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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 17.1906

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Bredius, Abraham: Eine Festgabe: Rembrandt und seine Zeitgenossen von Wilhelm Bode. E. A. Seemann, Leipzig. Preis elegant kartoniert M. 6. - ; in Halbfranz M. 9. -
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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE

Verlag von E. A. SEEMANN in Leipzig, Querstraße 13

Neue Folge. XVII. Jahrgang 1905/1906 Nr. 30. 29. Juni

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur »Zeitschrift für bildende Kunst« und zum »Kunstgewerbeblatt« monatlich dreimal, in den Sommer-
monaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfaßt 33 Nummern. Die Abonnenten der »Zeitschrift für bildende
Kunst« erhalten die Kunstchronik kostenfrei. — Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden, leisten Redaktion und
Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13. Anzeigen 30 Pf. für
die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse usw. an.

Die nächste Nummer der Kunstchronik erscheint am 26. Juli.

EINE FESTGABE

Rembrandt und seine Zeitgenossen von Wilhelm Bode. E. A. Seemann.
Leipzig. Preis elegant kartoniert M. 6.- ■; in Halbfranz M. 9.—.

Es regnet dieser Tage Rembrandt-Bücher, Rem-
brandt-Albums, in Holland sogar Rembrandt-Zigarren
und Rembrandt-Liköre. Vieles von dem allen wird
sich nur eines kurzen Daseins erfreuen. Um so mehr
aber danken wir Bode für dieses neue Buch, das wir
hier ankündigen, und welches einen bleibenden Wert
hat, wie freilich alles, was uns dieser vielseitige Kunst-
gelehrte bot.

Ein »Rembrandtbuch« ist es nicht gerade. Der
Verfasser gibt nur eine Charakteristik und zwar eine
ganz vortreffliche, des Großmeisters der holländischen
Schule, und dabei eine Reihe von »Studien und
Skizzen, von großzügigen Bildern und Kleinmalereien,
von Übersichten über ganze Gruppen von Malern
und Einzelschilderungen, von Charakteristiken und
von Lebensbildern einzelner Künstler der holländischen
und vlämischen Malerschule.«

Dr. Wilhelm Valentiner bekommt im Vorwort
einen Dank für seine ausgiebige Mitarbeit bei der
Durcharbeitung der Druckbogen.

Bei aller Vielseitigkeit Bodes ist doch immer die
holländische Malerschule des 17. Jahrhunderts seine
große Liebe geblieben. Jeder, der sich mit ihr be-
schäftigt, weiß wieviel er beigetragen hat zur besseren
Erkenntnis, zur richtigen Würdigung derselben. In
diesen Aufsätzen nun zieht er noch einmal das Fazit
alles dessen, was ihm die Werke der Allerbesten
unter ihnen gelehrt, im Lichte neuester Urkunden-
forschung und neuer Bilderexegese.

In dem Rembrandt gewidmeten Teile bezeugt der
Verfasser, wie dieser Titane »einen Höhepunkt be-
deutet in der Entwickelung aller Kiinst«, nicht bloß
der holländischen; zwar »ist Rembrandt Holländer
durch und durch, kann er nur in Verbindung mit
der holländischen Malerei ganz verstanden werden.«
Dann folgen so herrliche und schöne Worte über
den größten aller Maler, daß ich am liebsten alles
abschreiben möchte. Kein Rembrandtverehrer lasse
diese vortrefflichen Seiten ungelesen! Rembrandts
Bibelkenntnis, seine Darstellungen biblischer Vor-
würfe, seine »visionäre Auffassung« der Bildnisse,

der Landschaft, seine Selbstbildnisse, Rembrandt als
»Denker und Dichter, der noch den Maler übertrifft«,
als Zauberer, der den phantastischen Gebilden seiner
Gedankenwelt künstlerischen Ausdruck zu geben weiß,
an den wir glauben müssen, der uns hinreißt und
begeistert«, sein »überirdisches« Licht, Architektur
und Dekoration in seinen Werken, seine Ornamentik,
Komposition, Zeichnung, Rembrandt als Kolorist, seine
Malweise, alles findet eine begeisterte Würdigung, wie
man sie nur von Bode erwarten konnte. Er schließt
dann mit den Worten:

»Man muß Rembrandt im Ganzen betrachten, mir
dann ist er verständlich, erscheint er unübertroffen.
Im Einzelnen zeigt er manche Härten und Schroff-
heiten, ja scheinbare Schwächen und Fehler, welche
nur die Kehrseiten seiner Genialität sind. Nicht
immer ist es ihm gelungen, seine durchaus neue Art
zu sehen, zum vollen künstlerischen Ausdruck zu
bringen; nicht selten tut er den Dingen in seiner
rücksichtslosen Eigenart Gewalt an, aber auch dann
weckt schon sein Wollen hohes Interesse und be-
deutet einen künstlerischen Wert. Rembrandt gehört
zu den Gewaltigen, die mit ihrem eigenen Maße ge-
messen sein wollen. Selbst was uns heute in seinen
Werken als übertrieben, als gewaltsam oder karikiert
erscheint, ist durch sein Streben, stets das Charakte-
ristische und das Große zu geben, innerlich bedingt,
und mag einer anderen Zeit wieder anders als uns
und begreiflicher erscheinen. Ohne das Schwerver-
ständliche, Rätselhafte, ist seine Persönlichkeit nicht
zu denken; der Reiz zu neuem Studium und der
ewig wachsende Genuß seiner Werke liegt darin mit
beschlossen.«

* *
*

Der folgende Aufsatz über Frans Hals ist etwas
sehr knapp gefaßt. Achtundzwanzig Seiten für Rem-
brandt, drei für Hals\ Zwar hat Bode früher dem
Hals solche eingehenden Studien gewidmet, daß er
sich jetzt kurz fassen durfte. Aber doch fühlt man
diesem Aufsatz an: das eingehende Studieren, die
fortwährende Beschäftigung mit Rembrandt hat Bodes
großen Enthusiasmus für Hals aus seiner Sturm- und
Drangperiode etwas beeinträchtigt: er würdigt den
Meister mit sehr anerkennenden Worten, betont be-
 
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