Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 14.1903

DOI Artikel:
Haendcke, Berthold: Bemerkungen zu Michelangelo's Jüngstem Gericht
DOI Artikel:
Gümbel, Albert: Der Schreyeraltar in Schwäbisch-Gmünd eine Arbeit der Dürer'schen Werkstatt
DOI Artikel:
Berliner Brief, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5810#0043

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
63

Der Schreyeraltar in Schwäbisch-Gmünd. — Berliner Brief

64

in seinem Sinnen und Denken wesentlich mehr an,
als im allgemeinen angenommen wird. Er ist der
Mann, der beide Weltansichten, die sich damals trafen,
mit sicherster Hand zu vereinigen verstand.

S'e giudizii temerari e sciocchi

AI senso tiran la beltä, che muove

E porta al cielo ogni inteletto sano.

Dal mortale al divin non vanno gli' occhi

Infermi, e fermi sempre pur lä dove

Ascender senza grazia e pensier vano.

(In morte di Vittoria Colonna.)

Michelangelo 1547.
BERT HOLD HAENDCKE

DER SCHREYERALTAR IN SCHWÄBISCH-
GMÜND EINE ARBEIT DER DÜRER'SCHEN
WERKSTATT
Von Albert Gümbel, Nürnberg

Den Namen Sebald Schreyer's, Kirchenpflegers von
St. Sebald in Nürnberg (1482—1503, gestorben 1520)
nennt die Kunstgeschichte längst mit Dankbarkeit.
In seinem und Matthäus Landauer's, seines Neffen,
Auftrag schuf Adam Kraft1) in den Jahren 1490—1492
jenes berühmte Grabdenkmal am Ostchor derSebaldus-
kirche, an welchem die kunsthistorische Forschung
einen gewissen malerischen Zug hervorhebt, eine
Folge des Wunsches der Auftraggeber, nach welchem
ein älteres Gemälde in Steinwerk« gebracht werden
sollte. Mit seiner finanziellen Unterstützung konnten
Wohlgemut und Wilhelm Pleydenwurff die Illustrie-
rung der Hartmann Schedel'schen Weltchronik in
Angriff nehmen. Nürnberger und auswärtige Kirchen
erfreuten sich seiner Wohlthaten.

Unter den letzteren Gotteshäusern befindet sich
die Heilig-Kreuz-(Liebfrauen-)Kirche zu Schwäbisch-
Gmünd, in welcher Schreyer in den Jahren 1506 bis
1508 eine Kapelle zu Ehren des hl. Sebald errichtete.
Über deren Bau, Ausschmückung mit Glasgemälden
und Stiftung eines Flügelaltars fand Verfasser Dieses
im königlichen Kreisarchive Nürnberg umfangreiche
Notizen Schreyer's.

Unter diesen Aufzeichnungen befindet sich ein
Aktenstück, welches von nun an eine gewisse Rolle
in der Kunstgeschichte spielen dürfte, wird doch
darin bei Schilderung des Altargemäldes einer der
besten Namen, der Dürer's, genannt.

Alle auf den Bau der Kapelle bezüglichen Doku-
mente Schreyer's sollen sobald als möglich veröffentlicht
werden in einem Werkchen >Sebald Schreyer und die
Sebalduskapelle zu Gmünd«. Hier sei einstweilen nur
das Dürer betreffende Aktenstück wiedergegeben:

Item Sebolt schreyer hat Inn sannt Sebolts Capellen
zu gemund wind auff seinen altar ein grofse tafelnn
mit zweyen awffgeenden flugein vnnd zweyen neben-
oder plintflugelnn machen lafsenn vnnden mit einem
sarch vnnd oben mit einem gesprenng vnnd hat an
der weitten oder preiten mitsampt den plintflugeln
9 statschuhe vnnd an der Hohe, one den sarch

1) Vergleiche Daun, Adam Krafft, pag. 19 ff.

vnnd gesprenng 6 statschuhe, So hat der sarch an
der Höh 1 schuh 8 Zol vnnd das gesprenng 8 schuh
3 zole vnnd in das corpus der tafeln Ist ein grofs
geschnitten sannt Sebolts pild, oben mit zweyen
geschnitten, swebenden enngeln, der einer, Nemlich
zu der rechten Seiten, ein schilt des Kungreichs Dem-
marck mit einer Krön vnd der annder zu der lincken
seiten ein schilt des Kungreichs Frannckreich, auch
mit einer Krön, haltennde vnnd vnnden zu den fus-
sen, zu der rechten seitten Sant Seboltfs], des schreyers
pildung mit Schreyer schilt vnd Helm vnnd zu der
lincken Seiten seins weibs pildung mit Kamermeister
schilt vnnd Helme,Auch alles geschnitten vnnd
oben auf der taffein ein gesprenng vnnd mitten Inn
dem gesprenng ein gros geschnitten Crucifix; So ist
an den flugein, die Innen vnnd awfsen Inn 12 teil
geteilt sindt, gemalt Sannt Sebolts leben, Nemlich Inn
ain ydes theyl zwo oder drey materi, vnnd an dem
Sarch ist aufswenndigs gemalt ein brtistpild vnnfser
lieben frawen, Ir Kind Jhesum am arm habennde,
vnnd dabey die 14 nothelfer, all mit prustpilden;
vnnd an den orten defselben Sarchs, auf der rechten
seitten Schreyer vnnd der lincken seiten Kamermeister
schilt vnnd Inwenndig an den thurlein des sarchs
ist gemalt ein ennglischer grus vnd der behalter
soliches sarchs hat an der weidten bey 3 schuhen,
An der Höh vnntz (= bis) an das gesprenng ob

1 schuhe vnnd an der tieffen 4'/2 Zol vnnd die ganntz
preitten des sarchs ob 9 Zollnn. So ist solche
tafelnn fertig- vnnd awfgesetzt worden Inn der vastenn
Im 15 hundert vnnd achten jar vnd hat gecost, wie
hernachvolgt:

Item dem schreiner von der tafeln, flugein, sarch
vnd gespreng zu machen 10 gülden Rheinisch.

Dem Schnitzer vonn den pilden vnnd dem crucifix
zu schneiden 11 gld. Rh.

Von den pilden, gesprenng vnd annderm zu
vergulden 19 gld. Rh.

Dem schlofser davon zu beschlagen gegeben
3 pfundt.

Für färb vnnd zewg, so darzu komen ist, 5 gld. Rh.

Zweyen Knechten, der yder 7 wochen an den
materiell gemalt hat, für cost vnd Ion 14 gld. Rh.

Mer einem Knecht mer dann ein wochen färb
anzustreichen vnd zu fal'sen 1 gld. Rh.

Mer einem gesellen 3 wochen am sarch zumalen

2 gld. Rh.

»Dem Albr. türer für sein muh vnd versäummnus
Seiner knecht zu liebung geben 7 //. 5 Pfd. 12 dl.

Seiner Hawsfrawen zu einer vererung geben 2 gld.

Den gesellen zu trinckgelt l/a gld. vnnd sunst
vncost 1 ort.

Von den tafeln einzumachen dem Schreiner 1 gld.
vnnd davon zu binden 1 ort.

Davon vnntz gen Gemund zu füren 4 gld.

Suma das die Tafel cost Tut 78 gld. Rh.

BERLINER BRIEF

Das Künstlerhaus macht gewaltige Anstrengungen, in
dem heissen Konkurrenzkampf der Privatsalons wenig-
stens nicht überhört zu werden. Seit Jahren und Jahr-
 
Annotationen