Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 14.1903

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5810#0078

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
133

Vom Kunstmarkt — Vermischtes

134

gewerbemuseums hält Anschlagkarten, die zum Besuch i
der Sammlung auffordern, zur Verfügung.

Im oberen Vistibul des Berliner kgl. Kunstgewerbe-
museums sind soeben zwei Kollektionen von Naturstudien
zur Ausstellung gelangt, die nicht nur rein künstlerisch
interessieren werden, sondern auch für den Betrieb künst-
lerischen Studiums und Unterrichts anregend sein dürften.
Die eine umfasst Tierdarstellungen des auf der Unter-
richtsanstalt des Museums ausgebildeten Malers Otto
Köhler, die dem Berliner Zoologischen Garten entstammen
und durch feine Beobachtung der Bewegung und treffende
Charakteristik anziehen. In der anderen Kollektion be-
gegnet man Pflanzenstudien des bekannten Malers Rudolf
Ribarz in Wien, die zeichnerisch und malerisch gleich
vollendet sind und mit feiner Auffassung der Formen
sicheren dekorativen Geschmack und lebendiges kolo-
ristisches Empfinden verbinden.

Die Berliner Secession hat am 29. November eine
Ausstellung »Zeichnender Künste« eröffnet, die von impo-
nierender Reichhaltigkeit und Qualität ist. Der Habitue
von Schwarz-Weissausstellungen pflegt eigentlich solche
Veranstaltungen mit der Überzeugung zu betreten, hun-
derterlei alten Bekannten auch hier wieder zu begegnen.
Dass aber die weit überwiegende Zahl der nahezu 1000
Blätter zunächst schon als Novität fesselt, ist der erste
erfreuliche Eindruck. Von dem Werte des Gebotenen wird
noch des weiteren zu berichten sein.

Düsseldorf. Ergebnis der diesjährigen Ankäufe auf
der Düsseldorfer Kunstausstellung. Nach den soeben be-
kannt gegebenen Schlusszahlen ist die Kunstausstellung von
etwa 800000 Personen besucht worden. Aus Eintritts- '
geldern wurden 353256 M. eingenommen. Aus dem Ver-
kauf von Kunstwerken wurde ein Erlös von rund 546000 M.
erzielt. Davon mehr als 200000 M. aus öffentlichen Mitteln.
Auf früheren Ausstellungen haben vielfach im Verhältnis
bedeutendere Käufe stattgefunden; sie betrugen: 1869
München, internationale Kunstausstellung, für 154000 M.;
1879 dieselbe Ausstellung 453286 M.; 1880 Düsseldorf,
nationale Kunstausstellung, 285000 M.; 1883 München,
internationale Kunstausstellung, 677860 M.; 1888 dieselbe
Ausstellung 1 070540 M.; 188g München, Jahresausstellung,
479250 M.; 1890 dieselbe Ausstellung 389474 M.; 1891
Berlin, internationale Kunstausstellung, 915905 M.; 1891
München, Jahresausstellung, 612960 M.; 1892 München,
internationale Kunstausstellung, 681874 M.

Heidelberg. In der Peterskirche sind zwei religiöse
Bilder Hans Thoma's eingeweiht worden. Die Bilder
schmücken die zwei Wände neben dem Eingang zum Chor
der kleinen gotischen Kirche. Das zur Linken stellt
»Christus und Petrus auf dem Meere« dar. Es ist eine
stürmische Nacht, gewaltige Wolkenmassen haben sich zu-
sammengeballt, dem im Hochgang der See schier ver-
zweifelnden Jünger erscheint auf einem Wellenkamin die
von zartem Lichtscheine umflossene Gestalt des Herrn,
die Hände hilfreich ausbreitend; ein Bild von eindringendster
Wucht. Wunderbar kontrastierend und zugleich ergänzend
ist das andere Bild: »Christus erscheint der Magdalena«, j
Dort die Errettung der aus tiefer Not zu Gott schreienden
Menschenseele, hier die tröstliche Osterbotschaft »Christ
ist erstanden». Thoma hat hier den nur ihm eigenen
Zauber eines strahlenden, südlichen Frühliiigsniorgens aus-
gebreitet. Hinter den blauen Bergen schiesst die Sonne
ihre jubelnden Strahlen hervor und vorn in dem abge-
grenzten Garten mit seiner Blunieiipracht und den Orangen-
bäumen, die ihre fruchtschwel en Kronen in der Höhe des
Bildes ausbreiten, ist Magdalena in die Knie gesunken,
den für ewig entrissen geglaubten Meister wie in einer
Vision ei kennend. Doch dieser, in das weisse Grabeslinnen |

gehüllt, erhebt streng die Hand: »Rühre mich nicht an!«
Die beiden Bilder gehören zum Grössten, was Thoma bis-
her geschaffen, sie müssen den tiefsten Eindruck allent-
halben hervorrufen. (M. N. Nachr.)

