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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 14.1903

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Florentiner Brief
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5810#0148

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Personalien — Sammlungen und Ausstellungen — Ausgrabungen und Funde

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als die Thafsache, dass Antonio da San Gallo den Auf-
trag erhielt für Rahmen, Tabernakel und Leuchter, aber
Qiuliano dafür bezahlt ward, ist die Mitteilung eines bis-
her unbekannten Künstlernamens, womit eine schon nicht
mehr unerkannte Persönlichkeit ihre richtige Etikette er-
hält. Am 30. Juli 1488 nämlich überträgt der Prior des
Hospitals dem Maler Bartolomeo di Giovanni die Predella
des Altarbildes, und um jeden Zweifel zu beheben, werden
die vielen Gegenstände, die zur Darstellung gelangen
sollen, einer nach dem anderen benannt, und damit
schlagend dargethan, dass es sich um die in der kleinen
lnnocentigalerie bewahrten Stücke handelt.

Der Maler dieser kleinen Tafeln hat aber schon mehr
als einen Kunsthistoriker beschäftigt. Vor Jahren schon
hatte es Ulmann versucht1), das Werk dieses Gehilfen zu-
sammenzustellen, dessen Art er zuerst im Hintergrund des
grossen Anbetungsbildes kennen gelernt hatte: gewiss
hatte er da recht gesehen, und man sieht aus diesem Bei-
spiel einmal mehr, wie solche Bedingung der Eigenhändig-
keit nicht eingehalten wurde. In den Florentiner Samm-
lungen, in Rom, in verschiedenen italienischen Kirchen und
Galerien, wie in englischen Sammlungen hat Ulmann
Werke des Meisters gefunden; seiner Liste lassen sich
noch andere charakteristische, echte Arbeiten des Meisters
anfügen. Hatte er die Charakteristika dieses Werkstatt-
genossen Ghirlandaio's zuerst richtig erfasst; so war der
Name, den er vorschlug, Davide Ghirlandaio, falsch ge-
griffen. Das wissen wir nun, dank den Forschungen
Bruscoli's. Über das Werk des Künstlers steht aber binnen
kurzem ein ausführlicher Artikel zu erwarten. a Gr.

PERSONALIEN

Bei der Ordenverteilung S. M. des Königs von
Italien an ausländische Künstler, die für die Organisation
der Turiner Ausstellung thätig waren, sind folgende
deutsche Künstler mit hohen Auszeichnungen bedacht
worden: H. E. von Berlepsch-Valendas in Planegg bei
München und Professor Friedrich Ritter von Thiersch,
München, mit dem Kommandeurkreuz der Krone von
Italien; Architekt Alb. Hoff mann in Berlin, Architekt Pro-
fessor Bruno Möhring in Berlin, Professor Gross in Dresden,
Professor Krüger in Stuttgart-München sämtlich mit dem
Ritterkreuz desselben Ordens.

Über die Bestattung des Bildhauers J. von Kopf
wird aus Rom vom 5. Februar gemeldet: Auf dem prote-
stantischen Friedhofe des Monte Testaccio wurde die
Asche des Bildhauers Joseph von Kopf feierlich beigesetzt.
Der Feier wohnten ausser der Familie des Verstorbenen
der preussische Gesandte beim Vatikan Freiherr von
Rotenhan mit dem Personal der Gesandtschaft, die Mit-
glieder der deutschen Botschaft, ferner Vertreter der hiesigen
deutschen, italienischen und fremden Künstlerschaft sowie
der deutschen Kolonie bei. Namens der Akademie San
Luca sprach Signor Bompiani, im Namen des deutschen
Künstlervereins Professor Gerhardt.

Der Kunstmaler und Innenarchitekt Richard
Riemerschmid erhielt vom Bayrischen Gewerbemuseum
den Auftrag, den kunstgewerblichen Meisterkurs, der in
der Zeit vom 2. März bis 4. April in Nürnberg stattfindet,
zu leiten.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
Unter den Neuerwerbungen des Louvre ist gegen-
wärtig ein sehr interessantes Marmorrelief der italienischen

1) Jahrbuch der preuss. Kunstsammlungen XVII (1806)
S. 58 ff.

