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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 17.1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.5902#0215

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413

Literatur

414

zur Sprache bringen: die Teilung in Ölbilder, die erst von
der Jugend bis zum Schluß aufgeführt und abgebildet wer-
den, und in Bilder anderer Techniken (Aquarelle usw), die
als zweite Hälfte des Werkes in der gleichen Art sich ab-
rollen. Diese Teilung ist uns unbegreiflich. Da es für
denjenigen, der den Band benutzt, doch darauf ankommt,
was Menzel zu der und der Zeit geschaffen hat, gleichviel
in welcher Technik, so ist er fortgesetzt genötigt, mit zwei
Stellen des Buches gleichzeitig umschichtig zu arbeiten.
Der historische Zusammenhang wird dadurch zerrissen.
Bei der Kenntnis und Erfahrung des Herausgebers muß
angenommen werden, daß ihn irgend eine bestimmte und
wahrscheinlich wichtige Erwägung, die wir nicht kennen,
zu dieser Anlage des Werkes veranlaßt hat. — Höchst
bemerkenswert ist übrigens das Register dieses Buches.
Aus ihm ergibt sich, daß der überwiegende Teil von
Menzels Werken sich in Berlin angesammelt hat und zwar
mit einem Übergewicht, das erstaunt. Ganz abgesehen
von dem Besitze des Königlichen Hauses und der National-
galerie gibt es in Berlin 73 Besitzer Menzelscher Werke
(von denen einzelne bis zu neun Bildern haben), in Breslau
nur zwei Besitzer, in Leipzig nur zwei Besitzer, in Düssel-
dorf nur einen, nur drei in München, nur zwei in Wien.
Bloß Hamburg kann sich mit acht Sammlern, von denen
jeder einzelne stark vertreten ist, noch etwas neben Berlin
zeigen. Hieraus scheint hervorzugehen, daß man außer-
halb Berlins in den Kreisen der Sammler Menzel erst
seit den letzten Jahren, wo seine Preise eine außerordent-
liche Höhe erreicht hatten und wichtigere Werke kaum
noch zu haben waren, nach Gebühr geschätzt hat; wozu
allerdings auch Menzels Abneigung, sich auf auswärtigen
Ausstellungen sehen zu lassen, gerechnet werden muß
und seine geringe Umgänglichkeit gegenüber Liebhabern.

Diese Bücheranzeige sei benutzt, um auch noch auf
eine andere jüngst erschienene prächtige Publikation über
Menzel, wiederum von H. v. Tschudi herausgegeben, hin-
zuweisen. Sie heißt »Aus Menzels jungen Jahren« und
ist als erweiterter Sonderband des Jahrbuches der preußi-
schen Kunstsammlunger bei G. Grote in Berlin erschienen
Das Buch gibt eine meisterhafte Charakteristik des jungen
Menzel, die durch guten Bilderschmuck ausreichend erläutert
wird; ihre wichtigste Bereicherung erfährt sie aber durch
eine Reihe von Briefen, die Menzel an seinen Jugendfreund
den Maler Arnold in Weimar, in den Jahren 1836—1853
gerichtet hat. — Auch dieses Buch können wir, ebenso
wie das oben besprochene, nur auf das Dringendste jedem,
der sich mit Menzel beschäftigt, empfehlen. Es ist eine
Freude, so etwas in seiner Bibliothek stehen zu haben.

O. K.

Fritz Burger, Geschichte des jlorenünischen Grabmals von
den ältesten Zeiten bis »Michelangelo«. 422 Seiten in
Folio Mit 2 Heliogravüren, 37 Lichtdrucktafeln und
239 Abbildungen im Text. Straßburg. J. H. Ed. Heitz.
1904.

Ein Thema, wie es F. Burger hier gewählt hat, ist
zu einer slilkritischen Abhandlung besonders geeignet.
Zu dem monumentalen Aufbau, den ihm der Verfasser
gegeben hat, liegt die Versuchung nahe, ein solches Werk
als Bildernachschlagebuch zu benutzen, wie es mit ähnlichen
Themen, die sich aus Doktorarbeiten zu großen Büchern
und schließlich zur Lebensaufgabe eines Einzelnen aus-
wachsen, zu gehen pflegt. Burgers »Florentinisches Grab-
mal« verdient aber ein sehr sorgfältiges Studium; es ver-
dient, im Zusammenhang gelesen zu werden — eine leichte
Aufgabe, da es fließend geschrieben ist — und im einzelnen
durchgearbeitet zu werden. Der Verfasser legt die Ent-
wickelung des Grabmals in Florenz von ihren frühesten
Anfängen mit gründlichster Heranziehung der antiken Vor-

