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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 19.1908

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359

Denkmäler — Denkmalpflege — Ausgrabungen — Funde

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Preis (1200 M.) Max Bischoff-Berlin, den dritten Preis
(800 M.) Heinrich Milk-Schöneberg. Die preisgekrönten
Entwürfe sind gegenwärtig im großen Saal des Kreishauses
in Berlin ausgestellt.

DENKMÄLER

Über die italienischen Denkmäler auf Chios,

welche Insel von 1346 bis 1566 eine genuesische Kolonie
war, sprach F. W. Hasluck in der Sitzung der British School
of Athens vom 21. Februar. Die Engländer hatten, wie
das Athenaeum vom 7. März berichtet, speziell zu diesem
Zweck der Denkmäleraufnahme eine Expedition nach Chios
gesandt. Außer einer Anzahl Inschriften aus der Genue-
sischen Periode hat F.W. Hasluck drei Marmorplatten ent-
deckt, die ursprünglich als Türsturz oder Pfosten für Tore
gedient und mit Reliefs — heiliger Georg mit dem Drachen,
Verkündigung, Einzug in Jerusalem — geschmückt gewesen
waren. Diese Darstellungen tragen jeweils das Wappen der
genuesischen Familie Justiniani, ein dreitürmiges Schloß mit
darüberstehendem kaiserlichen Adler. Die Arbeit wie der
Gegenstand der Reliefs lassen auf die Künstlerfamilie
Gaggini schließen, die um 1450 in Genua wirkte, und der
eine Menge Pfosten und Stürze mit ähnlichen Darstellungen
in Genua selbst zugeschrieben werden. Der heilige Georg
als Genuas Schutzpatron ist natürlich Lieblingsgegenstand
für den Bildhauer; die Verkündigung ist auf einem jetzt
in South Kensington befindlichen Genueser Relief zu sehen,
während der Einzug in Jerusalem zwar sonst in Gagginis
Repertoire nicht vorkommt, aber doch große Ähnlichkeiten
mit einer »Anbetung der Magier« zeigt, die sich noch in
Genua befindet. m.

Professor Th. von Gosen hat den Auftrag erhalten,
einen Monumentalbrunnen zur Erinnerung an Theodor
Körner und das Lützowsche Freikorps für die Stadt Zobten
auszuführen. Der Landeskunstfonds bestreitet die Kosten
des Denkmals.

DENKMALPFLEGE

Der diesjährige Tag für Denkmalpflege soll in Ver-
bindung mit der Hauptversammlung des Gesamtvereins
der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine am 24. und
25. September in Lübeck stattfinden. Es sind folgende
Themata zur Erörterung angemeldet: Ober städtische Kunst-
ausschüsse (Prof. Dr. Weber in Jena); über Schutz der Fried-
höfe (Geh. Rat Prof. C. Gurlitt in Dresden); über Ortsstatute
(Amtsrichter Bredt in Barmen); über Denkmalpflege in
Bayern und Sachsen (Ministerialrat Kahr in München und
Baurat Gräbner in Dresden). Es ist ein Ausflug nach Wismar
nach Beendigung der Tagung geplant. mnn.

AUSGRABUNGEN

In einem Bericht über die Ausstellung orientalischer
Keramik im Burlington Fine Arts Club zu London (Reper-
torium für Kunstw.) bespricht F. Sarre die Vorschläge,
die von englischer Seite über Ausgrabungen in Persien
gemacht werden. Diese Ausführungen verdienen all-
gemeiner beachtet zu werden. Denn es handelt sich darum,
daß Deutschland bei diesem Vorgehen nicht ohne weiteres
übergangen werde und beizeiten entscheidende Schritte
tue, wenn ein neues persisches Ausgrabungsgesetz zustande
kommen sollte. