Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 14.1903

DOI Artikel:
Die Versteigerung Lelong in Paris
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5810#0245

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
467

Bücherschau — Nekrologe — Sammlungen und Ausstellungen

468

meter hohe viereckige Jardinieren, trotzdem die eine
eine neu gemalte Seite hatte, stiegen auf 11 000 Fr. (!).
Nicht viel weniger hohe Preise wurden für Meissner
Figuren und Gruppen gezahlt, namentlich die lebhaft
getönten frühen Stücke gingen hoch. Zuweilen hatten
sie vortreffliche Rocaillebronzen in der Art derCaffieri.
Ein Paar langgeschwänzte Papageien (184): 10300 Fr.,
die vier Jahreszeiten, 23 cm hoch (188), 9700, eine
Gruppe (ig3): 14000; ein paar Kandelaber, Porzellan-
schwäne mit Bronzeleuchtern 42500! ein Tafelaufsatz
(650) 1 o 100 Fr.; zwei Schneeballenvasen (202) brachten
45000 Fr.! Chinesische und japanische Porzellane
gingen sehr hoch, wenn sie gut und alt in Bronze
gefasst waren, so stiegen zwei Vasen der grünen
Familie auf 93000 Fr., eine 1 Meter 30 hohe Vase
mit Figurenmalerei, Familie rose, brachte 80000 Fr.
Von den zahlreichen Skulpturen ging eine Büste von
Pajou auf 105500 Fr. Die feuervergoldeten Bronzen
bester Qualität gingen ausserordentlich hoch, für ein
Paar gute Rocaillearmleuchter, dreiarmig, zahlte man
10300, für Feuerhunde (330) Louis XVI: 43500 Fr.,
Standuhren, mehrere zwischen 15 und 20000 Fr.,
eine von Lepaute 38500 Fr. Der fabelhafte Preis
von 157000 Fr. wurde für eine Garnitur von vier
Fauteuils mit Beauvaistapisserie im Geschmack der
Regence gezahlt! Für eine andere Garnitur, Sofa
und sechs Lehnstühle mit Beauvaisbezügen (380) wurden
150 000 Fr. gezahlt — kurz, für ein gut geschnitztes
Sofa mit einfachem Seidenbezug zahlte man durch-
schnittlich 20—30000 Fr. und für einen ebenso ein-
fachen aber geschmackvollen Fauteuil 4—5000 Fr.
Wie sollen bei solchen Preisen für ganze courante
Dinge die Museen, die gern ein paar wirklich gute
französische Möbel haben möchten, konkurrieren!
Kommoden mit einigermassen guten Bronzen gingen
auf 40000 Fr., Tische auf 20000 und je zierlicher
die Bewegung, je koketter die Erscheinung, desto
höher waren sie im Preis. Regencemöbel und frühe
Louis XVI.-Möbel — also noch aus der Zeit Lud-
wig's XV., um 1765 etwa — sind wie immer steigend
im Wert, späte Louis XVI.-Möbel und Rocailleuse-
konsolen verhältnismässig niedrig im Preis. Aber neben
diesen Kostbarkeiten fehlte es nicht an simplen und
recht verdächtigen Sachen, wie sie allenthalben in
den Händlerdepots sich herumtreiben. Wie immer
waren gute Tapisserien hoch im Preis. In situ
wurden ein paar Zimmergetäfel in dem Hotel du quai
de Bethune verkauft. Es waren zwei in den Motiven
ganz einfache und längst der Malerei und ihrer alten
Vergoldung beraubte Täfelungen im Geschmack der
Regence, die eine brachte 16600, die andere 34000 Fr.

Alles in^allem bestätigte diese Auktion den kon-
servativen Geschmack der Franzosen und zeigte den
Wert der Kunst des 18. Jahrhunderts in einer starken
Überwertung. R. Q.

