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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 15.1904

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107

Nekrologe — Sammlungen und Ausstellungen

108

Anzahl von bezüglichen historischen und kunstgeschicht-
lichen Notizen, die den in ihren verschlungenen Lettern selbst
für den gewöhnlichen Arabisten größtenteils unleserlichen
Aufschriften der Denkmäler, aus meist fremdsprachlicher,
oft schwer zugänglicher Spezialliteratur genommen wurden.«

Ich sehe die Sache etwas anders an. Ich weiß, daß
sich der mehr als Siebzigjährige mit dieser neuen, mühe-
vollen Arbeit einen Denkstein gesetzt hat, der mit dem
wachsenden Interesse für Wesen und Wert des Orien-
talischen in immer strahlenderes Licht treten wird.

Josef Strzygowski.

Walter Crane und Burne-Jones, zwei Künstlermono-
graphien von O. von Schleinitz, im Verlage von Vel-
hagen & Klasing.

O. von Schleinitz, der den Lesern der Kunstchronik
durch seine Londoner Briefe wohl bekannt ist, lebt seit
langen Jahren in London und verfolgt mit Aufmerksamkeit
die hervorstechenden Erscheinungen des englischen Kunst-
lebens. Sein Eifer führt ihn nicht nur in die schier zahl-
losen Sammlungen, Ausstellungen und Kunstauktionen,
sondern auch in die Ateliers der Künstler und läßt ihn
mancherlei interessante Einblicke in das intime Wesen der
Künstler tun. So hat er sich für seine Biographie Walter
Cranes beim Meister selbst oft und gründlich orientiert
und weiß in schlichter, chronologisch vorgehender Dar-
stellung ein Bild dieser vielseitigen, feinsinnigen und gemüt-
vollen Künstlernatur zu zeichnen. Ohne sich viel mit
ästhetischen Erwägungen aufzuhalten, reiht er Tatsachen
an Tatsachen, gibt dazwischen zahlreiche Reminiszenzen
und Lesefrüchte und unterstützt seine Worte durch eine
gute und reichliche Auswahl von Abbildungen nach Werken
Cranes aus allen Perioden und den verschiedenen Zweigen
seines Kunstschaffens.

In der Monographie über Burne-Jones steckt gewiß ein
gut Teil mühevoller Arbeit, aber die Überfülle von Einzel-
notizen über Lebensvorgänge und Werke des Künstlers,
über Mitlebende und Mitstrebende ist noch nicht zu einer
befriedigenden Durcharbeitung und Gliederung gekommen.
Der Verfasser hat kaum den Versuch gemacht, diese stille,
große, poetische Malernatur zu ergründen, den Stim-
mungsgehalt dieser eigenartigen Schöpfungen zu erfassen
und mit klärenden Worten eine Vorstellung von der
Bedeutung Burne-Jones im modernen englischen und
internationalen Kunstschaffen zu erwecken. Gern würde
man die Abschnitte über die Größenmaße und über die
Auktionspreise von Bildern Burne-Jones missen; so was
mag den Sammler interessieren, reißt aber aus derStimmung.

B.

NEKROLOGE
Camille Pissarro •}•. Den Führern des Impressionis-
mus in der Malerei ist fast ohne Ausnahme ein hohes
Alter beschert worden. Alfred Sisley war ein Siebziger,
als er vor drei Jahren starb, Claude Monet, der immer
noch seine zwei oder drei Bilder in der Woche malt,
Degas, den die immer zunehmende Schwäche seiner
Augen mehr und mehr am Arbeiten hindert und Renoir
der als gebückter Greis auf seinen Stab gebogen durch
die Rue Caulainourt zu seinem Atelier wandelt, stehen
alle in den Jahren, welche der Psalmist als die Grenze
des menschlichen Lebens bezeichnet, und der kürzlich
gestorbene Camille Pissarro hat auch ein Alter von
73 Jahren erreicht. Der Maler, dessen weißer Patriarchen-
bart in Paris so bekannt war wie die kleine Gestalt
Menzels in Berlin, war, wie schon sein Name andeutete,
kein geborener Franzose. Indessen hatte seine Wiege
auch nicht in Spanien gestanden, sondern er enstammte
der fernen Antilleninsel St. Thomas, um deren Besitz seit

