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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 19.1908

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Ferdinand Meldahi
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Verschiedenes / Inserate
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279

Nekrologe — Personalien — Wettbewerbe

280

Beweise persönlicher Schätzung und Huld erfahren; der
Kaiser hat ihn noch im Tode geehrt. Zu Berlin war er ein
oft gesehener Gast, und verkehrte mit den Ersten amtlich
und freundschaftlich. In unserem Vaterlande ist das Schloß
Philippsruhe zu Kesselstadt bei Hanau, wie es jetzt da-
steht, sein Werk. In Dänemark ist er es, welcher das
heutige Schloß Friedrichsburg nach dem Brande wundervoll
hat erstehen lassen; er hat desgleichen Rosenburg, Bernstorff,
Charlottenlund, und eine Unzahl von Herrensitzen, Villen,
Kirchen, öffentlichen Gebäuden, Geschäfts- und Wohn-
häusern gebaut oder hergestellt. Eins seiner ersten Bau-
werke war das Museum Thorwaldsens, wenigstens insofern,
als er daran als Maurergesell mit gearbeitet hat; er hat es
fast bis zuletzt mit unter seiner Aufsicht gehabt. Er war,
bei den günstigsten äußeren Lebensverhältnissen, eine un-
vergeßliche starke Persönlichkeit, vielleicht groß im Hassen,
sicherlich groß im Lieben, wie Schreiber dieses mit Wehmut
bekennt. Für uns Deutsche mußte es ein Stolz sein, mit
diesem Manne in Berührung zu kommen. Er war ein echter
Däne, und deshalb stand er deutschem Wesen sehr nahe,
wußte nicht nur als Gelehrter, sondern fühlte auch als
Mensch, daß die Fäden, die von tausend und mehr Jahren
hin- und hergehen, nicht abgerissen werden können noch
dürfen, ohne daß wir beiderseits an unseren edelsten Gütern
Schaden leiden. So ließ er sein sehr schönes Werk über die
Friedrichskirche zu Kopenhagen (welche er vollendet hat),
bekannt unter dem Namen Marmorkirche, nach guter alter
Art in dänischer und zugleich deutscher Sprache ausgehen
(i8g6). Viel mehr noch als diese Tatsache bezeugt der
Inhalt, wie Deutschland und Dänemark aufeinander ange-
wiesen sind — wenn man es nur überall richtig verstünde!
— und wie fremd doch auch ihnen das welsche Wesen ist
und der Lack des Franzosentums. Sein Verhältnis zu seinem
Könige war von einer merkwürdigen Innigkeit, und zum
Prinzen Hans, Christians IX. Bruder, stand er in ganz eigen-
tümlichen Freundschafts- und Vertrauensbeziehungen. Als
Kamnierherr gehö/te erzürn Hofe. Dabei macht man, wenn
man seine Werke studiert, die Beobachtung, wie alle Hoch-
achtung und Liebe, die er den Hoch- und Höchstgestellten,
und so auch, zu unserer wahrhaften Erhebung, unserem
Kaiser und Herrn, entgegenbrachte, nur auf dem tiefsten
Grunde der eigenen Würde und Unabhängigkeit wurzelte.
Freieren "Worten als die sind, mit denen der Kammerherr
Meldahl sich über jene erbfürstliche Allmacht ausspricht, die
sich »groß dünkt, ja größer als Gott«, wird man nicht leicht
wieder begegnen. Er kannte das Recht der Persönlichkeit
und nahm es selbst in Anspruch. Wo er sich nicht durch-
setzen konnte, da gab er doch leicht nicht nach. So schied
er, als es in Sachen des Rathausbaues, und der Herstellung
des Domes zu Ripen nicht nach seinem Willen ging, ganz
aus, und überließ den Anderen das Feld, nicht immer zum
Schaden der Sache. In seiner letzten Zeit ward sein Wesen
weicher und wehmütiger; ich friere, schrieb ermir noch gegen
Neujahr, will bald dahin, wo es wärmer ist, Sonne, Licht...
Den achtzigsten Geburtstag hatte er in hohen Ehren noch
am 16. März voriges Jahres gefeiert, doch ohne die Gattin,
die er im Jahre vorher in Italien verloren hatte, die er
tief betrauerte, und die Viele mit betrauert haben. Sie war
eine Deutsche, aus Altona, und liegt in Italien begraben,
»wo es wärmer ist«.

