen Kunstgegen-
ständen früherer Jahrhunderte Hess erkennen, dass
hier ein im wesentlichen noch unerschlossenes, reiche
Schätze bergendes Feld brach liegt, dessen Bebauung
eine neue, in ihrem Zusammenhang bisher nicht ge-
kannte Seite des jüdischen Geisteslebens zu Tage
fördern wird. Es wurde daher zunächst beschlossen,
Herrn Direktor Frauberger in den Stand zu setzen,
seine Studien auf diesem Gebiete durch Reisen und
Anknüpfen von Verbindungen mit Gelehrten und
Kunstfreunden fortzusetzen. Um aber für die Dauer
die Gewinnung einer Grundlage für das Unternehmen
anzubahnen, vereinigte man sich zur Gründung einer
»Gesellschaft zur Erforschung jüdischer Kunstdenk-
mäler«. Diese Gesellschaft hat kürzlich das 1. Heft
ihrer »Mitteilungen« herausgegeben, dem wir über
»Zweck und Ziele« folgendes entnehmen.

Der Zweck ist ein doppelter: 1. die künstlerischen
Reste aus der Vergangenheit und die künstlerischen
Leistungen der Gegenwart, soweit sie von Juden oder
für die Zwecke des jüdischen Kultus geschaffen sind,
in Abbildungen, Nachbildungen und Originalen zu
sammeln; 2. die gewonnenen Sammlungen in geeig-
neter Weise für wissenschaftliche und künstlerische
Zwecke nutzbar zu machen. Um diesen Zweck mög-
lichst vollständig zu erreichen, sollen die Gesichts-
punkte, welche für ein Historisches Museum, für ein
Kunstgewerbe-Museum, für ein Museum für Völker-
kunde und für eine Denkmälerstatistik massgebend
sind, kombiniert werden. Unbekümmert um den Be-
griff des Wortes »Kunstdenkmäler« soll alles ge-

sammelt werden, was als Anschauungsmaterial für
Kunst, Kultus und Kultur der Juden dienen kann.
Es sollen also nicht nur die Werke der Architektur,
Plastik und Malerei, sondern auch das weitverzweigte
Gebiet der dekorativen Künste in den hierzu geeig-
neten Schöpfungen berücksichtigt werden. Auf dieser
durch zielbewusstes und systematisches Sammeln ge-
schaffenen Grundlage wird sich mit der Zeit ein
reiches Material für die Lösung der noch völlig un-
klaren Frage über den Anteil der Juden an der bil-
denden Kunst gewinnen lassen. Erst auf diesem
Wege lassen sich Vorbilder gewinnen, die zu benutzen
sein werden, wenn Bauten und Kunstwerke für den
jüdischen Kultus neu zu schaffen sind.

Bei den Bauten kämen in Betracht Abbildungen
von Tempeln, Synagogen, Bädern, Rathäusern, Grab-
bauten und dergl., auch wohl Abbildungen vom
Ghetto verschiedener alter Städte. Aus dem Altertume
werden von erhaltenen Resten der Unterbau des
Salomonischen Tempels, ein Teil vom Palaste des
Königs David, Grabbauten bei Jerusalem und der
Palast des Hohenpriesters Hyrkanus II. angeführt.
Hierzu wird im Laufe der Untersuchungen mancher
Baurest in Syrien und Palästina, Mesopotamien und
Arabien kommen, dessen Ursprung auf die Zeit vor
dem Untergange des weströmischen Reiches zurück-
geht. Mit aller Anstrengung soll besonders darnach
gestrebt werden, vom Beginn des Mittelalters an bis
heute in einer ununterbrochenen Reihe den Bau von
Synagogen belegen zu können. Die sogenannte
Eliassynagoge in Damaskus, die Karäersynagoge in Jeru-
salem, die Synagoge am Grabe des Rabbi Simeon
ben Jochai im Orte Meron bei Safed, die Synagoge
des Rabbi Meir in Tiberias, die romanische Synagoge
in Worms mit der Frauensynagoge und der Raschi-
kapelle, die gotische Altneusynagoge in Prag sind
so ziemlich im Charakter der Zeit, in der sie ent-
standen, erhalten. Die Pinchassynagoge in Prag aus
dem 13. Jahrhundert, die Altschule in Prag aus dem
14. Jahrhundert sind umgebaut, lassen aber ebenso,
wie die alte Synagoge in Erfurt, erkennen, dass sie
während der Dauer des gotischen Stiles entstanden
 
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