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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 14.1903

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Die Katatypie, ein neues photographisches Kopierverfahren
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5810#0157

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2g l Nekrologe — Denkmalpflege — Archäologisches — Institute — Sammlungen und Ausstellungen 292

wir mussten aber stets auf durchsichtiges Material photo-
graphieren. Zur Katatypie brauchen wir das nicht mehr:
die empfindliche Schicht kann auf allen beliebigen auch
undurchsichtigen Medien (z. B. Papier) aufgetragen in der
Camera exponiert werden, zum Kontakt ist die Durch-
sichtigkeit des die Bromsilbergelatine tragenden Materials
natürlich unnötig. dr. zanoemeister.

NEKROLOGE
Der Landschaftsmaler Pieter Francis Peters ist am

23. Februar in Stuttgart verschieden. Er war der Sohn
eines gleichnamigen Glasmalers in Nymwegen, geboren
1818 und seit 1845 'n Stuttgart wohnend. Über seine
vielgerühmten Landschaftsbilder mit Motiven aus Monaco,
Crestola und Laufenburg, ferner über seine früheren Ver-
dienste um das Kunstleben und das Ausstellungswesen in
Stuttgart haben wir in der »Zeitschrift für bildende Kunst«
und in der »Kunstchronik« des öfteren berichtet.

DENKMALPFLEGE
Aus Rom kommt die Nachricht, dass die italienische I
Regierung den Palazzo Orsini anzukaufen beabsichtigt. [
Der verarmte Besitzer hatte den Palast an die römische
Sparkasse für eine halbe Million Lire abtreten müssen.
Die Regierung zahlt nun dieselbe Summe an die Sparkasse,
weil der Palazzo, der in die Ruinen des Marcellustheaters
eingebaut wurde, »Monumento nazionale« ist.

ARCHÄOLOGISCHES
Zwei neugefundene Bronzestatuetten. In der

Berliner Philologischen Wochenschrift macht Friedrich
Hauser (Rom) auf zwei unter der Vesuvasche gefundene
Bronzen aufmerksam. Die eine von ca. 80 Centimeter
Höhe stellt einen sitzenden Herakles dar; der Besitzer
sieht in ihm nichts weniger als ein Werk des Lysipp, an
dessen Herakles Epitrapezios er erinnert. Es ist aber eine
derbe und plumpe römische Bronze, an der nur die aus-
gezeichnete Erhaltung hervorgehoben werden darf. Ein
in Boscotrecase wohnender Ingenieur hat die Statuette
im Hafenviertel von Pompeji gefunden und zwar auf
eigenem Grund und Boden. — Ein unverhältnismässig
wertvollerer Fund ist eine bereits im Museo Nazionale
ausgestellte Bronze von 70 Centimeter Höhe, in der
Friedrich Hauser ein Originalporträt des Antiochos VIII.
(Grypos wegen seiner Adlernase genannt) als Hermes
sieht. Sie stellt den Fürsten von Antiochia im ungefähr
35. Jahre dar und muss also gegen Ende des 2. vorchrist-
lichen Jahrhunderts entstanden sein. Verwelkte Züge und
ein übelgelaunter Blick sind ausgedrückt. Über die linke
Schulter ist nachlässig eine kleine Chlamys geworfen; sie
rutscht am linken Arm herunter und zieht sich mit dem
anderen Ende über den Rücken weg, um dann über das
rechte Handgelenk zu fallen. Diese Chlamys ist ein
völliges Novum in der antiken Kunst. Hauser fügt hinzu:
»Ich wenigstens kenne keine zweite Antike, bei welcher
der Künstler in der Gewandbehandlung so jede Spur von
Stilisieren zu vermeiden gewusst hätte; er schrieb das
Gewand einfach von der Natur ab, ohne es vorher an
seinem Modell in effektvolle Falten zu legen«. Aber haben
wir nicht in dem ebenfalls in diesem Jahre gefundenen
Epheben von Tralles (Archäologischer Anzeiger 1902, 3,
S. 104) auch das Novum des Mangels jeder Stilisierung?
Über dieses entzückende Werk spätgriechischer Kunst
schreibt der Wiener Meister Kaspar von Zumbusch: »Das
ist ja ein ganz interessanter Fund von neuartiger Auf-
fassung, so gar nicht herkömmlich. Die ungewöhnlich 1

