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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 15.1904

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Wolf, August: Neues aus Venedig, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5900#0211

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405

Vereine —

Bücherschau

406

Die Arbeiten im Dogenpalast nehmen erfreulichen
Fortgang. Ein offizieller Bericht setzte vor kurzem von
all dem vielen, was geschehen, in Kenntnis. — Auch ist
nun der Hof des Palastes von den Trümmern des Turmes
gesäubert und in einer hinteren Halle einzelne Rekon-
struktionen von Teilen der Loggetta aufgestellt; so ein
Teil des Nischenwerkes mit Statuen. Das große Tor mit
seinem Gitter, die Madonna aus Terrakotta in ihrer Nische.
Diese schöne Gruppe des J. Sansovino war in mehr als
tausend Stücke zertrümmert und ist nun wieder glücklich zu-
sammengesetzt. Leider fehlt der schöne kleine Johannes,
der nicht mehr zu rekonstruieren war. — Man beabsichtigt
durch diese Probeaufstellung zu zeigen, wie man alles
aufbieten wird, wo irgend möglich, beim Wiederaufbau
der Loggetta alle älteren Teile zu benutzen. Glücklicher-
weise sind alle Reliefs relativ gut erhalten und die Bronze-
statuen zum Teil schon restauriert, welche wichtige Arbeit
dem Bronzegießer Mensaretti anvertraut wurde.

Erfreulich ist, daß man an die Errichtung einer Fassade
für S. Giovanni e Paolo denkt — Architekt G. Sardi, be-
kannt durch seinen prächtigen Palastbau am Canal grande
(Hötel Grünwald) ist gegenwärtig damit beschäftigt, im
Auftrag der Behörden einen Entwurf für diese Fassade
auszuarbeiten. Am Canal grande, gegenüber Palazzo
Calbo-Grotta, baut er gegenwärtig einen kleinen Palast und
Gartenanlage für Conte Nigra, welches Bauwerk ein sehr
malerisches Ganze zu werden verspricht. — Noch ist mit-
zuteilen, daß die Restauration der alten Procuratien ihrem
Ende entgegengeht und das Gebäude nach dem Platze zu
bald völlig von Gerüsten befreit sein wird.

Das Königliche Haus hat Auftrag gegeben, mit den
Arbeiten der Wiederrichtung der eingestürzten Schmalseite
der Sansovinobibliothek, zunächst dem Campanile, vorzu-
gehen, sobald die Fundamentierungsarbeiten dieses beendet
sein werden. — Die Pietäkirche auf der Riva degli Schiavoni
ist ganz eingerichtet, weil dort nach dem ursprünglichen
Entwürfe Massaris die nie fertig gewordene Fassade ge-
baut wird. a. wolf.

VEREINE

Die Verbindung für historische Kunst feiert in
diesem Jahre ihr fünfzigjähriges Bestehen. Die 30. Haupt-
versammlung fand am 30. April und 1. Mai zur Erinnerung
an die 1. Hauptversammlung zu Dresden 1855 wiederum
in Dresden statt. Die Verbindung wurde in einer Zeit
gegründet, als man das Stoffliche in der Kunst, den be-
deutenden Gegenstand der Darstellung, ganz besonders
hochschätzte und eine Rangfolge unter den Kunstgattungen
feststellte, wobei das große Historienbild den ersten Rang
erhielt. Den Anstoß zu der Gründung gaben die Herren
Schulrat Loof in Langensalza und der Kunstgelehrte
Professor Dr. Friedrich Eggers in Berlin. In dem Aufruf
an die Vorstände der Kunstvereine in Deutschland, der
im Deutschen Kunstblatt 1853 erschien, wird ausdrücklich
darauf hingewiesen, daß es immer schwieriger geworden
sei, für die Kunstausstellungen größere Meisterwerke der
Kunst, namentlich größere geschichtliche Bilder zu ge-
winnen. Gegenüber den rasch vorgehenden Privatkäufern,
den englischen und amerikanischen Bilderspekulanten und
den Kunsthändlern sollten die Kunstvereine versuchen,
auf dem geradesten Wege dem Vaterlande die Werke
seiner großen und edlen Meister zu erhalten und sie den
Mitglieder zum Genüsse vorzuführen. Wer Mitglied eines
Kunstvereins ist, solle damit die Bürgschaft haben, »in
Kenntnis erhalten zu werden von dem Besten und Größten,
was unsere heutige Kunst in der Staffeleimalerei zu leisten
vermag. Und dies letztere wird insofern um so sicherer
der Fall sein, als bei der Bestellung der Kunstvereine kein

