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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 18.1907

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Sievers, J.: Berliner Ausstellungen
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5912#0084

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149

Nekrologe — Personalien — Wettbewerbe

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»Bazarhaus« in der Potsdamer Straße ein neues Heim ge-
funden hat, läßt sich nicht so Günstiges berichten. Immer-
hin ist das Bestreben, das Niveau der Ausstellung durch
wirklich gute Bilder zu heben, anzuerkennen. Seit der
Jahrhundertausstellung gehört ein bißchen »Retrospektive«
zum guten Ton. Ein Oenrebildchen — Kinder, die aus
der Schule kommen — von F. E. Meyerheim (1851) darf
man ehrlich bewundern. Für einen älteren Knaus —
Marktszene ■— gilt das nicht. Zwei Bilder von Buchholz-
Weimar dürften denjenigen Recht geben, die den Ruhm
des Neuentdeckten für übertrieben halten. Unter den
Modernen fallen ein paar hübsche Liebermanns, Parkbilder,
durch deren Baumschatten sich helle Sonnenlichter stehlen,
ein guter Schlichting (belgisches Seebad), sowie eine
farbensatte, breithingestrichene Waldhalde von Trübner auf.

Eine Kollektivausstellung der Worpsweder hat Fritz
Ourlitt gebracht. — Schon seiner Größe halber kann man
Mackensens »Bergpredigt« (Christus unter einem Baum
zu einer Schar von Landleuten redend) als Hauptslück
ansehen. Sicherlich ist das Werk mit außerordentlich viel
Liebe und Schlichtheit gemalt, aber es geht einem davor
ähnlich wie vor vielen Arbeiten Ed. von Gebhardts: man
kann über das Gestellte der Komposition und über das
Modellmäßige der Figuren zu keinem reinenGenuß kommen.
Ein einfaches Thema wie der »Holzschuhmacher« gelingt
dem Künstler weit besser. Auch ein Porträt des Freiherrn
Marschall von Bieberstein ist recht gut. — Die Farbe als
Mittel zur plastischen Herausarbeitung des Objektes zu
verwenden, ist Otto Modersohns Stärke nicht. So wirken
dann seine Arbeiten, denen oft noch die Klarheit der
Komposition ermangelt, formlos und unerfreulich. Viel
glücklicher ist Hans am Ende in der Wahl seiner Motive,
z. B. ist ein Blick über blühende Buchweizenfelder wie eine
weite, violettblühende Heide ganz prächtig. Sehr fein in
dem durchgehenden violettbraunen Ton ein großer »Herbst-
abend im Moor«. Heinrich Vogeler, der als Illustrator
mit Recht geschätzt ist, sollte keine allzugroßen Bilder
malen. Sein »Sommerabend« (verschiedene porträtmäßig
behandelte Figuren auf der kleinen Gartenterrasse eines
Landhauses lauschen in elegischen Stellungen den Klängen
eines Trios junger Musiker) scheint mir in seiner er-
drückenden Ausführlichkeit, der harten, kleinlichen Mal-
weise eher Langeweile als Abendfrieden zu verkörpern.
Ungleich besser und in seiner Farbenfrische ansprechend
ein roter Papagei gegen das Grün eines Fensterdurch-
blickes. — Fritz Overbeck ist' mit mehreren Arbeiten ver-
treten , die keinen sonderlichen Eindruck hinterlassen.
Hübsch ist die Mondnacht in einem kleinen Städtchen.
Einigen Stilleben, die Frau Paula Modersohn beigesteuert
hat, fehlt in ihrer dürren Spachteltechnik ziemlich jeder
Reiz der Farbe.

Eine kleine Sammelausstellung von Werken des Düssel-
dorfer Landschafters Fritz von Wille ist in der Kunstab-
teilung des Warenhauses Wertheim zu sehen. Die immer
mehr hervortretende Neigung Willes für eine trocken-
spritzige Technik zeigt den Künstler gegenüber seinen
älteren Arbeiten nicht zum Vorteil verändert. Von Hans
Looschen ein hübsches kleines Kinderbildnis, von Marie
von Brockhusen-München einige Stilleben, die von feinem
Farbenempfinden zeugen. Eine Reihe von derbkräftigen
Entwürfen für einen bei Oldenbourg-München erschei-
nenden Kalender stammen von dem in Süddeutschland
mehr bekannten und geschätzten H. Bek-Gran. —

An Ausstellungen leidet Berlin wie gewöhnlich wieder
keinen Mangel. Von den eben besprochenen Veranstal-
tungen abgesehen, erweckt noch die Miniaturenausstellung
bei Friedmann und Weber, sowie die Ausstellung russischer

Kunst bei Schulte, lebhaftes Interesse. (Auf beide wird
an anderer Stelle einzugehen sein.)

