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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 15.1904

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Schleinitz, Otto von: Die Weltausstellung in der "Royal Academy" in London
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5900#0166

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315 Nekrologe — Personalien — Funde — Sammlungen — Ausstellungen 316

ersteren war Dr. Bode ein Mitberater, für die letzteren
Mr. Murray Marks. Aus der Kollektion Mr. Wernhers
muß ganz besonders ein von Sansovino entworfenes
Tintenfaß und die Büste eines Kindes hervorgehoben
werden. Unter den Mr. Beit gehörigen Objekten
weise ich namentlich auf den »Herkules« von Pol-
laiuolo, »Johannes der Täufer«, ein frühes Werk
Sansovinos, und auf den »römischen Krieger zu
Pferde«, eine auf Grundlage einer Zeichnung Leonardo
da Vincis hergestellte Arbeit.

Zum Schluß will ich noch auf zwei sehr inter-
essante, vom Könige gesandte Werke aufmerksam
machen: Ein Bronzerelief, welches in allegorischer
Weise Ereignisse aus dem Leben Kaiser Rudolfs II.
veranschaulicht, angefertigt von dem niederländischen
Künstler Adrien de Vries und bezeichnet: »Adrianus
Fries Hagiensis fec. 1609«, eine Schöpfung mit deut-
lich erkennbarem italienischen Einfluß. Das andere
vom Könige geliehene Kunstobjekt (Nr. 19), die
Terracottabüste eines Kindes, stellt ein Meisterwerk
Konrad Meits dar. In der ersten Ausgabe des Katalogs
war sein Name nicht genannt, indessen wurde dies
Versehen in dem neu erschienenen Katalog ausge-
glichen. Wahrscheinlich waren die zuständigen Organe
der Akademie auf den Artikel Dr. Bodes in der von
ihm redigierten Zeitschrift (1901), welcher Illustrationen
von den Arbeiten Konrad Meits von Worms enthält,
hingelenkt worden. München, Gotha und Brügge besitzen
solche Kunsterzeugnisse, ebenso die »Ferdinand Roth-
schild-Sammlung« im British-Museum. Sie sind sämt-
lich sehr gut im Ausdruck und in den Details; diese
Büste hier in der Ausstellung übertrifft sie alle. Auf
Veranlassung der Kaiserin Friedrich erhielt das seiner-
zeit wenig beachtete Werk im Buckingham-Palast
einen Ehrenplatz in Windsor.

O. VON SCHLEINITZ.

NEKROLOGE

Hellmuth Eckmann, dessen Name durch einige de-
korative Zeichnungen im »Simplicissimus« und einen sich
hieran knüpfenden Prozeß bekannt geworden ist, ist in
diesen Tagen in einer Heilanstalt gestorben.

A. S. Murrey, der Keeper der griechisch-römischen
Abteilung des British-Museums in London, ist im Alter
von 63 Jahren gestorben. Seine fast dreißigjährige Tätig-
keit an dem Institut ist für dessen Aufstellung und Ver-
waltung von größtem Nutzen gewesen.

Die hoffnungsvolle Malerin Hermine Munsch in Wien
ist gestorben.

In Monza ist der italienische Maler Moise Bianchi
gestorben.

PERSONALIEN
Zu Mitgliedern der Königl. Akademie der Künste

in Berlin sind folgende Berliner Künstler ernannt worden:
Der Bildhauer August Oaul, die Maler Friedrich Kallmorgen,
Oskar Frenzel und der Kupferstecher Albert Krüger, sowie
der Architekt Alfred Messel. Ferner sind zu auswärtigen
Mitgliedern ernannt worden: Jozef Israels, Anders Zorn
und Heinrich Zügel.

Als Nachfolger des verstorbenen Geröme ist Carolus
Duran in die französische Akademie der schönen Künste
aufgenommen worden.

FUNDE

Wie der »Reichsbote« berichtet, sind im National-
museum zu Neapel sieben 8:3,50 Meter große Wand-
teppiche gefunden worden, die Szenen aus der Schlacht
bei Pavia darstellen und deren Kartons, die sich im Louvre
befinden, wahrscheinlich auf van Orley zurückgehen.

