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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 14.1903

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Gümbel, Albert: Agnes Dürerin und ihre Stipendienstiftung, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5810#0085

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147 Kunstblätter. Bücherschau. Nekrologe. Personalien. Ausgrabungen. Denkmäler. Sammlungen

148

Das schon öfter angezogene Grosstotengeläutbuch
von St. Sebald bietet für die Bestimmung des Todes-
tages der Witwe Dürer's nur die in ziemlich weiten
Grenzen spielende Angabe, dass sich unter den >Von
Lucie diss Jahrs bis Reminiscere (= 13. Dezember
1539 bis 21. Februar 1540) Verstorbenen auch Agnes
Albrecht Dürerin an der Zistelgassen« befand. Das
Datum unseres Fragmentes schränkt diesen Spielraum
nunmehr urkundlich auf die Tage des 13.1) bis 30.
Dezember 1539 ein

KUNSTBLÄTTER
Zwei neue Kunstblätter haben wir heute anzuzeigen,
die wegen ihrer ungewöhnlichen Grösse weniger als Mappen-
blätter, denn alsWandschmuck in Frage kommen. Das eine ist
eine Originalradierung des trefflichen Friedrich von Schennis.
Auf gewaltigem Sitze thront Roma, den Speer in der einen,
die Siegesgöttin in der anderen Hand haltend, um sie die
feierliche Nachtstille der schweigenden Campagna gebreitet;
unter Pinien werden die Ruinen des Forums im Hinter-
grunde sichtbar Dem stimmungsvollen Blatte, das ein
tiefempfundenes Symbol römischer Sehnsucht und römischei
Erinnerung ist, hat der Künstler den bezeichnenden Titel
Roma memoria aeterno« gegeben. Die Plattengrösse be-
trägt 65X76 cm. Schennis' Radierung ist im Verlage von
Emil Strauss in Bonn erschienen, auf dessen wertvolle
Publikationen wir unseren Leserkreis schon bei Besprechung
von Max Röder's römischen Radierungen aufmerksam ge-
macht haben.

Das andere Blatt, von dem wir heute berichten wollen,
ist eine Gabe der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst
in Wien: Stuck's Bacchantenzug, radiert von William
Unger (Bildfläche 47X76 cm). Es wird von uns mit um
so grösserem Vergnügen empfohlen, weil es zeigt, dass
Meister Unger noch immer seine Nadel mit alter Kraft zu
führen weiss. Alle Vorzüge Unger'scher Kunst des Nach-
schaffens, vor allem die Kraft seines glühenden Kolorits,
erfüllen auch dieses Kapitalblatt. Trotz aller Fortschritte
der Heliogravüre-Tecknik — solche Reproduktionsradierung
ist doch eine schöne Sache!

BÜCHERSCHAU
Gartenlaube-Bilderbuch. Der deutschen Jugend ge-
widmet vom Verlag der Gartenlaube. Ernst Keil's Nach-
folger in Leipzig.
Die Gartenlaube ist bereits eine brave Tante von
fünfzig Jahren und hat alt und jung Tausende von Ge-
schichten erzählt und Zehntausende von Bildern beschert.
Hier schüttelt sie ihren unerschöpflichen Wundersack ein-
mal für die Kleinen gründlich aus und giebt in bunter
Reihe Geschichten, Märlein, Gedichtchen, bunte und
schwarze Bilder, so vielfältig, so reich an Abwechselung,
dass die Kinder lange, lange daran zu zehren haben werden
Die Gartenlaube hat dabei ein altes bewährtes Prinzip:
sie hat viel Erfahrung darin, was den Hundeittausenden
ihrer grossen und kleinen Freunde Vergnügen bereitet
und richtet sich darnach. Ihre alten bewährten Haus-
mittelchen schlagen doch immer wieder von neuem an

Kunst- und Familiengeschichte! Unter solchen Umständen
wären wir für einen urkundlichen Beleg der Notiz Mayer's,
wonach die Errichtung des Testamentes am 22. Oktober
1538 erfolgte, besonders dankbar. Ausgeschlossen wäre
dies ja nach den obigen Ausführungen durchaus nicht.

