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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 18.1907

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Die Klinger-Ausstellung des Leipziger Kunstvereins
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5912#0132

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Nekrologe — Personalien

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Verweilen wollen wir nur bei einer neuen Veröffent-
lichung Klingers, weil sie hier zum erstenmal gezeigt wird.
In wenigen Wochen wird nämlich bei Amsler & Ruthardt
unter dem Titel »Epithalamia« eine Mappe sehr großen
Formats mit siebzehn nach Federzeichnungen in Helio-
gravüre reproduzierten Blättern erscheinen, die sich dein
Reichsten und Schönsten an die Seite stellen, was Klinger
in der dekorativen Griffelkunst geschaffen hat. Ursprüng-
lich bestand bei dem Künstler die Absicht einer neu um-
gearbeiteten Ausgabe von »Amor und Psyche«, und er be-
gann im Jahre 1880 dazu die ersten Zeichnungen zu
entwerfen. Er ließ den Gedanken wieder fallen und die
damaligen Originale kamen in den Besitz des Dresdener
Kabinetts (sie sind vor einigen Jahren in der Berliner
Sezession gezeigt worden). 1904 hat nun Klinger die Idee
wieder aufgegriffen und die ganze Folge in fünfzehn
Blättern und zwei Titelblättern zum Abschluß gebracht.
Als Text wird nicht mehr das Märchen des Apulejus,
sondern eine Neudichtung über das gleiche Thema von
Elsa Asenieff verwandt und dem Ganzen der Titel »Epi-
thalamia« (Hochzeitslieder) gegeben werden. Das neue
Werk ist gleichsam ein Extrakt des ganzen Klinger. Der
wirbelnde Schmetterlingsflug seiner Phantasie, die be-
zaubernde Grazie und Feinheit seines Federstrichs, die
prachtvolle Architektonik seiner Umrahmungskunst feiern
auf diesen Blättern höchste Triumphe. Er hat hier seine
Freigebigkeit so verschwenderisch ergossen, daß man aus
manch einem dieser Blätter gut drei oder vier vollendete
Kunstwerke herausdestillieren könnte.

Ein sorgfältiger, durch seine Sachlichkeit dauernd
wertvoller Katalog geleitet den Besucher durch die Aus-
stellung. O. K.

NEKROLOGE

In Sorö ist der dänische Maler Christen Dalsgaard
gestorben, mit dem die dänische Malerei ihren ersten
großen Psychologen und dramatischen Erzähler verliert.
In Dalsgaards Kunst spiegelt sich jene gute alte Zeit wie-
der, in der die Städte in ihrem äußeren Aussehen noch
so viel vom ländlichen Charakter an sich trugen, wo die
Nationaltrachten noch nicht ausgestorben waren, und der
bunte malerische Hausrat aus Urväterzeit kehrt namentlich
auf seinen Frühbildern, denen ein starker tragisch-sentimen-
taler Akzent eigen ist, wieder. Etwas Zartes und Mitleidiges
steckt in diesen Bildern, die vom Elend der Ärmsten, von
der Not, vom Abschied und von der Liebe zwischen Mann
und Weib handeln, der sich böse Gewalten in den Weg
stellen. Am bekanntesten sind die Bilder »Die Pfändung«,
»Der Tischler bringt den Sarg für das tote Kind« und »Ab-
schied« geworden. In späteren Zeiten hat dann Dalsgaard
mildere harmonischere Saiten angeschlagen, in denen auch
hier und dort erotische Motive anklingen. So schildert
er die Sehnsucht der Jungfrau, die den Geliebten erwartet
usw. Jedoch konnten sich diese Bilder malerisch kaum
mit den herberen Schöpfungen aus den Mannesjahren des
Künstlers messen. Diese Arbeiten allein sichern dem Ver-
storbenen, der am 30. Oktober 1824 in Skive geboren war,
einen hervorragenden Platz in der dänischen Kunstge-
schichte des 19. Jahrhunderts.

Der Maler Rudolf Julian, bekannt durch die von
ihm seinerzeit begründete Schule, ist in Paris im Alter
von 66 Jahren gestorben. Die »Akademie Julian« gilt heute
noch für ein hervorragendes Lehrinstitut, und es gibt nur
wenige Künstler im Auslande, die in Paris ihre Studien
gemacht haben, ohne die Schülerateliers von Julian passiert
zu haben. Unter seinen Schülerinnen seien nur die früh-
verstorbene Marie Bashkirtsew und die Schweizerin Luise

Breslau erwähnt. Julian selbst war ein Porträtmaler von
mittlerem Talent.