Jahren zwischen Dänemark und den Vereinigten Staaten
verhandelt wird. Im Anfange der fünfziger Jahre kam er
nach Paris und arbeitete zunächst unter der Leitung
Corots. Aus den Arbeiten seiner ersten zwanzig Jahre ist
nicht viel erhalten, und zwar ist der deutsch-französische
Krieg schuld an diesem Verluste. Ein Häuschen, das der
Maler in Argenteuil bewohnte und worin er mehrere
hundert Bilder hatte, wurde damals in Brand geschossen
und mit seinem Inhalt vernichtet. Nach dem Kriege ging
Pissarro mit Monet, Sisley und Daubigny nach England
und von dort brachten sie später den sogenannten Im-
pressionismus nach Frankreich zurück. Der Name ist
unrichtig und entstand nur durch einen Zufall. Bei einer
Ausstellung bei Nadar im Jahre 1874, wo die Impressionisten
zum erstenmal gemeinsam und unter sich auftraten, hatte
Monet einen Sonnenuntergang einfach als »Impression«
bezeichnet und dieser Titel war von einem Witzblatt auf-
gegriffen worden. Die Impressionisten, die man eher
Lichtgrammatiker oder Lichtmaler nennen könnte, nahmen
die spottende Bezeichnung auf und seither hat man sie
nicht anders genannt. Lange Zeit wohnte Pissarro in
Moret am Westrande des Waldes von Fontainebleau und
die Brücke, die Mühle, die Ufer des Loing sind von ihm
in vielen hundert Bildern geschildert worden. Außerdem
hat er zahlreiche Ansichten von Paris und Rouen gemalt,
und in den letzten Jahren verarbeitete er die Umgebung
von Eragnyin der Normandie. Pissarros Bilder sind wie
die Sisleys und Monets ganz den wechselnden Licht-
erscheinungen gewidmet und ähneln den Werken der
genannten außerordentlich. Er gefiel sich mit Vorliebe
in Harmonien von grün und blau, und der bisweilen etwas
brutal hervorgebrachte Zusammenklang dieser beiden Töne
unterscheidet seine Bilder häufig von denen seiner Ge-
nossen, von denen der eine rosige, der andere violette
Nüancen bevorzugt. Indessen läßt sich diese Unterschei-
dung nur bei einer beschränkten Anzahl Arbeiten der drei
Maler durchführen, und manche Bilder Pissarros könnten
ebensogut von Monet oder von Sisley gemalt sein. — Die
Zeitschrift für bildende Kunst bereitet einen größeren Auf-
satz über den heimgegangen Künstler vor, der eine intime
Charakteristik des Künstlers geben wird.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN
Die Handzeichnungenausstellung in Leiden ist

schon geschlossen. Sie umfaßte sehr hervorragende Werke
aus den Sammlungen des Herrn Dr. C. Hofstede de Groot,
P. Langerhuizen und Jhr Victor de Stuers. Aus erst-
genannter Sammlung waren an die 40 Rembrandt-
zeichnungen ausgestellt, aus den andern Sammlungen auch
einige Rembrandts. Ferner waren Alb. Cuyp, Adr. van de
Velde, Dusart, Ostade, Avercamp, der Bauern-Brueghel, Bega,
sowie viele holländische Landschafter sehr gut vertreten.
Die Sammlung soll jetzt in Utrecht ausgestellt werden.

Auf der Internationalen Kunstausstellung in
Amsterdam wurden die sechs von der Stadt Amsterdam
ausgeschriebenen goldenen Medaillen erworben von dem
holländischen Bildnismaler Jan Veth, dem holländischen
Landschaftmaler van Solst und den holländischen Bild-
hauern Teixeira de Muttor und Toon Dupuis, ferner von
den Malern Hans v. Bartels und Hans Hermann.

Bei dem Kunsthändler Schüller im Haag ist augen-
blicklich eine kleine Ausstellung von Porträts, Studien
u. s. w. des bekannten holländischen Porträtmalers Haver-
mann zu sehen. Die Ausstellung, welche den Maler von
ganz besonderer Seite kennen lehrt, ist sehr beachtenswert.

Der neuernannte Direktor des Amsterdamer Kupfer-
stichkabinetts, Herr E. W. Moes, hat angefangen, die
Schätze des Kabinetts in Sonderausstellungen dem Publikum
 
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