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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 15.1904

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Dehio, Georg: Vorbildung zur Denkmalpflege: Rede auf dem vierten Tage für Denkmalpflege in Erfurt
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5900#0030

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Arndt-Bruckmann, Griechische und römische Porträts

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anders die Konservatoren, denn diese haben folgende
Aufgaben: sie müssen die Programme zum Ausbau von
Kirchen aufstellen, Kostenanschläge fachmännisch
prüfen, die Arbeiten beaufsichtigen, künstlerisch leiten
und nach ihrer Vollendung abnehmen; sie müssen
die künstlerischen und handwerklichen Kräfte be-
schaffen und einschulen, sowie einen vollständigen
Einblick in die Qualität der einzelnen Kräfte haben;
sonst ist die richtige Ausführung der Arbeiten der
Denkmalpflege in Frage gestellt. Sie müssen die
Denkmalpflege organisieren und die Denkmalwacht
ausüben (z. B. unnötige Ausbauten verhüten) und in
allen diesen Hinsichten auch die Provinzialverwal-
tungen beraten. Von den Konservatoren ist also zu
verlangen: i. Eingehende Kenntnis der in ihr Fach
einschlägenden gesetzlichen Bestimmungen und des
behördlichen Geschäftsganges, wie solche im Kampfe
gegen die Bureaukratie unentbehrlich ist, Gewandt-
heit besonders im mündlichen Verhandeln; 2. künst-
lerische und technische Erfahrung; 3. ausgebildetes
Beobachtungsvermögen, die Fähigkeit zum skizzieren-
den Darstellen; 4. eingehende Kenntnis der heimi-
schen Denkmäler, wenigstens einer Provinz — nicht
bloß kunstgeschichtliche Kenntnisse allgemeiner Art
— oder wenigstens eingehende Kenntnis eines be-
stimmten Sondergebietes der Kunstgeschichte; 5. takt-
volles Auftreten.

Von den Inventarisatoren ist zu verlangen: 1. Ein-
gehende Kenntnis der Denkmäler einer Provinz;
2. Kenntnis der deutschen Kunstgeschichte und kunst-
kritisches Urteil; 3. Übung im Photographieren und
in der Aufnahme von Grundrissen und Schnitten;
4. Gewandtheit in schriftlicher Darstellung; 5. Kenntnis
der Vervielfältigungsverfahren.

Die ausübenden, in der Denkmalpflege tätigen
Künstler sollten sich stärkere Kenntnis der heimi-
schen Kunst und Bauweise aneignen und sie durch
Kurse an den Universitäten vertiefen. Weiter ver-
wies Lutsch auf die ausgezeichneten Kulturstudien
von Paul Schultze-Naumburg und sprach sich dahin
aus, daß das altertümelnde Verfahren bei Angliede-
rungen größeren Umfanges auch in der Denkmal-
pflege verschwinden solle.

Schließlich mahnte er, daß die Betonung der
Gegensätze der beiden Berufsarten in der Denk-
malpflege nicht von nöten sei, man solle sie
nicht durch bestimmte Vorschriften für die Vor-
bildung verschärfen. Wichtiger als die Vorbildung
sei die Praxis, alles hänge hier, wie auch sonst im
Leben, von der Persönlichkeit ab. Nicht jeder Architekt,
aber auch nicht jeder Kunsthistoriker ist für die
Denkmalpflege geeignet. Reif sein ist alles. Einig-
keit aber sei dringend nötig, denn noch fehle viel
an der Volkstümlichkeit der Bestrebungen im Sinne
der Denkmalpflege. Das beweise unter anderen der
geringe Abonnentenstand der in das Gebiet trefflich
einführenden Zeitschrift »Die Denkmalpflege«.

