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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 18.1907

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Doering, Oskar: Von der Jubiläums-Ausstellung zu Mannheim
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Wolf, August: VII. internationale Kunstausstellung in Venedig, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5912#0220

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VII. Internationale Kunstausstellung in Venedig

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Stücke, darunter der phantastische »weiße Pfau«),
Eichler (Kommender Frühling). Von den Größen der
Sezession begrüßen wir außer den schon zuvor Ge-
nannten Amandus Faure, W. Georgi (mit einem aus-
gezeichnet gemalten Damenbildnis in Weiß), H. Gröber
(mit mehreren seiner Bauernstudien). Aus H. von
Habermanns früheren und späteren Zeiten sind neun
Werke vorhanden. Hayek bietet wieder einige seiner
fein gezeichneten und breit gemalten Landschafts- und
Tierstudien, Hengeler entzückt durch eine Anzahl reizen-
der Amoretten- und Landschaftsbilder in Öl und Tem-
pera. Des leider soeben verstorbenen Philipp Fleins
Vielseitigkeit kommt in der einen Pferdestudie nicht ge-
nügend zur Geltung. Interessant wie immer sind Arthur
Lamms Studien aus der fränkischen Schweiz, vor allem
die auf grün und grau gestimmte »Heidenstadt«. Palmie
und Karl Reiser sind genügend charakteristisch vertreten.
Piepho schickte eine »Siesta« (Dame im sonnenbestrahl-
ten Garten), Samberger sechs seiner mächtigen Bild-
nisse, darunter das seines Vaters, Schramm-Zxiim drei
seiner von Zügl so stark beeinflußten Tierstudien,
Toni Stadler mehrere wundervolle Landschaften. Uhde
spendete zwei Bilder, dabei den aus neuester Zeit
stammenden Entwurf für ein Altarbild, Zügel eine
Reihe virtuoser Tierstücke. F. von Stuck hat ein be-
sonderes Kabinett eingeräumt erhalten, worin wir
seinen Leichnam Christi, seinen Orestes mit den Furien,
seinen Faun mit dem Bacchusknaben und mehrere
Studienköpfe finden. — Die Karlsruher sind unter
anderen vertreten durch Ludwig Dill, der eine kleine
Anzahl seiner köstlichen, mildfarbigen Landschaften
ausgestellt hat, die neuerdings etwas stärkere Akzente
und damit einen Fortschritt aufweisen. Friedrich Fehr,
Rudolf Hellwag, A. Lutz, K Mutter, G. Schönleber,
H. von Volkmann und gar Hans Thoma und Wilhelm
Trübner mit seiner Frau — man darf nur die Namen
dieser Künstler nennen und sagen, daß jeder von
ihnen mit mehreren ausgezeichneten Werken vertreten
ist (Thoma u. a. mit der köstlichen »Birke« und dem
»Wasserfall«, Trübner mit fünf Porträts), und die Be-
deutung dieser Ausstellung wird ohne weiteres klar.
Dann kommen von Meistern aus anderen Gegenden
E. Bracht (10 Gemälde, dabei eine imposante »Mittags-
pause im Höschstahlwerk Dortmund«), A. Egger-Lienz
(Wallfahrer), Carlos Grethe (Krevettenfischer), Ad. Holzel
(Dachauer und venezianische Studien), F. Kallmorgen
(mit einem seiner besten Stücke »Arbeiterboote im
Hamburger Hafen«), Gotth. Kühl (unter anderen mit
der Dresdener Augustusbrücke), W. Leibi (männliches
Bildnis), W. Leistikow (Blütenbäume in der Dämmerung),
M. Liebermann (Seilerbahn), F. Scarbina (Über den
Fahrdamm), M. Slevogt (Bai pare), H. Vogeler (drei
(Stücke). Es ist bei dem für diese Besprechung ver-
fügbaren Raum ebenso unmöglich, alle Namen zu
nennen, die es verdienten, noch den einzelnen
Leistungen kritische Worte zu widmen.