Spekulationsgeist waltet, der so leicht zu Mißgriffen in den
Stoffen verleitet«. Der Aufruf von Eggers und Loof hatte
vollen Erfolg. Im Herbst 1854 wurde in München die
Verbindung für historische Kunst gegründet. Sie verfolgte
von vornherein den Zweck, die deutsche Kunst zu fördern
»durch Erwerb bedeutender Kunstwerke und zwar vorzugs-
weise des geschichtlichen Faches, sei es durch Ankauf
fertiger Arbeiten oder durch Bestellungen nach ein-
gesandten Skizzen oder auf Grund von Preisausschreiben«.
Diesem Zwecke entsprechend hat sie in den fünfzig Jahren
ihres Bestehens nicht weniger als 630 500 Mark zum An-
kauf von Bildern verwendet. Sie hat zur Zeit 143 Mit-
glieder mit 157 Anteilscheinen in Deutschland, Österreich
und der Schweiz. Zwanzig gekrönte Häupter und fünfzig
Kunstinstitute (Kunstvereine, die deutsche Kunstgenossen-
schaft, die Münchener Sezession), eine Anzahl deutscher
Städte, wie Breslau, Dessau, Erfurt, Köln, Leipzig, Magde-
burg, Rostock und Straßburg i. E. sind Mitglieder. Die
Verbindung ist jahrelang eine Hauptstütze der pathetischen
Kostümmalerei gewesen, die neuerdings stark in Mißkredit
gekommen, anderseits aber hat sie ihre Anschauungen
doch auch in recht beifallwürdiger Weise dem veränderten
Zeitgeist angepaßt. Mit Recht kann sie jetzt sagen, daß
sie den Begriff Historische Kunst im weitesten Sinne faßt.
Allen figürlichen Darstellungen, welche über das Alltägliche
und Kleinliche hinausragen, wendet sie ihre pflegliche
Aufmerksamkeit zu. Das für den Ankauf entscheidende
Merkmal soll nicht im Gegenstand als solchem, sondern
in der Auffassung liegen. Denn auch das geschichtliche
Bild erhält seinen Wert erst durch die künstlerische Be-
wältigung seines Stoffes, nicht aber durch seine Eigen-
schaft als Illustration eines chronikalischen Vorgangs. Die
beiden ersten Bilder, die die Verbindung seinerzeit
kaufte und verloste, waren von Moritz von Schwind und
Adolf von Menzel; dann finden wir unter den Malern der
86 angekauften Bildern alle die bekannten Vertreter der
großen Historie der letzten fünf Jahrzehnte — Piloty, Bleib-
treu, Camphausen, I'Allemand, Franz Adam, Werner Schuch,
Knackfuß, Rocholl, F. Keller u. s. w. u. s. w. — Wir finden
aber auch Vertreter ganz anderer Kunstrichtungen, denen
es weit mehr auf das Wie als auf das Was angekommen
ist; z. B. Adolf Oberländer (Noahs Weinschänke), Max
Pietschmann (Adam und Eva), Peter Janssen (Lustiges
Volk-Faunentanz), Fritz Mackensen (Trauernde Familie),
Angelo Jank (Der Schweinehirt und die Prinzessin),
Julius Exter (Ländliche Szene), Ernst Oppler (Musik) und
endlich auch Max Klinger. Denn der Verein hat im
Jahre 1897 beschlossen, auch die graphischen Künste zu
berücksichtigen und er hat in Verfolg dieses Beschlusses
zuerst Max Klinger beauftragt, für die Verbindung das
Radierwerk Vom Tode, II. Teil, Folge von 12 Blatt aus-
zuführen. Er hat auch 1902 für graphische Arbeiten zum
Jahre 1904 eine größere Summe bereitgestellt. Sehr mit
Recht, denn gerade in den Originalwerken der graphischen
Kunst offenbart sich die schöpferische Phantasie des
Geistes unserer Zeit charakteristisch. Je weniger engherzig
demnach die Verbindung ihre Aufgabe auffaßt, um so
mehr ist ihr ein weiterer Zuwachs von Mitgliedern zu
wünschen. Der gegenwärtige Vorsitzende der Verbindung
ist Dr. H. H. Meier, Bremen, der Geschäftsführer Geh.
Oberregierungsrat a. D. Dr. Max Jordan, Berlin-Steglitz,
der zum Jubiläum eine Festschrift verfaßt hat, Kassenführer
ist Kommerzienrat A. Molineus, Barmen.

BÜCHERSCHAU
Hanfstaengls Publikation der Galerien im Haag
und in Haarlem. In verwirrender Fülle erscheinen jetzt
Abbildungen und Abbildungswerke, hoffentlich in Wechsel-
 
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