Mit Daniel Osiris ist einer der originellsten Pariser
Kunstfreunde dahingegangen. Das Bedürfnis, zu stiften,
war bei diesem Manne zu einer Art Manie geworden und
offenbarte sich besonders in den letzten Jahren fast durch-
weg an der unrechten Stelle. So hat er beispielsweise Lau-
sanne mit einer Statue des Wilhelm Teil beglückt. Dieselbe
war ein Werk von Mercier der für ihn auch das Denkmal
Alfred de Mussets ausführte, das im vergangenen Jahre in
Paris auf dem Place du theätre francais aufgestellt wurde.
Osiris hatte früher unter anderen auch das Schloß Mal-
maison angekauft, das er restaurieren ließ und unter der
Bedingung dem Staat zum Geschenk anbot, daß hier ein
Museum eingerichtet würde, was bekanntlich im ver-
gangenen Jahre geschehen ist.

Aus Paris meldet man den Tod des Bildhauers Cäsar-
Isidore Henri Cros, der durch seine Keramik und seine
Glasarbeiten einen bekannten Namen hat. Der Verstor-
bene hat ein Alter von 66 Jahren erreicht und war aus
Narbonne gebürtig. Als Schüler von Etex und Valodon
hat er die Richtung dieser beiden auch in seiner Kunst
vertreten und zahlreiche Reliefs und Büsten geschaffen.
Eine Statue der Berenice war auf der Ausstellung von 1900
zu sehen. Ein besonderes Verdienst aber hat Cros um
die Wiederentdeckung jener von den Griechen geübten
Fabrikation des bunten Glases mit Hilfe metallischer Oxy-
dierung. Der Staat hatte ihm in Sevres ein Atelier ein-
geräumt und ihn durch eine jährliche Pension unterstützt.
Auch literarisch hat sich Cros betätigt und mit Henri zu-
sammen eine Abhandlung über die enkaustische Malerei
bei den Alten geschrieben.

Der bekannte Historienmaler Felix Barrias, der unter
dem zweiten Kaiserreich künstlerisch eine hervorragende
Rolle gespielt hat, ist kürzlich in Paris im 84. Lebensjahre
gestorben. In den Museen Frankreichs findet man zahl-
reiche Historienbilder von seiner Hand, so im Luxem-
bourg das 1850 gemalte Bild »Tiberius in seinem freiwilligen
Exil«, in dem Museum zu Tarpes »Dante in Ravenna«
(1853). Unter der Serie der Ruhmesbilder in Versailles
dürfte »Die Ausschiffung der französischen Armee zu Old-
port« (1859) bekannt sein. Barrias hat zeitlebens eine
besondere Vorliebe für das klassische Altertum bekundet
und auch als Illustrator von Horaz und Virgil Verdienste.

Der Hofmaler Karl von Kobierski, der durch seine
Porträts der höchsten Herrschaften in Wien einen gewissen
Rang behauptete, ist kürzlich 59 Jahre alt in der öster-
reichischen Landesirrenanstalt gestorben. Seine besondere
Spezialität war die Miniaturmalerei und das Gruppenbild-
nis. Eins der letzteren, das deshalb großes Aufsehen er-
regte, enthält allein 450 Porträts und zeigt den Kaiser an
der Spitze der Generalität und der Honveds.

In seiner Vaterstadt Bordeaux ist der Landschafts-
maler Paul Sebilleau im Alter von 60 Jahren gestorben,
dessen Gemälde größtenteils Landschaften der Gironde
behandeln. — In La Ferte-sous-Jouarre starb, 36 Jahre alt,
der Maler Albert Cordier, ein Sohn des bekannten Malers
Louis Cordier, der ein Zeitgenosse und Freund Millets und
Fantin-Latours war.

PERSONALIEN

Die Münchener Künstlergenossenschaft hat für die
Geschäftsjahre 1907/9 den Marinemaler Professor Hans
von Petersen zu ihrem Präsidenten erwählt.

Dem Glasmaler Karl Ule, der früher in München
tätig war, wurde vom Großherzog von Baden unter gleich-
zeitiger Ernennung zum Professor eine etatsmäßige Lehr-
stelle an der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe übertragen.
 
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