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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 18.1907

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Schmidt, Karl Eugen: Der Salon des Champ de Mars
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5912#0216

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Nekrologe — Ausgrabungen — Ausstellungen — Sammlungen — Vereine

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treffliches Buch über künstlerische Fragen geschrieben
hat, als Maler, Bildhauer, Keramiker, Schmied, Stick-
musterzeichner kennen lernen kann. Es war eine aus-
gezeichnete Idee, den bald Achtzigjährigen auf diese
Weise zu ehren, denn kaum ein lebender französischer
Künstler kann auf ein so von erfolgreicher und inter-
essanter Schaffensarbeit angefülltes langes Leben zurück-
schauen wie Bracquemond, und in diesem Falle ist
wirklich wahr, daß die ihn Ehrenden sich dadurch selbst
ehren. Denn wie schon gesagt ist der Bracquemond-
saal der Clou des ganzen Salons, und der Besuch würde
sich reichlich lohnen, selbst wenn alle anderen Räume
leer wären. KARL EUGEN SCHMIDT.

NEKROLOGE

-f. In Bern starb am t. Mai der hervorragende schweize-
rische Bildhauer Karl Alfred Lanz. Aus Rohrbach im
Kanton Bern stammend, wurde Lanz am 25. Oktober 1847
in La Chaux-de-Fonds im Kanton Neuenburg geboren; er
besuchte die Schulen in Biel, wurde dann Graveur und
bereits mit 18 Jahren Chef d'atelier. Lanz folgte hierauf
der Neigung zur Skulptur, ging mit 25 Jahren mit seinen
Ersparnissen nach München und bildete sich dort und in
Paris als Bildhauer aus. In der französischen Hauptstadt
hat er sich denn auch bleibend niedergelassen, doch war
seine künstlerische Tätigkeit fast ausschließlich dem Vater-
lande gewidmet. Seine Hauptwerke sind: das 1884 auf
der Place Neuve in Genf aufgestellte Reiterstandbild des
schweizerischen Generals Dufour, des Besiegers des Sonder-
bunds im Jahre 1S47; das auf der Pariser Weltausstellung
von 1889 mit der goldenen Medaille ausgezeichnete Denk-
mal Pestalozzis in Yverdon; ein Denkmal für Isaak Iselin
in Basel; ein solches für Heinrich Zschokke in Aarau, das
Lausanner Erzstandbild des gewesenen schweizerischen
Bundespräsidenten Louis Ruchonnet; allegorische Figuren
für die Fassade des bernischen Kunstmuseums, für das
eidgenössische Pöst- und Telegraphengebäude in Luzern,
für die Attika des Parlamentsgebäudes in Bern eine größere
Zahl von Grabdenkmälern (so für Jeremias Gottheit in
Lützelflüh, für den Bundespräsidenten Stämpfli in Bern)
Porträtbiisten schweizerischer Persönlichkeiten in Museen
des Landes und in Privatbesitz (so der schweizerischen
Bundespräsidenten Welti und Schenk, des Geologen Bern-
hard Studer, des ehemaligen französischen Botschafters
in Bern, Emanuel Arago). Das Dufour- und das Pestalozzi-
denkmal gewannen in der Schweiz große Popularität und
der Künstler gehörte zu den bekanntesten seines Landes.

AUSGRABUNGEN

Rom. Die neuesten Ausgrabungen auf dem Palatin
haben zu einem interessanten Fund geführt. Zwischen dem
Tempel der Cibele und den Treppen des Cacus ist ein
Grab gefunden worden, welches dem fünften Jahrhundert
vor Christus zugeschrieben wird.

Ein römisches Landhaus hat, wie das »Berliner
Tageblatt« berichtet, das Trierische Provinzialmuseum in
dem als Luftkurort bekannten Dorfe Bollendorf freilegen
lassen. Das Gebäude zeigt den aus verschiedenen ande-
ren Grabungen bekannten Grundriß der römischen Villen-
anlagen im alten Trevererlande. Es bildet ein längliches
Viereck von 27 zu 20 Meter mit ummauertem Wirtschafts-
hofe. Rings um das Gebäude lief, in Steinplatten abge-
täuft, eine Rinne zum Auffangen des Regenwassers, das
dann in Zisternen abfloß. Vor dem Herrenhause erhob
sich auf einer Säulenstellung eine Veranda, welche die
Aussicht auf das romantische Sauertal bot. Hinter dieser

Säulenhalle, die bei schlechtem Wetter zum Lustwandeln
diente, lagen die Wohn- und Schlafzimmer. Die Bade-
einrichtungen und die Küche sind vorzüglich erhalten.
Wahrscheinlich stammt das Gebäude aus der Zeit der aus-
gehenden Römerherrschaft. Die Gemeinde beabsichtigt,
die Trümmer, von denen das Museum genaue Maße und
Zeichnungen genommen, freizuhalten.