1) Bezw. 12. Die Bestattung erfolgte gewöhnlich schon
am nächsten Tage.

und wenn die Augen der Kleinen glänzen, die Wangen
glühen, die Herzchen klopfen, so ist sie reich belohnt.
Die Kunst des Jahres. Deutsche Kunstausstellungen
1Q02. Verlagsanstalt F. Bruckmann in München.
Die Redaktion der »Kunst für Alle« hat den hübschen
Gedanken gehabt, das grosse Klischeematerial, das sich
bei ihr alljährlich durch die Ausstellungsberichte anhäuft,
zu einem Album zu vereinigen, das eine bequeme Über-
sicht über die Produktion des abgelaufenen Jahres bietet.
Wer alle die Ausstellungen, die hier behandelt werden,
gesehen hat, wird als Stecken seines Erinnerns sich dieses
Bandes mit höchstem Nutzen bedienen; wer sie nicht ge-
sehen hat, wird durch die Anhäufung dieser einfarbigen
Klichees auf die Dauer etwas ermüdet, da er nicht in der
Lage ist, sich wenigstens in der Phantasie den farbigen
Eindruck des Originals zu vergegenwärtigen. Die erste
Klasse wird vielleicht froh sein, diese Jahresrevue ihrer
Eindrücke durch keinen Text unterbrochen zu sehen und
wird deshalb diesen Extrakt häufiger zu Rate ziehen, als
die ursprüngliche Ausgabe der »Kunst für Alle . Die zweite
Kategorie wird allerdings mit solchem blossen Bildermaterial
nicht viel anzufangen wissen.

Jedenfalls ist das Unternehmen, das sich überdies noch
durch einen erstaunlich billigen Preis (4 50 Mark für den
Band) auszeichnet und vortrefflich gedruckt ist, aller An-
erkennung wert und wir würden es sehr gern sehen, wenn es
dauernd fortgesetzt würde. Wer sich berufsmässig mit
der Geschichte der modernen Kunst befasst, wird sich dies
Repertorium nicht entgehen lassen. q. k.

NEKROLOGE
In Budapest verschied am 30. November der Maler
Alexander Ipoly (geboren 1858 zu Budapest). Er war
Schüler des Franzosen Collin und der Budapester Künstler
Lötz und Benczur, malte historische Bilder und Stillleben.

PERSONALIEN
Dr. R. Kautzsch, der bisherige Direktor des Deutschen
Buchgewerbemuseums in Leipzig, hat einen Ruf als Pro-
fessor der Kunstgeschichte an die Universität Halle erhalten.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE
Von neuen Ausgrabungen wird berichtet: In Pom-
peji werden unter Leitung von J. Paribeni tägiieh kleinere
Fundstücke ans Licht befördert, die unseren pompejanischen
Besitzstand erfreulich ergänzen, so unter anderen ein Mosaik
mit der Inschrift havetis intro , die sozusagen ein Pendant
zu dem allbekannten »cave canem« bilden könnte. Auf
der Insel Kos wird die Ausgrabung des Asklepios-Tempels
durch Rudolf Herzog eifrig gefördert. Die blossgelegten
Stücke sollen eine Rekonstruktion ermöglichen.

DENKMÄLER
Die Stadt Wien hat zum Andenken an Viktor Tilgner
einen zierlichen Tilgnerbrunnen gestiftet, der soeben ent-
hüllt worden ist.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
Die Berliner Gemäldegalerie ist wieder um ein
wertvolles Stück bereichert worden, das zunächst durch
sein bedeutendes Ausmass imponiert: es hat 3,5 Meter
in der Breite bei 2 Meter Höhe; es ist eine Bekehrnno
des Paulus von Rubens. Für den Ankauf des Werkes war,
abgesehen von seiner Qualität, der Wunsch massgebend,
für den Rubenssaal des Kaiser Friedrich-Museums ein
grosses dekoratives Mittelstück zu besitzen, das überdies
 
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