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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 14.1903

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Bücherschau

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Anhang, der, soweit ein Einblick möglich war, die finan-
zieller Schwierigkeiten halber schon vor dem Tode ihres
Besitzers aufgelöste Kunstsammlung Hainhofer's schildert.
Ausführlich werden die darin bewahrten Stammbücher be-
sprochen, von denen heute zwei in der Augsburger Stadt-
bibliothek und zwei in Wolfenbüttel bewahrt werden,
während das fünfte, das grosse Stammbuch genannt, das
seiner bedeutenden Künstlerbeiträge wegen schon im Jahre
1611 von sich reden machte, verschollen ist. Möge der
Wunsch des Herausgebers, dass seine Arbeit zur Wieder-
auffindung des Buches oder einzelner Teile desselben das
ihrige beitrage, in Erfüllung gehen! -t-

Max Frankenburger, Beiträge zur Geschichte Wenzel
Jamnitzer's und seiner Familie. Auf Orund archivalischer
Quellen herausgegeben. Heft 30 der Studien zur
deutschen Kunstgeschichte. Strassburg, J. H. Ed. Heitz
(Heitz & Mündel) 1901.
Noch besitzen wir keine Monographie über Jamnitzer
und sein Werk, aber es steht zu erwarten, dass das Jahr
1908, in dem wir die vierhundertste Wiederkehr seines
Geburtstages feiern, uns eine oder deren mehrere bescheren
wird. Dazu bedarf es noch vieler Vorarbeiten, und als
eine solche stellt sich die vorliegende Schrift dar, welche
Regesten zur Lebensgeschichte des Meisters und seiner
Familie enthält. Mit Sorgfalt und Fleiss hat sich Verfasser
in den Nürnberger Ratsprotokollen sowie den Gerichts-
und Kirchenbüchern umgesehen und dabei manchen wert-
vollen Fund zu Tage gefördert, der es ermöglicht, das
Lebensbild des Meisters mit festeren Strichen zu umreissen.
Besondere Beachtung verdienen die Urkunden, welche zur
Feststellung der an das Lazarus Spengler'sche Anwesen
grenzenden Wohnstätte Jamnitzer's in der Zisselgasse
(jetzt Albrecht Dürerstrasse) geführt haben, und erfreulich
ist die durch das Kirchenbuch von St. Sebald ermöglichte
sichere Feststellung der Herkunft des 1563 geborenen
Goldschmiedes Christof Jamnitzer, der nicht, wie man bis-
her gerne annahm, ein Sohn Albrecht's, also ein Neffe
Wenzel's war, sondern vielmehr ein Enkel des letzteren
gewesen ist. Als wichtiges Forschungsergebnis ist ferner
zu beachten, dass sowohl ein Sohn, als auch zwei Enkel
Meister Wenzel's den Namen Wenzel führten, dass es also
vier Wenzel Jamnitzer gegeben hat. Mancherlei Neues
erfahren wir über Christof Jamnitzer. Unser Wissen über
die künstlerische Thätigkeit der Meister wird durch die
mitgeteilten Urkunden nicht wesentlich bereichert. -e-

Die Autorschaft des Sienesischen Skizzenbuches.

In einer ausserordentlich sorgfältig gearbeiteten Studie im
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Aller-
höchsten Kaiserhauses (Band XXIII, Heft 1) hat Hermann
Egger das sogenannte Sienesische Skizzenbuch Baldassare
Peruzzi's einer stilkritischen Untersuchung unterzogen. Zu-
nächst sind die Studien besprochen worden, welche sich
im Skizzenbuch auf Karl's V. Einzug in Rom am 5. April
1536 beziehen; dann tritt der Verfasser der Frage der
Echtheit des Skizzenbuches näher, die bis heute auf Grund
einer, wie man annahm, eigenhändigen Dedikation Bal-
dassare's von niemandem angezweifelt worden ist. Egger
vergleicht zunächst diese Schrift mit anderen Namens-
unterschriften Peruzzi's in den Uffizien in Florenz, dann
die Zeichnungen des Sienesischen Taccuino mit den Archi-
tekturzeichnungen in Florenz und kommt zu dem über-
raschenden Resultat, dass Schrift und Zeichnung unmöglich
aus derselben Feder geflossen sein können. Für die Da-
tierung des Skizzenbuches ist der Umstand Ausschlag
gebend, dass der zweimal skizzierte Pädagoge der Niobiden-
gruppe erst im Jahre 1583 unweit Porta S. Giovanni ge-
funden wurde. Es verbietet sich also schon durch dies