BÜCHERSCHAU
Rom. Die neuen illustrierten Kataloge von Dom.
Anderson sind soeben erschienen. Sie bringen neues über
Rom, Venedig und Perugia. Die zahlreichen Neuauf-
nahmen vor allem an Einzelköpfen, welche für das grosse
Werk über die sixtinische Kapelle vor mehreren Jahren

angefertigt wurden, erscheinen jetzt zum erstenmal im
Handel und das, was Ouirlandajo, Botticelli, Signorelli und
Perugino im Palastheiligtum des Vatikans geleistet haben,
tritt in diesen Einzelblättern mit überzeugender Klarheit
zu Tage. In Venedig hat der unermüdliche Photograph
Hunderte von Kirchen und Palästen aufgenommen, zahl-
reiche Ansichten aus allen Winkeln der Stadt, die Inseln
Burano, Murano und vor allem Porcello mit seinen merk-
würdigen Mosaiken und Skulpturen. Die Aufnahmen in
Perugia, Assisi und Umgebung werden in diesem Jahre
noch weiter vervollständigt werden, obwohl die Sammlung
Anderson's, vor allem was die Aufnahmen in den Kirchen
anlangt, schon jetzt die denkbar reichhaltigste ist. Ein be-
sonders ehrenvoller Auftrag wurde dem tüchtigsten der
italienischen Photographen endlich anlässlich des Besuches
des deutschen Kaisers zu teil, für den er zur Zeit die sämt-
lichen historischen Paläste Roms in grossen Aufnahmen
herstellt. Bei der besonderen Unterstützung, welche
deutsche Gelehrte von jeher durch Anderson's unerreichte
Kunst in Italien gefunden haben, ist diese Ehrung besonders
erfreulich. Auch von einer Herabsetzung der Preise ist zu
melden und zwar werden die Photographien nach Ge-
mälden (ebenso wie die Skulpturen) von jetzt an zum
Preise von 50 cent. erhältlich sein. e. st.

Miethe, Adolf. Lehrbuch der praktischen Photographic.

Zweite, verbesserte Auflage. Mit 180 Abbildungen.

Verlag von W. Knapp. 1902. Geb. M. 10.

Die neue Auflage des bewährten Leitfadens unter-
scheidet sich von der ersten vor allem durch Ausscheidung
alles Veralteten und Aufnahme der Neuheiten, soweit sie
für die Praxis des berufsmässigen Photographien wichtig
sind oder dem Liebhaber zu weiteren Studien Anregung
bieten können. Eine wirkliche Bereicherung des vorzüg-
lichen Handbuches bilden die Abschnitte über farben-
empfindliche Platten und über Gummidrucke.

Bibliothek von Eugene Müntz. Das Antiquariat
Jos. Baer & Comp, in Frankfurt a. M. hat seiner Zeit die
25000 Bände umfassende Bibliothek des E. Müntz er-
worben und beabsichtigt, darüber eine Reihe systematisch
geordneter Verkaufskataloge herauszugeben. Der erste
wird soeben versandt und enthält 229 Nummern Schriften
von E. Müntz selbst und weiter kunstgeschichtliche Werke
allgemeinen Inhalts-, Kunsthandbücher, Kunstgewerbe,
Ästhetik, Künstlerlexika, Galeriewerke und Kataloge, ins-
gesamt 1842 Nummern. Da die Bibliothek Müntz wohl
die grösste Kunstbibliothek ist, die je in den Handel kam,
und die Litteratur der letzten 30 Jahre, ferner die seltenen
Per-Nozze-Schriften und die Werke über Lionardo, Raffael
und Michelangelo in grösster Vollständigkeit umfasst, so
werden diese Kataloge für die bequeme Orientierung über
Büchertitel und Preise besonders beachtenswert sein.

NEKROLOGE
Der Historien- und Orientmaler Franz Eisenhut ist
am 2. Juni in München gestorben. Er war am 24. Januar
1857 in Deutsch Palanka in Ungarn geboren, Schüler der
Münchener Akademie unter Wilh. Diez und nach weiten
Studienreisen in Kleinasien, Nordafrika und Frankreich in
München thätig. Zu seinen besten Gemälden zählt Der
Hahnenkampf im Staatsmuseum zu Budapest und Der
Streit um die Beute in der Münchener Pinakothek.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN

Rom. Neuordnung des Konservatorenpalastes. Während
des ganzen Winters waren die Schätze des Konservatoren-
palastes dem Publikum verschlossen. Jetzt endlich ist die
umfassende Neuordnung vollendet worden. Die Anlage,
 
Annotationen