Renaissance aus dem Nachlasse des Sammlers Rattier aus-
gestellt. Es zeigt die Büste eines Kriegers im Profil, in
reicher Rüstung und mit einem Schild, der die Inschrift
P. Scipioni trägt. Nach Vasari hat Andreas Verrocchio
für den König Mathias Corvinus zwei Bronzereliefs, den
Alexander und den Darius darstellend, ausgeführt, die in
Ungarn vorschollen sind. W. Bode nimmt an, dass der
Scipio eine dritte derartige Arbeit war.

Die in der deutschen Abteilung der Turiner Aus-
stellung abgeschlossenen Verkäufe ergaben folgendes
Resultat: Verkauft wurden elf vollständige Zimmerein-
richtungen 56438 Lire; einzelne Möbel (deren nur sehr
wenig ausgestellt waren) 2225 Lire; Metallarbeiten 22000
I Lire; keramische Arbeiten 2752 Lire; Glasfenster und Bilder
3100 Lire; Gerahmte Zeichnungen und Bilder 1100 Lire;
Uhren 4700 Lire; Gold- und Silberarbeiten, Schmucksachen
2900 Lire; diverse andere Gegenstände 5360 Lire, in
Summa 100575 Lire. Das Verkaufsresultat, obwohl es
keine sehr hohe Ziffer aufweist, muss aber immerhin, zieht
man einen Vergleich mit der Pariser Weltausstellung, als
günstig bezeichnet werden.

Im Kunstsalon Ernst Arnold, Dresden, Wilsdrufferstr. t,
ist eine Sonderausstellung von Frauenbildnissen ver-
anstaltet, die mit den Arbeiten jüngerer Künstler solche
von Leibi, Trübner, Böcklin, Liebermann u. s. w. umfasst.
Ausserdem sind zum Vergleich und zur weiteren Ergän-
zung Frauenbildnisse der Japaner in farbigen Originalholz-
schnitten zu sehen und ist deren Entwickelung vom Jahre
1700 bis 1850 vortrefflich veranschaulicht. — Im weissen
Kabinett ist der Pariser Fantin Laiour mit 34 Originallitho-
graphien vertreten, unter anderem mit den berühmten
Blättern: Rheingold, Siegfried, Tannhäuser, Parsifal, Hol-
länder, Lohengrin, ferner mit der Widmung an Robert
Schumann, an Berlioz und an Victor Hugo.

Unter den kleineren Ausstellungen in Berlin
nehmen augenblicklich die folgenden das Interesse in
Anspruch: im Kunstsalon von Keller & Reiner ist eine
umfassende Ausstellung von Arbeiten Hans Thoma's er-
öffnet, die einen Überblick über das Schaffen des Meisters
seit 30 Jahren gewährt. Neben den Bildern sieht man
eine grosse Zahl von Steindrucken, Radierungen u. s. w.
j In dem Schauhause der Möbelfabrik A. S. Ball ist eine
I Nachlassausstellung des verstorbenen Professors Otto Eck-
| mann seit kurzem dem Publikum zugänglich gemacht.
Alle ausgestellten Möbel sind von Eckmann selbst geschaffen
und stammen aus des Meisters Häuslichkeit. Man sieht
die Hauptteile eines Speisesaales, eines Schlafzimmers,
eines Salons, einer Bibliothek und einer Arbeitsstube.
Dazu eine Reihe von Gemälden, zum Teil aus seiner
Münchner Zeit. Die Vorzüge der Kunst Eckmann's kann
man gerade bei diesen Möbeln gut beobachten. Alle
Formen sind neu und eigenartig, die Profile angenehm, die
einzelnen Möbel in ihren Details vernünftig und praktisch
für den Gebrauch. Wahre Prachtstücke sind der runde
Speisetisch, der Toilette- und der Garderobeschrank. —
Ferner ist im Hohenzollern - Kunstgewerbehaus eine
Generalausstellung für künstlerische Buchausstattung der
Neuzeit eröffnet worden, die auserordentlich viel Inter-
essantes über die deutschen, französischen und eng-
lischen Bestrebungen auf diesem Gebiete zeigt.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE

»Entdeckung eines Raffael« heisst der Titel einer
kleinen, vornehm ausgestatteten Broschüre, die soeben in
Saint Etienne in Frankreich erschienen ist. Besitzerin des
Schatzes und Verfasserin der Arbeit ist Mme. Benoi'se
Blanc; ein Gutachten von M. Henry Hamel, expert judi-
 
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