F. Meldahl, Professor und Kammerherr, Großkreuz vom
Dannebrog, war geboren zu Kopenhagen am 16 März 1827,
Sohn eines angesehenen Eisengießers. Er besuchte, während
er zugleich als Maurer arbeitete, die Akademie, und gewann
1853 die große goldene Medaille. Im Jahre 1857 ward er
ordentliches Mitglied der Akademie der Künste, und leitete
sie 1873 bis l89° a's Direktor. Er hat 1903 und 1905 ihre
Geschichte, und die der Kunstausstellungen auf Charlotten-

burg veröffentlicht. Unter seinen Schriften nenne ich noch
eine, als sein letztes Werk von allgemeinem Interesse:
Venedig, seine Geschichte und Denkmäler (1903), ein Buch,
das um der Abbildungen und der zahlreichen Schnitte
willen, die es auf 101 Tafeln bringt (vergl. Beil. z. 3. All-
gem. Ztg. 1903, S. 390), auch von Deutschen benutzt wer-
den dürfte, die des Dänischen nicht mächtig sind. Hpt.

NEKROLOGE

Am 6. Februar starb in Kopenhagen der dänische
Kupferstecher und naturhistorische Zeichner Joh. Chr.
Thornam im hohen Alter von 86 Jahren, bis zuletzt rüstig
und heiter. Schon 1843 stellte er »Eine blühende Pflanze,
in Aquarell« aus und erhielt dafür den Neuhausen-Preis.
In Ihm, dem Schüler des angesehenen Zeichners der »Flora
danica«, J. Th. Bayer, fanden die späteren Herausgeber
dieses verdienstvollen, nationalen botanischen Bilderwerks
den seltenen und wertvollen Mitarbeiter, der den Künstler
mit dem Kunsthandwerker und Naturbewunderer vereinte
und in dessen Hand nicht nur die Zeichnung der Pflanzen,
sondern auch die Übertragung der Bilder auf die fein-
gestochene Platte gelegt werden konnte. An der berühmten
Erdumsegelung der Korvette »Galathea« 1845—47 nahm
Thornam als Zeichner teil.

Mailand. Der Maler Francesco Valaperta ist gestorben.
•Lieblingsschüler von Hayez, malte er besonders histo-
rische Bilder und gute Porträts.

Im Alter von 72 Jahren ist der Düsseldorfer Maler
Heinrich Leinweber gestorben. Er war einer der letzten
noch lebenden alten Düsseldorfer.

Roberto Bompiani, der Nestor der römischen Maler,
ist in diesen Tagen zu Rom in seinem 89. Lebensjahre ge-
storben. 1820 in Rom geboren, widmete er sich in seiner
ersten Jugend der Bildhauerei und seine Sapphostatue und
seine Gruppe des roßbändigenden Alexanders wurden all-
gemein gelobt. Seine spätere Lebenstätigkeit ist aber ganz
in der Malerei aufgegangen. Sein höchstes Streben war
die Wiedergabe des altrömischen Lebens und, wenn auch
Malweise und Auffassung nicht mehr im Einklang standen
mit den modernen Tendenzen, so mußte man doch seiner
Tüchtigkeit Beifall zollen und dieses tat auch die römische
Künstlerschaft, welche in ihm ihren lieben Altmeister ehrte.

PERSONALIEN

Professor Wilhelm Kreis in Dresden hat einen Ruf
als Direktor der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule, an der
früher Peter Behrens wirkte, angenommen.

Sehr gefeiert wurde am 2. Februar zu seinem 60. Ge-
burtstage der Kunsthistoriker Dr. phil. C. L. Looström,
Leiter des schwedischen Nationalmuseums und Sekretär
der Kunstakademie in Stockholm. Als Wortführer einer
Abordnung der Akademie hob ihr Präses, Graf Wachtmeister,
Looströms Verdienste um diese und sein unermüdliches
Interesse auch als Historiograph derselben hervor, ebenso
seine glückliche Fähigkeit, den Beschlüssen der Akademie
Form zu geben, auch dann, wenn sie etwa seinen eigenen
Ansichten widersprachen. Der Künstlerklub sandte eine
Deputation; die Beamten des Nationalmuseums überreichten
als Gabe ein Porträt des Gefeierten, in Aquarell von Carl
Larsson ausgeführt. bg.

WETTBEWERBE
Die Königliche Akademie der Künste zu Berlin schreibt
den Wettbewerb um den Dr. Hugo Raußendorff-Preis
im Betrage von M 4000.— für Bildhauer aus. Es werden
nur unbemittelte Bewerber, die eine der deutschen Kunst-
 
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