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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 13.1902

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Schubring, Paul: Die primitiven Italiener in der Dresdner Galerie
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5809#0037

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57 Nekrologe. Personalien. - Wettbewerbe. - Denkmäler. Sammlungen und Ausstellungen. 58

und deren Schöpfer daher »compagno di Pesellino«
- ähnlich Berenson's »amico di Sandro« vorläufig
getauft wurde. In diese Gruppe gehört die Londoner
«Pesellino« genannte Trinität und eine ganze Reihe
von Madonnen der Sammlung Dreyfus, Methuen,
Hainauer, Dowdeswell, Bracht, wo sie meist noch
unter dem Namen Pesellino gehen.

Der geflammte Marmor wird mit Vorliebe von
Pesellino, dem Carrandmeister etc. angewandt. Ein
vor zwei Jahren bei Sedelmeyer befindlicher Altar hat
diesen geflammten Marmor ebenfalls; auch dieser, der
Mary Logan unbekannt blieb, ist dem compagno di
Pesellino zuzuschreiben.

Zum Schluss noch eine Notiz zu dem schönen
Sebastian Cosimo Turas, der erst seit fünf Jahren im
Besitz der Galerie ist. Bode, Morelli, Crowe-Caval-
caselle und Woermann haben ohne weiteres Cosimo's
Hand hier erkannt; nur schien die hebräische In-
schrift auf dem unteren Schild Lorenzo Costas Be-
teiligung sicher zu stellen. Herr Rabbiner Dr. Win-
. ter aus Dresden entzifferte die Inschrift als uphul
Lorenzo Costa; dabei sollte uphul=Paulus, d. h. der
Bekehrte (Jude) bedeuten. In dem Sinne kann uphul
aber nur mit grosser Gewaltsamkeit gedeutet werden.
Ich lese anders: statt des Lamech (letzter Buchstabe)
vielmehr Samech; das Wort heisst ophos und be-
deutet Vollender. Also hat Lorenzo wohl nur die
Schilde hinzugemalt. Dass Cosimo mit der hebräi-
schen Schrift überrumpelt worden sei, wie der Kata-
log annimmt, ist deshalb falsch, da auch Cosimo's
eigenhändige Bilder, wie die grosse Berliner und
namentlich die Londoner Tafel mit dem vollständigen
Dekalog hebräische Inschriften tragen; Cosimo konnte
also sehr wohl hebräisch lesen und schreiben.

PAUL SCHUBRINQ.

gefesselte Amazone und eine allegorische Figur des
elektrischen Lichts (Besitzer Hr. W. Oirardet in Essen).
Das Moltkedenkmal an der Siegesallee in Berlin, das der
Vollendung nahe ist, rührt von dem Verstorbenen her.

Stuttgart. Der badische Hofmaler F. X. v. Riedmüller
ist im Alter von 72 Jahren gestorben.

NEKROLOGE
Dresden. Am 21. Oktober starb in Blasewitz bei
Dresden der Landschaftsmaler Friedrich Preller, zum
Unterschied von seinem Vater, dem Schöpfer der Odyssee-
landschaften, der jüngere genannt. Friedrich Preller d. j.
wurde am 1. September 1838 geboren und folgte den
künstlerischen Fusstapfen seines Vaters, mit dem er 1859
Italien bereiste. Bis 1866 war er in Rom thätig, kam
dann nach Dresden, wo er seit 1880 eine Professur an
der Kunstakademie innc hatte. Im Kgl. Albertinum zu
Dresden befinden sich vier Wandbilder von ihm: Olympia,
Athen, llion, Pergamon. Für das neue Universitäts-
gebäude führte der Künstler ein grosses Landschafts-
gemälde aus; Gemälde von ihm finden sich in den Galerien
von Dresden und Leipzig. Die Villa Eichel bei Eisenach,
die Villa Meyer in Dresden, die Albrechtsburg in Meissen
und das Hoftheater in Dresden bewahren ebenfalls Werke
seiner Hand. Preller genoss als Künstler und als Mensch
hohe Achtung; auch die, welche in der Kunst andere
Wege verfolgten als er, ehrten die Lauterkeit seines
Wesens.

