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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 18.1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.5912#0290

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der Zuschuß nicht bewilligt werden würde. Merkwürdig
ist es nur, daß die eigentlichen Gründe des Rückganges
der Abonnentenzahl bei der Debatte unerörtert blieben.
Diese liegen zum größten Teile in der mangelhaften Lei-
tung der Publikation, der nachlässigen Auswahl und ober-
flächlichen Verarbeitung des Materials, was alles das an-
fänglich warme Interesse des Publikums für die Edition
erkalten ließ Der Rückgang der Abonnentenzahl hat die
Erhöhung des Abonnementspreises hervorgerufen, nicht
umgekehrt, wie die Budgetkommission annahm. Gegen-
wärtig ist er allerdings zu hoch, als daß die beabsichtigte
Massenverbreitung erzielt werden könnte. Durch eine
rasche Reform der Publikation hätte der Zuschuß vielleicht
noch gerettet werden können, unter den obwaltenden Um-
ständen erscheint die Ablehnung sachlich gerechtfertigt,
so sehr man prinzipiell die Stellungnahme der Reichsduma
in dieser Frage bedauern mag. Wie weit die Existenz
der Tresors d'Art durch den Wegfall der Subsidie in Frage
gestellt wird, ist vorläufig noch unbekannt. -chm-

Eirt Porträt von Rembrandts Vater. Dem be-
kannten Rembrandtbiographen Emile Michel in Paris wurde
vor einiger Zeit von einem Herrn aus Rio de Janeiro ein
holländisches Porträt zur Beurteilung vorgelegt, das sowohl
wegen der Person des Dargestellten, als auch wegen seines
künstlerischen Wertes allgemeine Beachtung verdient, zumal
es — wie schon manches andere interessante Gemälde —
durch seine zeitweilige Ausstellung im Mauritshuis im Haag
auch weiteren Kreisen zugänglich gemacht worden ist.

Was Michel mit Sicherheit feststellen konnte, war
die dargestellte Persönlichkeit. Aus dem Vergleich mit
Radierungen, Gemälden und Rembrandts selbst, wie auch
mit solchen Gerard Dous ergibt sich, daß wir hier Rem-
brandts Vater Härmen Gerritsz vor uns haben.

Größere Schwierigkeiten bereitet dagegen die Frage
nach dem Maler des Bildes. Am liebsten möchte man
natürlich an Rembrandt denken, der hier seinen alten
Vater in einem lebensgroßen Brustbild porträtiert habe.
Gegen eine solche Annahme sprechen aber mit aller Ent-
schiedenheit Kolorit und Technik. Die Fleischfarben sind
in pinpm sr-hr hellen gelblichrosa Ton gehalten, wobei
inoberroten Stellen in den Augenecken
d. Lebhaft und frisch gemalt, hat das
is vom Charakter Rubens'scher Inkarnat-
lfalls lassen sich die Fleischfarbe und
ide Gesamteindruck mit den Gemälden
en dreißiger Jahren nicht vereinbaren.

muß die Entstehung des Porträts ge-
larmen Gerritsz am 27. April 1630 bereits
lid das Bild durchaus nicht den Eindruck
icht nach dem Leben gemalt. Mit diesem
|lie Periode in Rembrandts Schaffen an-
Werke man seinerzeit die — wie man
[;e — Bezeichnung der »grünen Rem-
bde« fand; ihr kann das Bild mit seinen
]>en nicht angehören. Ist es dann viel-
lach Rembrandt? Diese Frage läßt sich
] tworten, wie man anderen Vermutungen
lichten vermag. So denkt Dr. Bredius

z. B. an den im übrigen unbekannten Meister I. D. R.,
von dem er einen 1630 datierten Studienkopf eines alten
Mannes besitzt. Und von der nur auf Grund der Photo-
graphie vorgeschlagenen Zuschreibung an Backer würde
Bode vor dem Original sicher absehen. Von bekann-
ten Meistern kommt dann keiner mehr als eventueller
Autor in Betracht. Im übrigen liegt aber auch kein Grund
vor, das Gemälde absolut mit einem solchen in Verbindung
zu bringen. Es hat damals wie heute neben den Berühmt-
heiten auch noch eine sehr stattliche Anzahl unbekannter
Maler gegeben, die deshalb noch lange nicht immer mittel-
mäßig oder gar unfähig gewesen zu sein brauchen —
genau so, wie heute wirkliche Kunstkenner, wenn sie sich
auf die Suche machten, in manchem bescheidenen Atelier
wirkliche Künstler finden könnten.