So muß ich mich auch darauf beschränken, von
der außerdeutschen Kunst nur kurze Nachricht zu
geben. Die französische hat den größten Anteil er-
halten, außerdem sehen wir einige Engländer und
andere. Von Aman-Jean finden sich zwei seiner

charakteristischen zarten weiblichen Halbfiguren, von
Ch. Cottet viele Stücke, dabei eine Marine und einen
Mädchenakt, von Courbet ein brillanter Knabe im
Walde, von Monet mehrere Pariser Studien. Bei
solcher Auslese fehlt natürlich auch nicht Pissaro,
Sisley, Serusier, Renoir, L. Simon, endlich Van Gogh,
von dem 14 Werke das Staunen des Publikums
herausfordern. Von den großen Engländern sehen
wir unter anderen W. Crane (Dornröschen), A. East,
W. George Lambert (das alte Kleid), John Lavery,
Arthur Melville (mit dem unvollendeten Riesenbilde
»Rückkehr von der Kreuzigung«), Jos. Oppenheimer,
Georg Sauter und Whistler, von welchem letzteren
ein wundervolles Stück »Das kleine Mädchen in Weiß«
zur Ausstellung gekommen ist. Die Schotten sind
gleichfalls interessant vertreten; ich erwähne von ihnen
nur den Präraffaeliten Maurice Greiffenhagen (»Die
Söhne Gottes und die Töchter der Erde«).

Schließlich seien noch einige der wichtigsten
Künstler anderer Länder genannt. Da ist z.B. Bezzi-
Venedig mit einer zarten warmtönigen Morgen-
dämmerung. Evenepoel hat ein Zimmer für sich,
wo verschiedene Damen-, Markt- und Restaurant-
studien die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Auch
einen Seitenblick auf ältere Kunst hat man nicht
unterlassen wollen und darum einen wundervollen
Goya ausgestellt — das Bildnis des Dr. Tadeo Bravo
di Riviera. Erwähnt sei endlich eine kleine vor-
treffliche Gruppe japanischer Kunstwerke. — Alles in
allem ist die Mannheimer Ausstellung eine solche,
zu der man ihren Unternehmern aufrichtig Glück
wünschen darf. Stücke auch nur zweiten Ranges
gehören bei ihr zu den Ausnahmen, Interesseloses
fehlt gänzlich. Dr. O. DOERING (Dachau).

VII. INTERNATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG
IN VENEDIG

Um einige Tage verspätet fand die Eröffnung
am 27. April statt unter Anwesenheit des Conte di
Torino als Vertreter des Königs. Die Eröffnungs-
feierlichkeit fand diesmal nicht im Freien, sondern
in dem zum Empfangs- und Musiksaal umgestalteten
Zentralraume statt. Bürgermeister Graf Grimani hielt
die Ansprache, worauf der Unterrichtsminister Rava
erwiderte, und der Rundgang begann. Es kann
festgestellt werden, daß diese Ausstellung unter allen
bisher abgehaltenen die bedeutendste ist; ferner daß
die Ausschmückung des großen Saales durch Sartorios
Wandgemälde an und für sich schon ein Ereignis
bedeutet und daß die sechs großen Porträts der
englischen Abteilung von Sargent allein einen solchen
Glanz über das Unternehmen verbreiten, daß um
ihretwillen ein jeder Kunstfreund, der diese Werke
noch nicht kennt, die Ausstellung besuchen sollte.
Nach der großen Bedeutung, welche diesen sechs
Gemälden zukommt, müßten als nächstfolgendes in
der Rangordnung sofort die Venezianer genannt
werden, doch sei gestattet, noch einige allgemeinere
Bemerkungen vorauszuschicken. An Feinheit der
Ausstattung haben die Säle nichts gewonnen, es ist
 
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