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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 15.1904

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Vierter Tag für die Denkmalpflege in Erfurt: Fortsetzung
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5900#0037

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57

Ein neues allgemeines Lexikon der bildenden Künstler — Bücherschau

5?

herrschen könnten. Er beantragt als Zusatz zu den
sechs Sätzen:

3". In kleineren malerischen Städtchen und Dörfern mit
langsamer Entwicklung ist die Veränderung von
Gebäudewandungen durch neue Fluchtlinien nach
Möglichkeit zu verhindern. Ist sie unumgänglich,
so soll man nur von Fall zu Fall mit äußerster Vor-
sicht vorgehen.

EIN NEUES ALLGEMEINES LEXIKON DER
BILDENDEN KÜNSTLER

Kürzlich ist durch den Buchhandel ein Prospekt
über das Erscheinen eines neuen, zwanzig Bände
umfassenden allgemeinen Künstlerlexikons, das von
Dr. U. Thieme und Dr. F. Becker in Leipzig im
Verlage von W. EngeTmann herausgegeben wird, den
Kunstkreisen des In- und Auslandes übermittelt wor-
den, und es dürfte von Interesse sein, hier etwas
näheres über dieses groß angelegte und lange vor-
bereitete Unternehmen zu erfahren. Mit diesem neuen
Werke soll der dem unvollendet gebliebenen Meyer-
schen Künstlerlexikon zu gründe liegende Plan eines
die ganze Summe der modernen Kunstforschung ver-
wertenden, umfassenden biographischen Nachschlage-
werkes verwirklicht werden. Freilich war es von
vornherein klar, daß die praktisch undurchführbare
Ausführlichkeit dieses Vorgängers vermieden und dafür
äußerste Exaktheit und Knappheit in den Angaben
über die wichtigsten Lebensereignisse und Werke
der Künstler angestrebt werden muß. Die einzelnen
Artikel sollen schnell über alle Hauptsachen orientieren
und eine möglichst ausführliche, kritisch gesiebte
Literaturangabe für eingehendere Studien darbieten.
Aufnahme finden alle durch Werke oder dem Namen
nach in der Literatur bekannt gewordenen Künstler
aller Zweige der bildenden Kunst aller Kulturvölker
von den Zeiten der Antike bis zum Anfang dieses
Jahrhunderts. Auch die Kunsthandwerker werden
berücksichtigt, soweit sie Arbeiten über das hand-
werkliche Niveau hinaus geschaffen haben. Die ganze
Summe der zur Abhandlung kommenden Namen
beträgt über 200000, über die in einem sehr umfäng-
lichen und wohlgeordneten Zettelapparat die Literatur-
nachweise bereits vorliegen. Die beiden Herausgeber
erhielten von der Verlagsfirma die in ihren Besitz
übergegangenen handschriftlichen Nachträge Naglers
und die unter Direktor J. Meyers und Direktor von
Tschudis Leitung angefertigten und schon weitreichen-
den Vorarbeiten zum Meyerschen Künstlerlexikon.
In den letzten fünf Jahren wurde dann von den
beiden Herausgebern in gemeinschaftlicher Arbeit die
systematische Exzerpierung der in- und ausländischen
Kunstliteratur fortgesetzt und alle Vorarbeiten für die
Ausarbeitung getroffen. Da natürlich die Bewältigung
dieses so umfangreichen Stoffgebietes dem Wissen
und der Arbeitskraft einzelner nicht mehr mög-
bch ist, und da der Wert des Werkes sich er-
höhen muß, wenn die Bearbeitung der einzelnen
Künstlergruppen Spezialforschern übertragen wird,
so hoffen die Herausgeber alle namhaften Kunst-

