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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 13.1902

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Hevesi, Ludwig: Die Winterausstellung im österreichischen Museum
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5809#0100

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183

Bücherschau.

184

Madagascar-Ebenholz (braun, mit langen schwarzen Adern)
mit hellen Einlagen von amerikanischem »Rengas« und
Pitchpine. Diese Firma hat auch zwei ungewöhnliche Ein-
richtungsproben aus dem wirklichen Leben ausgestellt,
nämlich zwei Viertelzimmer aus dem neuen Schlosse des
Grossbrauers Anton Dreher zu Kettenhofen bei Klein-
Schwechat. Das eine mit durchgehender Täfelung und
Plafond in schwerem Eichenholz, das andere Louis XIV.
in Eichen mit vergoldeter Schnitzerei. Die Hoffmannschule
zeigt ihr Können auch in einem von O. Prutscher entwor-
fenen Zimmer (für Julius und Josef Hermann) in Eiche
mit Stadler'schen Panelen von getriebenem Kupfer. Ferner
ist Baron F. Kraus einer der jüngeren Architekten, die sich
gerne dem Interieur widmen; er hat mehrere solche ent-
worfen, in denen die Methoden der letzten Jahre mehr
oder weniger frei verwertet sind.

Eine Rundschau über die verschiedenen Zweige des
Kunstgewerbes kann natürlich nicht jedes Jahr Neues fin-
den. Aber der Fortschritt rastet nicht. Selbst Lobnieyr's
Gläser, die doch schon als historisch gelten können, weisen
Vervollkommnungen und Neuerungen auf. Die Tiffany-
artigen Gläser von Max v. Spaun in Klostermühle haben
überraschend an Mannigfaltigkeit der farbigen Reflexe ge-
wonnen und zeigen auch neue Varianten der Form. Die
Glasfirma Bakalowits wird durch die Lehrer und Schüler
der Kunstgewerbeschule (Moser u. a.) trefflich versorgt.
Die grossen Teppichhäuser modernisieren sich immer mehr
und mehr; Philipp Haas hat Muster von Otto Eckmann,
Ginzkey in Maffersdorf von Christiansen, aber auch eine
Kargerschülerin, Fräulein Wagner, bringt einen originellen
Entwurf. Die Leistungen des Spitzenkurses, die Stickereien
(Nowotny u. a.), Bronzen (Krupp), das Silber (Klinkosch),
der Schmuck (Hauptmann, Fischmeister und Rozet, u. a.)
halten ihr Niveau, ohne dass gerade diesmal Thaten ge-
than würden. Auch das eigene Atelier des Museums, in
dem der vielseitige Rudolf Hammel thätig ist, macht sich
auf verschiedenen Gebieten geltend. Es versorgt die ge-
schickten kleinen Leute mit Entwürfen im heutigen Ge-
schmack. Überhaupt ist die Arbeit des kleinen Mannes
durch die jetzige Verwaltung des Österreichischen Museums
wesentlich gefördert. ludwig hevf.si.

BÜCHERSCHAU
O. Krell, Altrömische Heizungen. Mit 39 Textfiguren
und 1 Tabelle. München und Berlin, Druck und Verlag
von R. Oldenbourg, 1901. VI und 117 S.
Über die Frage, in welcher Weise bei den Alten die
Heizung der Wohn- und anderer Räume besorgt worden
ist, sind immer noch vielfach falsche Ansichten bei den
Modernen vorhanden, deshalb ist es mit Freuden zu be-
grüssen, dass ein Fachmann die Fragen einmal ausführlich
und gründlich behandelt. Nur so kann man hoffen, weit
verbreitete und immer wiederholte Irrtümer endlich ein-
mal verschwinden zu sehen. So sagt z. B. C. Nauck bei
der Erklärung von Horaz Oden 1 9, 5 dissolve frigus, ligna
super foco large reponens, focus sei vom Zimmerherd,
Kamin gesagt, er denkt sich also Horaz in einem mit
Kamin versehenen Zimmer sitzen, so einer Art englischer
Halle, in der durch stärkeres Einlegen von Holz eine
grössere Wärme erzielt werden kann. Daran ist natürlich
nicht zu denken. Wie die Ruinen von Pompeji deutlich
erkennen lassen, sind Ofen, Kamine, Schornsteine, ab-
gesehen vielleicht von Backöfen, im Altertum unerhört,
und was man dafür gehalten hat (denn oft genug will
man Schornsteine festgestellt haben), sind Röhren, die in
der Wand angebracht sind, um die Tageswässer von oben
nach der Cisterne oder dem Strassenkanal zu führen.