AUSSTELLUNGEN

Graz. Ausstellung älterer Kunstwerke aus heimischem
Privatbesitz. Es sind nicht moderne Errungenschaften, die
gezeigt werden. Es ist eine kunst- und damit kultur-
historische Ausstellung. Ein Rückblick ist hier bis zur
Zeit von ca. 1850 gegeben. Die Ausstellung zerfällt in
drei Teile: 1. Gemälde verschiedener Techniken, Plastik,
Kleinkunst; 2. ein Ausschnitt aus dem Kunstnachlasse
weiland Seiner Kaiserlichen Hoheit des Erzherzogs Johann;
3. Miniaturen. In der ersten Gruppe erscheinen Italiener,
Holländer, Deutsche, Franzosen, unter anderen z. B. Jan
van Goyen, Boucher, Waldmüller, Canaletto, Adriaen van
Ostade. Die zweite bietet viel Interessantes in bezug auf
die Kunstbestrebungen des österreichischen Prinzen. Die
dritte Gruppe bringt herrliche Stücke von Füger und
Daffinger. Doch auch französische und englische Meister
sind vertreten. Viele der ausgestellten Miniaturen waren
schon eine Zierde der Miniaturenausstellung in Wien 1905.
Die Ausstellung muß in jeder Richtung als wertvoll be-
zeichnet werden. Dr. R. S.

Der diesjährige »Salon« in Brüssel weist als haupt-
sächlichste Anziehung eine rückschauende Ausstellung
von etwa hundert Werken des verstorbenen Malers Alfred
Stevens auf.

SAMMLUNGEN

X Für die Kunstsammlungen des bayerischen
Staates ist eine Oeneralkommision geschaffen worden, die
bei einer Reihe wichtiger Verwaltungsfragen (Organisation
der Sammlungen, Stellenbesetzungen, Erwerb und Behand-
lung der Kunstschätze, Dotation, Benützung und Besuch
der Sammlungen) ihr Gutachten abzugeben hat. Ferner
ist für jede der staatlichen Kunstsammlungen die Bildung
einer speziellen Ankaufskommission vorgesehen worden.

In die neugebildete Generalkommission sind berufen
worden: Dr. E. Bassermann-Jordan, Prof. A. v. Hildebrand,
F. A. v. Kaulbach, Ferd. v. Miller, Prof. Dr. A. Pings-
heim, Prof. Franz v. Stuck, Frhr. Tucher von Simmelsdorf
und Prof. F. v. Uhde.

VEREINE

X München. Die Verbindung bildender Künstlerinnen
Berlin-München tritt im Kunstsalon Brakl mit einer etwa
60 Nummern umfassenden Kollektion an die Öffentlichkeit.
Die Verbindung zählt gegenwärtig zwölf Mitglieder, dar-
unter mehrere Namen von gutem Klang. Aber wenn diese
Darbietung Beachtung verdient, so haben dazu gerade die
am meisten genannten Mitglieder am wenigsten beige-
tragen. Als die stärkste künstlerische Begabung des
kleinen Kreises zeigt sich hier Anna von Amira. Ihre
beiden Gemälde »Mutter mit Kindern« und »Blumen-
verkäuferin« überragen nicht nur den Durchschnitt der
Damenmalerei um ein Bedeutendes, sie sind vollgültige
Zeugnisse der jungdeutschen künstlerischen Kultur und
würden selbst der gewähltesten Ausstellung zu hoher
Zierde gereichen. Die Künstlerin ist bis jetzt nur wenig
hervorgetreten, aber diese beiden Leistungen geben Proben
eines Könnens, das zweifellos noch weitere gute Früchte
tragen wird. Ich betone ausdrücklich, daß bei dieser Be-
 
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