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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 12.1901

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Ruge, C.: Die Kunst auf der pan-amerikanischen Ausstellung zu Buffalo
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https://doi.org/10.11588/diglit.5772#0257

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE

herausgeber:

Dr. Max Gg. Zimmermann

UNIVERSITÄTSPROFESSOR

Verlag von e. a. seemann in Leipzig, Oartenstr. 15 und Berlin sw., Dessauerstr. 13
Neue Folge. xii. Jahrgang. 1900/1901. Nr. 32. 15. August.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst« und zum »Kunstgewerbeblatt« monatlich dreimal, in den Sommer-
monaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der »Zeitschrift für bildende
Kunst« erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden, leisten Redaktion und Verlags-
handlung keine Gewähr. Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen ausser der Verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Hassen-
stein 8t Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

Die nächste Nummer (33) der Kunstchronik erscheint am 19. September.

DIE KUNST AUF DER PAN-AMERIKANISCHEN
AUSSTELLUNG ZU BUFFALO.

Schon beim ersten Blick, wenn man vom Lincoln-
parkweg aus die all-amerikanische Ausstellung betritt,
wird einem offenbar, dass die Kunst bei diesem Unter-
nehmen nicht stiefmütterlich behandelt worden ist, ob-
gleich es der offen angekündigte Zweck der Ausstellung
ist, die Handelsinteressen des nördlichen und süd-
lichen Amerikas zu fördern.

Aber man hat zugleich alles aufgeboten, um dem
Zweck dadurch um so näher zu kommen, dass man
die Ausstellung so reizvoll als möglich gestaltete.
Hauptsächlich von der Kunst ihrer Inscenierung kann
man heute überhaupt nur reden1).

Der grosse in griechischem Stile gehaltene Marmor-
palast, den der Buffaloer Kunstmäcen Albright der
Stadt Buffalo zum Geschenk macht, steht noch un-
vollendet und die Kunstausstellung kann, da der Bau
zu lange Zeit in Anspruch nehmen wird, nicht in
demselben untergebracht werden, sondern die Gemälde-
ausstellung wird in einem provisorischen Bau hausen,
der aber erst kürzlich begonnen wurde, als man sah,
dass der ständige Kunstpalast zu spät fertig werden
würde, um die diessommerliche Bilderausstellung auf-
zunehmen. Dieser Teil der Pan-Amerikanischen Aus-
stellung kann daher nicht vor Ende Juni eröffnet
werden. Nicht nur die in Amerika lebenden Künst-
ler werden daselbst vertreten sein, sondern auch im
Auslande lebende amerikanische Künstler, wie Sargent,
Whistler u. s. w.

Eine Hauptanziehung wird die Kunstgewerbliche
Ausstellung ausüben. Ganz besonders die Tiffany-
schen Gläser, welche letztes Jahr auch in Paris so
viel Anerkennung fanden, werden in reichen Kollek-
tionen vertreten sein. Allerlei neue Nuancierungen
der zarten irisierenden Töne und der tiefdunkeln
Bronzeeffekte, neue Formen und Pflanzenmotive
sind darunter, auch sehr viele Formen, welche als
Glocken für das elektrische Licht ungemein reizvoll

Verwendung finden. Die Tiffany'schen Schmuck-
waren, ganz besonders die aus den irisierenden,
bunten, amerikanischen Süsswasserperlen herge-
stellten, werden jedenfalls auch zum Originellsten
und Schönsten der Ausstellung gehören — aber all
diese Herrlichkeiten sind noch nicht einmal von New
York abgegangen, da man des Ende April eingetre-
tenen Schneewetters halber nicht bereit war, diese
Schätze derzeit schon in Buffalo zu beherbergen. Sie
sind momentan für wenige Tage in New York aus-
gestellt, ehe sie verpackt werden.

Dass ich trotz dieses Mankos von der Ausstellung
zu sprechen wage, bezieht sich also, wie schon be-
merkt, auf den Eindruck des Ausstellungsgebietes.

Obgleich diese Ausstellung sich natürlich an Um-
fang und Vielseitigkeit mit einer Weltausstellung nicht
messen kann, so dürfte an harmonischer und zweck-
mässiger Gestaltung kaum eine Weltausstellung mit
ihr rivalisieren können. Die ungemein günstige Lage,
von Seen umspült, inmitten eines prächtigen alten
Parkes hilft natürlich ganz gewaltig dazu, die Anlage
zur vollen Wirkung zu bringen. Man hat aber die
Kunst mit der Natur zu voller Harmonie vereinigt
und zugleich die Zweckdienlichkeit und logische An-
ordnung im Auge behalten.

Als Hauptstil der Bauten wurde ein solcher ge-
wählt, den man als spanisch-amerikanische Renaissance,
vielleicht nicht ganz korrekt, zu bezeichnen beliebt.
Aber wer die spanischen Klöster in Mexiko, die von
Kolonnaden umkleideten Kirchen von Jukatan, die
Glockentürme mit den frei schwingenden Glocken in
Cuba gesehen hat, der wird verstehen, was damit ge-
meint ist und zugeben, dass dieser Stil, der farbig
getöntes Gemäuer und hellrote Dächer bedingt, sich
wohl eignet in der Tropenatmosphäre unseres Som-
mers unter dem dunkelblauen Himmelszelt, auf den
üppig grünen Rasenflächen Gebäude zu errichten, von
blauen Lagunen umgürtet, denen krystallglitzernde
Fontänen die Glanzlichter aufsetzen, um ein farben-
frohes, heiteres und harmonisches Bild zu ergeben,

1) Der Bericht ist vor Eröffnung der Ausstellung geschrieben.
 
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