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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 13.1902

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Benjamin-Constant
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Meder, J.: Über das Kopieren von Wasserzeichen
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5809#0226

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435

Über das Kopieren von Wasserzeichen. —

Bücherschau. — Ausgrabungen und Funde.

436

als Porträtist bekannt war, hatte er doch seinen ersten
und grössten Ruhm einen ganz anderem Gebiete der
Malerei zu verdanken. Er hatte den Orient bereist und
zahlreiche grosse und kleine Gemälde mit orientalischen
Scenen geschaffen. Eines davon, »Die letzten Rebellen«
hängt im Luxembourg und zeigt den Kaiser von Marokko
zu Pferde, dem vor den Mauern der Hauptstadt die toten
oder gefesselten Rebellen zu Füssen gelegt werden. Ein
anderes »Les Cherifas«, das er selbst für sein bestes Bild
hielt, war auf der Decennale der Weltausstellung zu sehen.
Nach diesen beiden waren seine bekanntesten Orientgemälde:
Frauen vom Riff in Marokko, maurischer Metzger in Tanger,
Strasse in Tanger und der Harem. Seine bekanntesten Bild-
nisse sind das im Luxembourg hängendePorträt seines Sohnes,
der Herzog von Aumale in Chantilly, und das grosse, in
magisch gelber Beleuchtung erstrahlende Porträt der
Königin Victoria von England auf dem Throne, welches
ebenfalls auf der Weltausstellung zu sehen war und auf
dem die Herrscherin wie eine gotische Heilige aussah. Auch
an grosse dekorative Arbeiten hat sich Constant gewagt,
jedoch mit bedeutend weniger Glück, als ihm in seinen
fast immer trefflich charakterisierten und vornehm getönten
Bildnissen und in seinen warmfarbigen Orientbildern ge-
geben war. Noch in diesem Jahre hat er zwei Porträts
ausgestellt: den englischen Lord Savine im Jagdkostüm,
in den von Constant bevorzugten herbstgelben Tönen ge-
halten, und den schlauen Bankierkopf des Journalisten
Oppert von Biowitz. Der Künstler, der schon seit drei
Monaten hoffnungslos darniederlag, hat ein Alter von nur
57 Jahren erreicht. — Die Leser der Zeitschrift für bildende
Kunst werden sich noch der Heliogravüre nach dem viel-
leicht schönsten seiner Bildnisse erinnern: seine beiden
Söhne (September 1900). k. e. sch-

UBER DAS KOPIEREN VON WASSERZEICHEN
In den meisten Sammlungen von Kupferstichen sind gerade
jene frühen Blätter, deren Wasserzeichen uns am meisten
interessieren, entweder durch Angelbänder an einer Seite
oder mittels Untersatzstücke an drei, selbst an allen vier
Punkten befestigt, so dass ein Kopieren ausgeschlossen,
ein Nachzeichnen aus freier Hand aber, wenn es überhaupt
angeht, mit den grössten Schwierigkeiten verbunden ist.
Und selbst für den Fall, als die Blätter ganz lose, also
gar nicht befestigt sind, gereicht die umständliche Mani-
pulation des Durchpausens auf der Fensterscheibe oder
zwischen Glasplatten kostbaren Blättern gewiss nicht zum
Vorteile. Noch weniger ist diese Methode bei alten
Handzeichnungen anzuraten, welche die behutsamste Be-
handlung und Schonung erfordern.

Durch ein einfaches photographisches Verfahren, wel-
ches ich nach eigener Erprobung allen Kollegen zur Nach-
ahmung bestens empfehle, gelang es mir, auf die be-
quemste Weise ohne jede Schädigung des Originales, ohne
Rücksicht darauf, ob dasselbe an zwei, oder an allen
vier Enden befestigt ist, die Wasserzeichen in Faksimile
zu kopieren. Man nimmt hierzu gewöhnliches und zwar
besser mattes Celoidinpapier, wie es eben in der Photo-
graphie verwendet wird, schneidet sich von demselben
ein Stück etwas grösser als das Wasserzeichen ab,
schiebt es mit der lichtempfindlichen Schichtseite nach
oben unter das Wasserzeichen, was ja selbst bei befestigten
Kupferstichen immer möglich ist, und lässt das Tageslicht
einige Zeit darauf einwirken. Nach ungefähr 15 Minuten,
mitunter auch früher, wenn die Oberfläche des Kupfer-
stiches oder der Handzeichnung eine nicht gar zu dichte
Schattierung zeigt, erscheint eine genaue positive Kopie auf
dem Celloidinpapiere, welches hierauf mit Fixiernatron
dauerhaft gemacht und schliesslich gut ausgewaschen wird.