Düsseldorf. Der Bildhauer Joseph Tüshaus ist am
21. Oktober in Düsseldorf verstorben. Er wurde 1851 in
Münster in Westfalen geboren, war Schüler von August
Wittig, bei dem er zusammen mit Karl Janssen studierte.
Mit diesem gemeinsam schuf Tüshaus das Rheindenkmal
vor dem Provinzialständehaus in Düsseldorf, das 1897 ent-
stand. Ausserdem ist von seinen Werken bekannt: eine

PERSONALIEN

Berlin. Professor Albert Hertel wird nach einer
Mitteilung des »Berk Tagebl. zum Leiter des Meister-
ateliers für Landschaftsmalerei an der Berliner Akademie
berufen.

Dresden. Historisches Museum. Der bisherige
Direktor des historischen Museums von Ehrenthal hat am
1. Oktober seine Entlassung genommen. Zum Nachfolger
ist Dr. Karl Kötschati, Direktor der Sammlungen auf der
Veste Koburg, ernannt worden.

WETTBEWERBE
Kassel. Für den Bau eines neuen Rithauses hat der
Magistrat ein Preisausschreiben erlassen. Als Preise sind
ausgesetzt: ein erster Preis von 9000 M., zwei zweite Preise
von je 5000 M., zwei dritte Preise von je 3000 M. und zwei
vierte Preise von je 1000 M. Die Entwürfe sind bis zum
1. April 1902 an das Stadtbauamt, hier, einzureichen. Dort
sind auch die näheren Bedingungen zu erfahren. -r-

DENKMÄLER

Dresden. Ein neuer Moniimentalbrunnen ist kürzlich
in Dresden enthüllt worden, der dem Andenken des ver-
storbenen Dresdner Oberbürgermeisters Stübel geweihte
Stübelbrunnen am Eingang der Stübelallee dicht beim Aus-
stellungspalaste, in seinen architektonischen Teilen ein Werk
des Dresdner Architekten Hauschild, in seinen plastischen
eine Schöpfung des Dresdner Bildhauers Hartinann-
Macleaus. Aufgestellt in den Anlagen eines durch Kreu-
zung dreier Strassen entstandenen Dreiecks, breitet sich
sein grosses Becken in geschwungenen Linien auf drei-
eckiger Grundgestalt aus, indes aus der Mitte eine dünne
dreikantige, eine Kindergruppe tragende hohe Säule sich
erhebt, die an den Seiten drei kleine Wasserbecken sowie
das Reliefbildnis des Verstorbenen trägt. Drei grosse
Einzelfiguren unten auf den Ecken des Beckens schildern
in treffender Weise das Wesen des Wassers, seine Schön-
heit, seine Wildheit und seine dienstbar gemachte Kraft
Vielleicht war es kein ganz glücklicher Gedanke, hier fast
dasselbe Thema anzuschlagen, das Diez schon an seinen
beiden bekannten Brunnen in der Neustadt erschöpfend
behandelt hat. Dennoch gehören diese Skulpturen wohl
zu den schönsten in Dresden öffentlich aufgestellten,
kommen aber leider infolge der kleinlichen Architektur,
die nicht über die gewöhnlichsten Gemeinplätze des
Barocks hinauskommt, kaum zur Geltung. Der Brunnen
ist das Resultat eines zweifachen Wettbewerbs. e. z.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
Berlin. Im Königlichen Kunstgewerbe-Museum ist
für kurze Zeit ein ungewöhnlich schönes Stück von Silber-
schmiedearbeit ausgestellt, ein Reisebesteck, welches
Napoleon I. seiner Adoptivtochter Stephanie Beauhaniais,
der späteren Grossherzogin von Baden, wahrscheinlich
1806 - zum Geschenk gemacht hat und welches durch
Erbschaft auf deren Enkel, den König Karl von Rumänien,
übergegangen ist. Das Stück zeigt, trotzdem es für Reise-
zwecke hergerichtet ist, einen prächtigen dekorativen Auf-
 
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