Rom. Forum Romanutn. Am Ostende des Funda-
mentes, das jedenfalls aus der Kaiserzeit stammt und mehrere
Meter tief hinabreicht, hat Oiacomo Boni soeben einen
glänzenden Fund gemacht. Als man etwa in der Tiefe
von zwei Metern unter der Oberfläche des Fundamentes,
welches von Boni für die Basis des Domitianischen Erz-
kolosses gehalten wird, einen mächtigen, ca. 20 Centimeter
starken Steindeckel abhob, fand sich ein großer, viereckig
ausgehauener Steinkasten. In demselben lagen völlig frei
in grauem Schlamme vier ausgezeichnet erhaltene Vasen
verschiedener Form und Art: Eine große hellbraune Ton-
vase in der Mitte, drei kleinere daneben, alle, soweit es
bis jetzt zu urteilen erlaubt ist, dem 7. Jahrhundert v. Chr.
angehörig. Der Inhalt dieser Gefäße wurde bis jetzt noch
nicht untersucht — nur ein Stückchen Minengold fand
Boni am Rande der größten Vase. Das Ganze wird als
ein in seiner Art wohl einzig dastehendes eingemauertes
Gründungsdokument zu verstehen sein. Leider aber wird
in diesem Falle der Zeitpunkt der Einmauerung mehr
durch das Fundament als durch dieses Dokument fixiert.
Es ist aber zu hoffen, daß die Untersuchung des Vasen-
inhaltes, welche in Gegenwart des Königs vorgenommen
werden soll, willkommene Aufschlüsse geben wird. Der
Fund, welcher wohl zu den glänzendsten Entdeckungen
Bonis auf dem Forum Romanum gehört, ist sofort photo-
graphisch aufgenommen worden. Die weiteren Nach-
forschungen werden nicht auf sich warten lassen, e. st.

SAMMLUNGEN

In der »Voss. Ztg.« lesen wir, daß das Reichsmuseum
in Amsterdam kürzlich in den Besitz eines großen Ge-
wölbegemäldes von Cornelszoon Jacob, der um 1470
in Oostzaan geboren wurde und etwa 1530 in Amsterdam
starb, gelangt ist. Das Bild stellt das Jüngste Gericht dar
und wurde für die St. Laurentiuskirche in Alkmaar gemalt,
aus deren Abbruch es jetzt gerettet worden ist.

Die Kunsthalle in Bremen hat mehrere wertvolle
Neuerwerbungen dem Gemeinsinn einiger Mitglieder des
Kunstvereins zu verdanken. Herr Dr. Herbst schenkte
ein Stilleben eines holländischen Meisters aus dem 17. Jahr-
hundert. Es ist ein sehr feintöniges, gut erhaltenes Ge-
mälde, dem der Einfluß der flandrischen Schule anzusehen
ist. Ferner erhielt die Kunsthalle von der Familie Lürman
als Geschenk vier Gemälde holländischer Meister: Melchior
Hondecoeter, Hühnerhof; Pieter Lastman, Constantins-
schlacht; B.Breenbergh, Der Prophet Elias und JanWijnants,
Landschaft; ferner als moderneres Bild und einst gefeiertes
Beispiel der Historienmalerei: Jan Bernard Wittkamp, An-
kunft des Hugo Grotius in Rostock.

AUSSTELLUNGEN

Am 16. März hat die Münchener Sezession ihre
Frühjahrsausstellung eröffnet. Es sind meist jüngere Ta-
lente vertreten. Von Auswärtigen ist besonders gut Louis
Corinth und von Verstorbenen Maison repräsentiert. Der
Umbau der inneren Raumverteilung gilt allgemein als vor-
züglich ausgefallen.

Am 15. April soll in Siena die Ausstellung alter
sienesischer Kunst im Palazzo Pubblico eröffnet werden.
Da Corrado Ricci die Ausstellung leitet, darf man sich
Bedeutendes versprechen.
 
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