Noch ein Wort über den Fundort des Gemäldes.
Wie Michel in der Gaz. d. b. arts mitteilt, kaufte es der
jetzige Besitzer, ein Herr Dias Carneiro aus Rio de
Janeiro, auf der Versteigerung J. Andrade in Rio. Vorher
hatte es Herrn Rocha e Silva gehört, der aus einer in
Pernambuco ansässigen niederländischen Familie stammt;
in dieser befand sich das Bild schon vor über hundert
Jahren. Die Erklärung für das Vorhandensein holländischer
Bilder aus dem 17. Jahrhundert in Südamerika ergibt sich
leicht, wenn man sich der Eroberungskämpfe der Holländer
in Brasilien in der ersten Hälfte des'17. Jahrhunderts er-
innert. Der kunstsinnige Graf Moritz von Nassau führte
damals eine Reihe von Gelehrten und Künstlern mit sich;
mit ihm selber oder mit Mitgliedern seines Gefolges werden
auch zu jener Zeit schon Gemälde aus Holland nach der
neuen Welt gewandert sein. Es ist also nicht ausgeschlossen,
daß sich »drüben« noch andere alte Meister neu ent-
decken lassen. Fr.

Die im Lichthof des Kunstgewerbemuseums in Berlin
ausgestellten Modelle und Entwürfe zu Sommer- und
Ferienhäusern, welche von der Zeitschrift »Die Woche«
preisgekrönt oder angekauft worden sind, werden dem-
nächst im Leipziger Kunstgewerbemuseum zur Ausstellung
gelangen.

Neuerungen im Ausstellungswesen. Einen wich-
tigen Fortschritt im Ausstellungswesen bedeutet eine Maß-
nahme des Verbandes deutscher Kunstgewerbevereine.
Der Verband, der seit 17 Jahren besteht und mehr als
17600 Mitglieder umfaßt, hat sich in seiner letzten Tagung
einstimmig dahin geäußert: Das deutsche Kunstgewerbe
ist im Zusammenwirken von Handwerk, Industrie und
Künstlerschaft so erstarkt, daß auf kunstgewerblichen und
ähnlichen Fachausstellungen von einer Preisverteilung
abgesehen werden kann. Die Ausstellungen sollen sich
so gestalten, daß dem Aussteller die Zulassung seiner
Arbeiten an sich eine Auszeichnung ist. Diesen Beschluß
hat der Verband allen deutschen Bundesregierungen unter-
breitet. Es ist zu hoffen, daß bereits der kommende
Winter die praktische Durchführung dieses Beschlusses
zeigen wird.

Ein Bild von Rubens, das sog. Kinderbacchanal,
Kinder mit Faunen darstellend, 73X102 cm groß, ist aus der
Sammlung des Grafen d'Assche in Brüssel entwendet worden.

und die Malmosaik. Von Ludwig Hevesi. — Personalnachrichten. — Zwei neue Werke Tizians; Alte Wandgemälde in
Aufgedeckt; Castellum Abusinum aufgedeckt; Fragmente von Castagno aufgefunden; Fund bei Monte Caprino; Suche nach
on Porta Aurea; Karthagisches Grab aufgefunden. — Überreste Roms gefunden; Funde auf dem Palatiu. — Archäologische
;ta; Archäologische Entdeckungen in Frankreich ; Archäologischer Fund in Lignieres. — Ausstellungen in Berlin, Schwerin i. M.,
aen, Aachen, Steiermark, Amsterdam, Rotterdam, Genf, Hamburg, Dresden. — Beschädigung von Kunstwerken im Louvre;
3 der Basler Gemäldegalerie; Ankauf für die kgl. Nationalgalerie in Rom. — Ein Vermächtnis für den Louvre.— Sächsische
f Kunstgewerbe; Archäologisches Institut in Athen. — Verein thüringischer Burgenfreunde; Jahresbericht des sächsischen Kunst-
jtellung französischer Impressionisten in Prag. — Veröffentlichungen der Graphischen Gesellschaft in Florenz. — Vermischtes.

erausgeber und verantwortliche Redaktion: E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf. g. m. b. h. Leipzig
 
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