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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 13.1902

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Graevenitz, G. von: Vom Victor Emanuel-Denkmal in Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.5809#0058

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Älteres, nicht mehr massgebendes Modell des Victor Emanuel-Denkmals

leiten, sich gegen Erwägungen zu verschliessen, welche
die Langsamkeit des Denkmalsbaues und die ihm schon
jetzt gebrachten und noch zu bringenden Opfer er-
klären und entschuldigen. Das Denkmal ist nicht,
wie es scheint, zu ein Drittel fertig, sondern etwa
die Hälfte der erforderlichen Arbeit ist gethan. Denn
dem oberflächlichen Beschauer unsichtbar, steckt ein
Drittel der geleisteten Arbeit in dem Boden des kapi-
tolinischen Hügels. Ein Gang durch die Fundamente
und unteren Stützbauten des Denkmals lehrt, wie
riesenhaft die Schwierigkeiten waren, welche in diesem
seit grauer Vorzeit von Menschenhänden durch-
schachteten und durchwühlten Bergabhang des Kapitols
sich der Fundamentierung entgegenstellten, lehrt wie
viel seit Beginn des Baues in dieser Beziehung ge-
leistet worden ist. Man steigt von dem heutigen
Niveau der Strasse und des Bauplatzes tiefe Gänge,
Treppen und Schächte abwärts, allmählig gelangt man
in Regionen, wo der moderne Mauerbau mit den
roten Tuffwänden des Berges wechselt und sich ver-
bindet, man trifft auf antike Brunnenschächte, und
wenn man südwärts bis unter die Kirche Aracoeli
vorgedrungen ist und am Ende dieser unterirdischen
Wanderung zu sein glaubt, so wird man höflichst ein-
geladen, weitere 43 Stufen abwärts zu steigen, und nun
befindet man sich in langen katakombenartigen, manns-

breiten aus frühester Zeit stammenden Gängen (cuni-
coli), die ost- und westwärts den Berg durchfurchen.1)
Die technisch demgemäss ausserordentlich interessanten
und bewunderungswürdig durchgeführten Fundamen-
tierungsarbeiten mussten also einerseits auf Erhaltung
und Ausmauerung dieses alten Galeriennetzes bedacht
sein, andrerseits für die neuen Baulasten neue Stütz-
punkte schaffen.

Nach alledem überrascht es nicht zu hören, dass
die Fundamentierungsarbeiten etwa 21/» Millionen Lire
gekostet und geraume Zeit in Anspruch genommen
haben. Man darf jetzt sicher sein, dass sie ihren
Zweck erfüllt haben. Sie sind seit mehreren Jahren
beendigt und nirgends haben sich in den auf ihnen
ruhenden riesigen Baulasten Senkungen oder Risse
gezeigt.

1) Ist doch auch der Südwestabhang des kapitolinischen
Berges, der den Palazzo Caffarelli und die deutsche Bot-
schaft trägt, bis zur Tiefe von 17 m unterhöhlt, sodass die
Ausbesserungsarbeiten an den Fundamenten jährlich recht
bedeutende Summen kosten. Es würde im übrigen zu weit
führen, die geologischen und archäologischen Ergebnisse
für die Beschaffenheit des kapitolinischen Hügels, seine
Verwendung für antike Bauten, speziell die des Forums,
zu welchen die Fundamentirungsbauten geführt haben, hier
zu registrieren.
 
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