packende Stimmung ist nur durch die feine harmonische
Körperbewegung von oben bis unten erzielt und durch
den Ausdruck des schöngeformten Kopfes. Alles ist ver-
mieden, was den Blick davon abziehen könnte. Dem zu-
liebe sind sogar die Hände und nahezu die Arme geopfert.
Aus dieser Statue spricht nur Seele. Wenn man die
Fehlstelle der Füsse bedeckt, wie weich hingegossen
lehnt er da, mühelos, ganz in Sinnen versunken!» Auch
der Mantel des Epheben von Tralles, der jetzt eine Zierde
des Ottomanischen Museums ist, hängt natürlich, unstilisiert
um ihn herum. Man sieht, dass er nur den Zweck hat,
den erhitzten, von der Übung ausruhenden Jüngling vor
Erkältung zu schützen, nicht den, durch erkünstelten Falten-
wurf das Auge des Beschauers auf sich zu ziehen. m.

INSTITUTE

Rom. Archäologisches Institut. In der Sitzung vom
6. Februar besprach Professor Hülsen ABC D-Inschriften,
deren Abdrücke den Anwesenden vorgelegt wurden: zu-
nächst solche aus Rom, dann aus der Provinz. In ein-
gehender Erklärung der einzelnen Inschriften wies der Vor-
tragende nach, dass nur einige wenige wirklich mystische
Bedeutung hätten, dann aber lediglich im orientalischen
Kultkreise, besonders des Jupiter Dolichenus. Die übrigen
seien teils Kritzeleien oder Schreibversuche von Schul-
buben, teils zu praktischen Zwecken an Sicherheitsschlössern
angebracht oder als Schriftproben von Steinmetzen anzu-
sehen. Dann besprach Professor Petersen die Andromeda
des Euripides und suchte möglichst scharf Euripideisches
und Nicht-Euripideisches zu scheiden. Mit der schriftlichen
Überlieferung zeigte sich die bildliche dabei in Überein-
stimmung. Eine besondere Stellung musste dann einer
Vulcenter Vase des British Museum angewiesen werden,
die schon von anderen auf die Andromeda des Sophokles
zurückgeführt worden war. Da aber allgemein die Haupt-
figur dieses Vasenbildes irrtümlich Andromeda statt Phineus
genannt worden war, so sei die Darstellung ihres Haupt-
inhaltes noch bis heute falsch verstanden worden.

E. st.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN

Die Vorbereitungen für die internationale Kunst-
ausstellung in Düsseldorf im Jahre 1904 werden mit
Eifer betrieben. Die Ausstellung soll von Düsseldorf
selbst und von den Städten Berlin und München wegen
der bestehenden Kartellverhältnisse korporativ beschickt
werden. Dagegen sollen von anderen Kunststädten nur
bestimmte einzelne Künstler und womöglich auch nur mit
ganz bestimmten Werken eingeladen werden. In Aussicht
genommen ist eine besondere Berücksichtigung der mo-
dernen Plastik und eine bedeutende historische Abteilung.
Diese soll eine Übersicht über die alte westdeutsche
Malerei darstellen, und man hofft, aus dem Besitze des
rheinischen Adels manche kostbare und bisher unbekannte
Werke vorführen zu können. — Eine mit der Kunstaus-
stellung verbundene internationale Gartenbauausstellung
soll den farbigen Rahmen und eine besondere Attraktion
des gross angelegten Unternehmens bilden.

Die diesjährige Kunstausstellung in Königsberg
findet vom 8. März bis zum 19. April statt und verspricht
ein gutes Bild von dem Stande der gegenwärtigen deut-
schen Malerei zu bieten. Ausser einheimischen Künstlern
werden auch die bekanntesten Namen aus München, Düssel-
dorf, Berlin, Dresden, Karlsruhe, Hamburg und anderen
Städten vertreten sein.

Der »Freien Vereinigung württembergischer
Künstler« ist von der Münchner Kunstgenossenschaft
 
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