gelehrten des In- und Auslandes zu Mitarbeitern zu
gewinnen. Wohin sie sich bisher wandten, fanden
sie zu ihrer lebhaften Genugtuung sympathische Auf-
nahme des Planes und sehr schätzenswerte Zusiche-
rung von Rat und Beihilfe und werden, sobald die
bei einem so umfangreichen und eigenartigen Werke
schwierige Kalkulation durch eine Subvention ge-
sichert ist, die endgültigen Verhandlungen auch mit
den noch aufzufordernden Autoren unternehmen.
Um eine dauernd gleichmäßige und schnelle Er-
ledigung der ausgedehnten Redaktionsarbeiten zu
ermöglichen, haben sich die beiden Herausgeber aus-
schließlich dieser Aufgabe gewidmet und richten ein
Bureau mit einigen wissenschaftlichen und technischen
Hilfskräften ein. Die Drucklegung wird erst begonnen,
wenn die Manuskripte für mehrere Bände fertig vor-
liegen und von da ab sind jährlich zwei Bände
ä 600 Seiten, zweispaltig Lexikonformat zum Preise
von 20 Mark vorgesehen. B.

BÜCHERSCHAU

Der Thüringer Kalender, redigiert vom Konservator
Professor Dr. Voß, ist bei Fischer & Francke in Düsseldorf
im dritten Jahrgange erschienen. Das Büchlein ist ein
schönes Zeugnis für den Eifer, mit dem man auch in
Thüringens Forscherkreisen moderne Bestrebungen ver-
folgt, um die Ergebnisse der Kunsttorschung zu verbreiten,
und weitere Kreise zur Beschäftigung mit künstlerischen
Fragen anzuregen. Der bildliche Schmuck des recht gut
ausgestatteten Buches stammt von der Hand des bekannten
Oriffelkünstlers Ernst Liebermann, der als langjähriger
zeichnerischer Begleiter des Thüringer Konservators die
eingehendsten Studien von Land und Leuten gemacht hat.
Seine Monatsbilder stellen diesmal Thüringer Kirchen und
Schlösser dar, jeweilig von der Stimmung des betreffenden
Monats umgeben; sie sind in kräftiger breiter Technik
gehalten, die an alte deutsche Holzschnitte erinnert, und
für den volkstümlichen Zweck hervorragend geeignet er-
scheint. Die kurzen, kunstgeschichtlichen Aufsätze, die
sich an das Kalendarium anschließen, sind frisch und an-
schaulich geschrieben; hier einige allgemeiner interessie-
rende Titel daraus: Dornburg bei Jena von O. Voß; Die
Oothaer Prachtbibel Ottheinrichs von der Pfalz von
Rudolf Ehwald; Mit Goethe auf dem Inselberg von Borne-
mann; Die Liebfrauenkirche in Arnstadt von Kriesche;
Aus den Klosterruinen Georgenthals von Baethcke u. s. w.
Diese und die Aufsätze des vorigen Jahrganges sind recht
geeignet, einen Vorgeschmack von dem zu geben, was
die Thüringer kunsthistorische Ausstellung im Herbst in
Erfurt bietet. Alles in allem ist zu wünschen, daß der
kleine Kalender auch über Thüringens Grenzen hinaus
Verbreitung finde, und an seinem Teile reformierend ein-
wirke auf die Schundliteratur, die wir auch auf dem Ge-
biete des Kalenders haben. Dr. Christian Rauch.

Rainer Maria Rilke, Auguste Rodin. (Die Kunst, heraus-
gegeben von Richard Muther, Band X.)

Das kleine Büchlein, das Rainer Maria Rilke über
Rodin geschrieben hat, ist das Werk eines Künstlers.
Man muß es als solches betrachten, würdigen und ge-
nießen. Vieles, das den Dichter Rilke kennzeichnet, finden
wir hier wieder, die leise, manchmal feierliche Art des
Vortrags, die Zartheit der Empfindung, die individuelle
Form des Ausdrucks, die gern sich der Bilder, und oft
fremdartiger Bilder bedient, um den Eindruck zu ver-
 
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