ARNDT- BRUCKMANN
GRIECHISCHE UND RÖMISCHE PORTRÄTS

Eine der letzten archäologischen Unternehmungen von
Heinrich Brunn, wofür er sich gleich von Anfang an der
Mitarbeit seines Schülers P. Arndt versichert hatte, sind
die griechischen und römischen Porträts, die seit 1891 in
ununterbrochener Folge in der Verlagsanstalt für Kunst und
Wissenschaft, vorm. F. Bruckmann in München, erscheinen.
Kein Reklamewerk, das dem Herausgeber große finanzielle
Vorteile bringt, aber ein unentbehrliches Hilfsmittel für
die Erkenntnis dieses im 16. Jahrhundert hochgewürdigten,
später lange vernachlässigten Denkmälerkreises. Referent hat
schon einmal Anlaß genommen, in diesen Blättern auf
das Werk aufmerksam zu machen, zu einer Zeit, wo es
noch möglich war, auf die einzelnen Bildnisse Rücksicht
zu nehmen. Jetzt, nachdem unterdessen die Zahl der
Tafeln auf mehr als 600 angewachsen, kann es sich nur
darum handeln, im Allgemeinen über den Stand und Fort-
gang der Publikation Auskunft zu geben.

Mit der 61. Lieferung, die vor kurzem erschienen, sind
bis jetzt ca. 260 Bildnisse publiziert, die meisten von
zwei Seiten, Face und Profil. Darunter mögen nahezu zwei
Dritteile den Griechen, ein gutes Dritteil den Römern zu-
kommen, obgleich der Natur der Sache nach die Nationalität,
zumal von der Kaiserzeit an, nicht immer scharf bestimmt
werden kann, auch etwa ein Dutzend Asiaten und Afri-
kaner haben Aufnahme gefunden. Der Reichtum an Denk-
mälern dieser Art ist aber so groß, daß man das Bis-
herige auf wenig mehr als die Hälfte wird schätzen
können, wie denn auch die in Aussicht genommenen
1000 Tafeln kaum hinreichen werden, um eine relative
Vollständigkeit des einschlägigen Materials zu erzielen.
Immerhin könnte es im Interesse der Fertigstellung des
Werkes erwünscht erscheinen, wenn künftig eine etwas
strengere Auswahl getroffen, und unbekannte, replikenlose,
weder durch Stil noch durch physiognomische Eigentüm-
lichkeit ausgezeichnete Porträts weggelassen würden. Es
sind doch manche gegeben, welche eine so pretentiöse
Publikation nicht rechtfertigen, während andererseits noch
genug Wichtiges und Neues der Veröffentlichung harrt.

In Bezug auf Anordnung und Reihenfolge haben
die Herausgeber, wie schon bei den Denkmälern der
Skulptur, darauf verzichtet, ein bestimmtes Prinzip aufzu-
stellen und zu befolgen. Es hat das dazu geführt, daß
es nachgerade schwer ist, sich in der Masse des Gebotenen
zurecht zu finden, und zwar bedeutend schwerer als bei
den »Denkmälern«, weil von diesen die meisten nach ihrem
Gegenstand benannt und mit Hilfe eines Inhaltsverzeich-
nisses leicht aufgefunden werden können, während bei den
Porträts der größte Teil unbekannt ist und nur mit der
Museumsnummer bezeichnet werden kann. — Unterdessen
bemüht sich die Redaktion, wenigstens in jeder einzelnen, und
sehr oft in zwei oder drei aufeinanderfolgenden Lieferungen,
eine Gruppe von zusammengehörigen oder verwandten
Bildnissen zu vereinigen', welche dann ohne mühsames
Nachschlagen verglichen werden können und welche etwa
auch im Text unter dem gemeinsamen Gesichtspunkt be-
sprochen werden. Schon das Zusammenstellen der Wieder-
holungen eines und desselben Typus, das selten versäumt
wird, ist eine überaus willkommene Erleichterung für den
Ikonographen, doppelt willkommen, wo es sich um eine
ganze Anzahl handelt, wie z. B. bei dem Neapler soge-
nannten Sophokles (41. Lief.), dessen Persönlichkeit sicher
unter den berühmtesten Männern zu suchen ist. Ebenso
erwünscht sind die Zusammenstellungen der auf verschiedene
Originale zurückgehenden Bildnisse der gleichen oder der
möglicherweise gleichen Person. So die des Perikles
 
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