Schließlich sei noch auf eine kleine Alt-Berliner-Ausstellung
des Kgl. Kupjerstichkabinettes hingewiesen, die in zahl-
reichen Lithographien, Radierungen, Deckfarbenmalereien
usw. interessante Ansichten der Stadt aus früheren Jahr-
hunderten, Schilderungen von lokalen Ereignissen und
Einrichtungen (»die erste Droschkenanstalt um 1830«),
sowie eine Reihe höchst amüsanter Illustrationen zu Berliner
Redensarten und Witzworten (von Dörbeck, Hosemann
und anderen) bringt. j. sievers.

NEKROLOGE
In Paris verstarb der Maler Abel Berger, früherer
Direktor der Zeichenschule in Cambrai und Mitbegründer
des dortigen Museums. Der Verstorbene war der Sohn
des bekannten Malers Josef Berger und hat die Weise
seines Vaters fortgeführt.

In Brüssel ist der Bildhauer T. W. van Wint, der

unter anderen Werken die großen Portale und das Chor-
gestühl der Liebfrauenkirche in Antwerpen geschaffen hat,
während einer Sitzung der Kgl. Museumskommission im
Alter von 71 Jahren gestorben. a. r.

PERSONALIEN

Es verlautet, daß der geniale Berliner Architekt Alfred
Messel vom Kaiser auf den Rat Wilhelm Bodes dazu aus-
ersehen sei, die neuen Berliner Museumsbauten zu leiten.
Seitdem man mit allerhöchster Genehmigung einen Mann
wie Bruno Paul auf einen für die künstlerische Ent-
wicklung der Reichshauptstadt ungemein bedeutungs-
vollen Posten berufen, hat man eigentlich kaum Grund,
an der Berufung Messels zu zweifeln.

Budapest. Dem Direktor am Museum der schönen
Künste in Budapest, Dr. Gabriel von Terey, ist der Rote
Adlerorden III. Klasse verliehen worden.

Den beiden Direktoren der Dritten deutschen Kunstge-
werbeausstellung in Dresden, den Professoren Lossow
und Groß, ist die goldene Ehrendenkmünze der Stadt
Dresden durch die städtischen Behörden verliehen worden.

Professor Alfred Messel und Stadtbaurat Ludwig
Hoffmann-Berlin ist von der technischen Hochschule zu
Darmstadt der Ehrentitel eines Dr. ing. verliehen worden.

WETTBEWERBE

Die Kgl. Generaldirektion der sächsischen Staatseisen-
bahnen hat zugleich im Namen der Kgl. preußischen Staats-
bahnverwaltung unter den Architekten des deutschen
Reiches einen Wettbewerb für das Empfangsgebäude des
Hauptbahnhofs Leipzig ausgeschrieben mit Preisen von
15000 Mark, 14000 Mark und zwei solchen von je 7500 Mark.
Außerdem sollen drei weitere Entwürfe für 3000 Mark an-
gekauft werden. Bedingungen und Unterlagen können
von der Generaldirektion in Dresden bezogen werden.

Für den Bau eines Justizpalastes in Sofia ist ein
internationaler Wettbewerb mit vier Preisen von 500 bis
1000 Franken ausgeschrieben worden. Die für den Bau
verfügbare Summe beträgt 2 Millionen Franken. Wie die
»Berliner Architeklurwelt« andeutet, dürfte für deutsche
Architekten aus der Teilnahme an diesem Wettbewerb
wenig Erfolg zu versprechen sein.

Leipzig. Der Meßausschuß der Handelskammer ver-
anstaltet unter den deutschen Künstlern einen Wettbewerb
zur Erlangung geeigneter Entwürfe zu einem farbigen Plakat
für die Leipziger Messen. Es sind drei Preise in der
 
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