rein äusserliche Moment, das Sienesische Skizzenbuch dem
Peruzzi zuzuschreiben, welcher schon im Jahre 1536 starb.
So wird denn Egger's Annahme schwerlich Widerspruch
finden, welcher als Zeichner des Skizzenbuches einen jungen
Architekten bezeichnet, der in den achtziger Jahren des
Cinquecento in Rom seine Studien gemacht hat. Ein
kritisches Verzeichnis der Blätter des Sieneser Taccuino
ist der feinsinnig und ernst gearbeiteten Studie beigegeben,
die uns wieder einmal lehrt, wie wenig in kunsthistorischen
Dingen der Tradition zu trauen, und wie vieles hier noch
der Nachprüfung bedarf. Fabriczy's Katalog der Sangallo-
zeichnungen, Reinach's Kodex des Pierre Jaques und
Egger's schöne Arbeit lassen den Wert der Skizzenbücher
für unsere Erkenntnis der Kunst im alten und im neuen
Rom im hellsten Lichte erscheinen. Es ist zu wünschen,
dass der junge Architekt seine Arbeiten auf diesem Ge-
biete fortsetzen möchte, wo noch so vieles kostbare Ma-
terial der Forschung zu erschliessen ist. E. St.

Rom. Die neuentdeckten Fresken des Pietro Cavallini
in Santa Cccilia, welche am Ausgange des 13. Jahrhunderts
entstanden sind, hat Federico Hermanin im fünften Bande
der Gallerie Nazionali italiane« in guten Phototypien
herausgegeben und in einer ausführlichen Studie aufs sorg-
fältigste analysiert. Es ist nur zu bedauern, dass es nicht
möglich war, in einer Gesamtaufnahme ein vollständiges
Bild der ganzen Darstellung zu geben. Pietro Cavallini
hatte in S. Cecilia an den Hochwänden des Langhauses
Darstellungen aus dem alten und neuen Testament gemalt;
an der Westwand über dem Eingang das Jüngste Gericht.
Die Fresken im Langhaus sind bis auf geringe Fragmente
zu Grunde gegangen; das jüngste Gericht dagegen ist fast
völlig wieder aufgedeckt worden. Ein bedeutsames Er-
eignis für die Kunstforschung, denn gegenständlich, ikono-
graphisch und künstlerisch ist das Interesse dieser Fresko-
gemälde ungewöhnlich gross. In der Mitte ist Christus
thronend dargestellt, von einer Engelmandorla umgeben;
zu seiner Rechten Maria, zu seiner Linken der Täufer,
beide stehend mit anbetend erhobenen Händen. Hinter
ihnen thronen die zwölf Apostel — sechs auf jeder Seite
- in würdig ernster Haltung. Auf diesen Teil der Arbeit
und die vier Engel, welche unter dem thronenden Christus
das Gericht verkündigen, hat der Künstler die höchste
Sorgfalt verwandt; weit schwächer sind die Scharen der
Seligen und Verdammten, welche auch infolge der ge-
ringeren Technik weniger gut erhalten sind. Die Bedeu-
tung Pietro Cavallini's als Freskomaler ist aus diesem
Monumentalwerke aufs klarste zu erkennen; sie hat auch durch
Hermanin die richtige Würdigung erfahren. Sehr dankens-
wert ist auch die scharfe Kritik, die Hermanin an Vasari's unge-
nauen Angaben über den Künstler übt, während er anderer-
seits Ghiberti's Nachrichten über Cavallini als äusserst zu-
verlässig nachweist. Endlich streift der Verfasser in seiner
gehaltvollen Studie auch das ikonographische Gebiet und
gliedert das Fresko in die Reihe der bekannten Welt-
gerichtsdarstellungen ein. Leider sind die Fresken noch
immer fast unzugänglich, da der Nonnenchor die West-
wand von S. Cecilia einnimmt, und der Weg dahin nur
durch das Kloster führt. Die tüchtige Arbeit Hermanin's
wird darum doppelt willkommen geheissen werden.

E. St.

Der Kunstverlag von B. Koci in Prag hat sich in den
wenigen Jahren seines Bestehens durch eine Reihe grosser
Kunstpublikationen hervorgethan, die in ihrer Art alles
Lob verdienen. Zunächst wäre das Lieferungswerk »Alt-
Prag« zu nennen, das aus 80 Aquarellen von V. Jansa
besteht und mit einem soliden Text von Herain und
Komper begleitet ist. Die Reproduktionen sind in Drei-
farbendruck, anscheinend unter Zuhilfenahme eines litho-
 
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