Köln. Eine Ausstellung von Werken zeitgenössischer
Künstler die in Köln geboren sind, wird am 29. November
im Kunstgewerbemuseum in Köln eröffnet. Es sind die
Professoren P. Breuer, A. Duesser, A. Frenz, H. Froitz-
heim, E. Hardt, A. Neven Du Moni, W. Schreuer,
W. Schneidcr-Didam, F. Westendorp.

VOM KUNSTMARKT

Berlin. R. Lepke's Kunstauktionshaus kündigt für den
2. und 3. Dezember eine Versteigerung von Gemälden alter
Meister, von Pastellen, Aquarellen und Zeichnungen an, die
von Künstlern des 16. bis 18. Jahrhunderts herrühren.
Auch Ölbilder, Studien und Zeichnungen neuer Meister
kommen unter den Hammer. Von den unlängst bei Lepke
erzielten Preisen teilen wir noch mit: Direktoireschreib-
tisch, ehemals im Besitz des Prinzen Louis Ferdinand,
4500 M.; gotische Holzstatuette (Bischof Wolfgang) 3000 M.;
sechs flandrische Gobelins 4100 M.; ein grosser franzö-
sischer Seidengobelin 3005 M.; ein grosser Elfenbein-
humpen 1600 M.; Florentiner Renaissanceschrank 1110M.;
Renaissancekabinett 800 M.

Die Versteigerung von Gemälden, Aquarellen
und Zeichnungen am 26. November im Lepke'schen Kunst-
auktionshaus hatte folgende Ergebnisse. Eine Kreide-
zeichnung von Max Klinger, einen weiblichen Oberkörper
mit ausgestreckten Armen darstellend, brachte 130 Mark,
während eine schöne Zeichnung von Skarbina »Die Leiden
des jungen Werther« nur mit 110 Mark bewertet wurde.
Ein Genrebild des verstorbenen Karl Becker »Die Neu-
gierigen« brachte 800 Mark, desselben Meisters »Figaro
und Susanna« 550 Mark. Ein Liebermann »Spielende
Kinder« ging für 2870 Mark fort, während kleinere Studien
von demselben Meister schon zu 200 und 300 Mark zu
haben waren. Den höchsten Preis erzielte Lenbach's
Porträt der Kammersängerin Lola Beeth, das 6250 M.
brachte. Von Adolf von Menzel war eine grössere An-
zahl Zeichnungen vorhanden, die 150 bis 300 M. brachten,
während ein Gemälde desselben Meisters »Mondschein«,
gemalt 1864, 1300 M., und ein Pastell »Seekrank« 1405 M.
erzielten. Sehr zurückgegangen im Preise scheinen die
Makarts zu sein, denn zwei grosse, sehr sorgfältig durch-
geführte Porträts erzielten zusammen nur 980 Mk., wo-
gegen ein kleines Porträt Fr. von Lenbachs, Richard
Wagner darstellend, 1200 Mk. brachte. Endlich wurden
für eine Skizze von Franz Stuck 700 M. bezahlt.

VERMISCHTES
Köln. Die unter dem Schutze der hl. Ursula stehen-
den 11000 Jungfrauen sollten, wie die »Frankf. Zeitung«
berichtet, ursprünglich nur 11 an der Zahl gewesen sein;
durch unrichtige Deutung eines M, das als Martyres zu
lesen sei, wäre die Zahl irrigerweise vertausendfacht wor-
den. Dagegen wendet man aus Köln ein, dass die in der
Kölner Ursulakirche vorhandene Kalksteinplatte, »die einzig
erhaltene Bauurkunde einer christlichen Kirche am Rhein<
aus dem 4. Jahrhundert, die Grabschrift der hl. Ursula,
keine Zahl nenne. Die Frage hat Oberlehrer Dr. Jos.
Klinkenberg in den Bonner Jahrbüchern, Bd. 88, 89 und 93,
umfassend behandelt. Dass es Tausende von Jungfrauen
gewesen seien, wird erst im 8. oder 9. Jahrhundert er-
wähnt, vom 10. Jahrhundert ab wird die Zahl 11000 fest-
stehend.
 
Annotationen