Ursprünglich wurde natürlich mit Holz gefeuert, indem
man dem sich notwendig entwickelnden Rauch es über-
liess, sich irgendwo einen Ausweg zu suchen, und diese
Weise hat natürlich in einfachen, z. B. Bauernhäusern, bis
in die spätesten Zeiten hin Bestand gehabt. Vergleiche
die oben angeführte Horazstelle, bei der an ein ländliches
einfaches Besitztum gedacht werden muss. Erst als man
das Holzfeuer durch Holzkohlenfeuer ersetzt hatte, das
ohne Entwickelung von Rauch brennt, konnte man daran
denken, eine bessere Ausschmückung der Räume vorzu-
nehmen. Dies ist der Zustand, der uns in Pompeji ent-
gegentritt; wie O. Krell mit Recht S. 4 sagt, war ein mit
Rauch und Russ verknüpftes Holzfeuer für die mit kost-
baren Wandmalereien geschmückten und mit Kunstgegen-
ständen angefüllten Gemächer eines reichen Römers nicht
verwendbar. Kohlenbecken waren daher, wie noch heute
in südlichen Ländern, zahlreich in den Häusern vorhanden
und sind auch zahlreich, mitunter in äusserst zierlichen
Formen, aus Pompeji auf uns gekommen. In Bezug auf
solches Holzkohlenfeuer sind min heute zweierlei Meinungen
weit verbreitet, erstens glaubt man, dass sich gefährliche
Gase bei solcher Heizung entwickeln, und zweitens wird
behauptet, dass die Heizeffekte gering sind, aber beide
Annahmen sind, nach neuen Untersuchungen, unbegründet.
Bei Schichthöhen bis zu 0,15 m, wie bei den Kohlenbecken
der Alten, und ohne Verwendung von Rosten, wodurch
eine niedrige Verbrennungstemperatur gesichert wird, be-
stehen die Verbrennungsprodukte von reiner Holzkohle
nur aus Kohlensäure und Stickstoff, und zwar kommen
beide nur in so geringen Quantitäten vor, dass sie nicht
als der Gesundheit schädlich zu betrachten sind. Werden
dagegen, wie das bei uns im Norden für technische Zwecke
(zum Löten und dergleichen) üblich ist, höhere Schichten
von Holzkohle genommen, und wird durch einen Rost
eine höhere Verbrennungstemperatur erzeugt, dann ent-
steht allerdings leicht das so gefährliche Kohlenoxyd; aber
bei dem im Altertum üblichen Verfahren ist dessen Bildung
I ausgeschlossen. Ebenso irrig sind die gewöhnlichen An-
j nahmen über die Heizeffekte der Holzkohlenheizung; ge-
j naue Versuche ergaben, dass, um ein für 60 Kinder be-
stimmtes Schulzimmer zu heizen, stündlich das Verbrennen
von 1,61 kg Holzkohle genügt, wodurch die Luft der
Zimmer auf 0,47% Kohlensäure gebracht wurde. Das in
den Forumsthermen zu Pompeji gefundene Kohlenbecken,
das von Vaccula gestiftet ist, würde nach der angestellten
Berechnung im stände sein, »eine grössere Kirche, wie
z. B. die Egidienkirche in Nürnberg, in welcher mehr als
2000 Zuhörer Platz haben, mit Sicherheit bei grösster
Winterkälte zu beheizen, und ist dasselbe mehr als hin-
reichend gross, um in den Caldarien der pompejanischen
Bäder ohne Anstrengung eine so hohe Temperatur zu er-
reichen, als solche überhaupt noch von Menschen ertragen
werden kann«.

Aber, so wird man einwerfen, gerade bei den Bädern
sind schon die Alten von der Holzkohlenfeuerung ab-
gegangen und zur Erwärmung der Räume durch Hypo-
kausten übergegangen, indem sie »den Fussboden des
Baderaumes mittels Ziegelplatten von zwei Fuss im Quadrat
auf kleine Pfeiler legten, so dass unter ihnen ein Hohlraum
entstand; indem dieser von einer Feuerstelle aus mit heisser
Luft gefüllt wurde, diente der erhitzte Fussboden als Ofen«.
(A. Mau, Pompeji S. 172.) Doch in Bezug auf diese Hypo-
kausten bringt das Krell'sche Buch wesentlich Neues.
Wären die Hypokaustenanlagen zur Feuerung benutzt
worden, so müssten davon deutliche Spuren geblieben
sein, insofern sich Russ u. s. w. angesetzt hätte. Auch ist
das Material, aus dem die den Fussboden tragenden Säul-
chen errichtet sind, meistenteils ein solches, das dem Feuer
 
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