Ob man nun diese Kopie mit Tinte nachzieht, was
bei mattem Celoidinpapier leicht ausführbar ist, oder ob
man sich von der ersten Kopie eine Pause auf gewöhn-
liches Schreibpapier machen will, bleibt dem Gutdünken
des Einzelnen überlassen. Möge dieses Verfahren durch
den Reiz seiner leichten Ausführbarkeit nicht nur jenen
Fachgenossen, welche die Wasserzeichen bereits bei ihren
Studien herangezogen haben, manche Lücke ausfüllen,
sondern auch andere anregen, diesem wesentlichen Merk-
male alter Drucke oder alter Handzeichnungen eine grössere
Aufmerksamkeit zu schenken. Dr. J. Meder.

BÜCHERSCHAU

Lange, Konrad. Das Wesen der künstlerischen Erziehung,
Ravensburg, Maier. 8°. 34 S.
Der Verfasser nimmt in der vorliegenden Schrift gegen
die Personen das Wort, die sich über die neuerdings in Fluss
geratene ästhetische Pädagogik und deren hervorstechendste
Erscheinung, den Dresdner Kunsterziehungstag, ausge-
sprochen haben. Er setzt sich mit der Kreuzzeitung,
mit den Theoretikern des Zeichenunterrichts, mit Personen
und Meinungen aller Art auseinander. Die Quintessenz
der Schrift ist auf Seite 18 und 19 zusammengefasst: Die
Kunst hat ihrem Wesen nach etwas Freies, Spielendes,
Gefühlsmässiges, deshalb soll auch der Unterricht in ihr
einen freien und gefühlsmässigen Charakter haben . . .
Kunstanschauung ist in ernster Linie Genuss und deshalb
sollte auch die Erziehung zur Kunstanschauung in erster
Linie Genuss sein . . . Wir wollen keine neuen Fächer,
wie Kunstgeschichte oder Ästhetik in den Schulen ein-
führen . . . Nicht theoretische Unterweisungen über die
Kunst, sondern Kunst selbst ist es, was wir auf den
Schulen brauchen«. Der Verfasser verwirft mathematische
Lehrungen, das einseitige Betonen der technischen Routine,
das Herumreiten auf bestimmten Methoden, und überhaupt
alle Methoden, die in den Händen eines mittelmässigen
Lehrers das Kind langweilen würden. Es sei ungerecht
gewesen, meint der Verfasser, von den Einberufern des
Dresdner Kunsterziehungstages zu verlangen, dass bei den
Geladenen in allen einzelnen Gebieten eine ausgearbeitete,
allein seligmachende Methode präsentieren sollten. Unserer
Meinung nach gehört die Methode zum Erzieher, wie die
weisse Farbe zum Schimmel; der Leiter ist nur insofern
ein Erzieher, als er Methode anwendet. Die Methode ist
aber nicht etwa zu verwechseln mit dem Lehrgang.
Darüber, dass bei der Erziehung Methode angewandt
werden muss, besteht wohl kein Streit; in welchem Lehr-
gang dieselbe aber ihren Ausdruck finden soll, das kann
der Praxis füglich überlassen bleiben.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE

Neuentdeckte Fresken Lionardo's in der Sala
delle Asse im Castell zu Mailand. Im Corriere della
sera (10.—11. Mai 1902) giebt Luca Beltrami einen kurzen,
sehr dankenswerten Bericht über die Freilegung der Fresken
am Gewölbe eines Saales im Mailänder Castell, die wohl
dem Lionardo zugeschrieben werden dürfen. In einem
Schreiben an Lodovico il Moro vom Jahre 1498 ist von
einem grossen Gemach die Rede, aus dem man eben im
Begriff ist, Gerüste zu entfernen und welches »Magistro
Leonardo« bis Ende September vollständig herzurichten
versprochen hat. Schon vor einer ganzen Reihe von Jahren
hat Paul Müller-Walde mit grossem Aufwand von Zeit
und Kraft nach Fresken im Castell geforscht, und es ist
dankbar anzuerkennen, dass Luca Beltrami dem deutschen
Gelehrten, der sich um Leonardo so grosse Verdienste
 
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