bilder bis zu dem höchsten Abschlüsse in den Mediceer-
gräbern Michelangelos in eingehender feinsinniger Weise
vor dem Leser dar. Er behandelt die einzelnen Monu-
mente und alle Fragen über Entstehung, Künstler, Be-
deutung usf. aufs ausführlichste, ohne die großen Gesichts-
punkte dabei aus den Augen zu verlieren. Die Geschichte
der Florentiner Plastik wie, bei den mancherlei weiteren
Ausblicken, die der ganzen italienischen Plastik und die
Kenntnis der Dekoration der Renaissance in Italien er-
fährt in dieser gründlichen Arbeit eine achtungswerte
Bereicherung. Bei der Drucklegung haben sich leider,
vielleicht weil der Verfasser die Korrektur auf der Reise
las, eine Anzahl zum Teil recht empfindliche Irrtümer ein-
geschlichen, w. Bode.
Das Münster zu Ulm und seine Kunstdenkmale von
Dr. Rudolf PJleiderer-\J\m. 48 Tafeln in Lichtdruck und
Lithographie, sowie 26 autotypische Abbildungen nach
photographischen Originalaufnahmen mit Text (Fol. in
Mappe). Stuttgart, Verlag von K. Wittmer.
Das Werk, das uns hier vorliegt, verdient im eigent-
lichen Sinne des Wortes den Namen eines Prachtwerkes.
Sowohl Inhalt als Ausstattung ist vornehm und behandelt
das hervoragendste schwäbische Baudenkmal des Mittel-
alters nahezu erschöpfend auf Grundlage neuer photogra-
phischer Aufnahmen. Mit Recht ist der Schwerpunkt auf
die Ausstattung des Münsters mit plastischen und male-
rischen Kunstwerken gelegt, nicht weniger als 30 Tafeln
und 6 Textbilder führen uns in diese Welt von Kunst. Das
herrliche, einzig in seiner Art dastehende Chorgestühl ist
besonders bevorzugt und bietet eine Fülle von Stoff für
das Studium mittelalterlicher Holzschnitzerei. Vom Sakra-
mentshäuschen, vom Kanzeldeckel, vom Taufstein findet
man erstmals gute, in großem Maßstab aufgenommene
Bilder. Ganz besonders wertvoll ist aber die Aufnahme
des Wandgemäldes am Triumphbogen »Das jüngsteGericht«.
Es ist eine außerordentliche Leistung, dieses Bild, das einen
Flächenraum von 145 qm einnimmt, in solcher Schärfe bei
einem Abstand von 76 m aufnehmen zu können. Sehr
verdienstvoll sind ferner die mit großen Schwierigkeiten
auf besonderen Gerüsten aufgenommenen Skulpturen der
fünf Hauptportale des Münsters. Bekanntlich sind die
Bilder der vier Seitenportale von der alten Pfarrkirche vor
der Stadt herübergenommen und samt den Türgewänden
ans Münster versetzt. Bis in die neueste Zeit wollte man
dem schon von dem Ulmer Chronisten Felix Fabri erzählten
Umstand keinen Glauben schenken. Neue Untersuchungen,
sowohl urkundlicher als technischer Art, lassen aber jetzt
keinen Zweifel mehr übrig, daß der alte Chronist und
Dominikanermönch Recht hatte.

Die bisher wenig beachteten Kunstschätze in den Ka-
pellen sind durch Publikation der wichtigsten Bilder, Altäre
und Votivtafeln jetzt dem Studium erschlossen, ebenso ein
Stück von den interessanten Glasgemälden der Besserer-
schen Kapelle und schließlich auch noch die leider während
der Bilderstürmerei ihres Skulpturenschmuckes beraubte
Wandnische am Ende des südlichen Seitenschiffs, eine
Stiftung der Familie Karg und ausgeführt von dem durch
seinen Stertzinger Altar berühmt gewordenen Bildhauer
Multscher.

Die Tafeln, welche dem Münster als Architekturdenkmal
gewidmet sind, zeigen das Münster von Westen und Osten,
nebst einer Reihe von Innenansichten, Durchschnitten und
Grundriß. Schade, daß nicht an Stelle der sehr ungenauen
alten Südansicht des Münsters nach Frick eine neuere Photo-
graphie mit dem alten Abschluß des Turmes gegeben wurde.
Dieser alte Turmabschluß war ungemein reizvoll, eines der
Tiirmchen ist jetzt noch im Garten des Herrn Dr. Wacker
an der Donau erhalten.
 
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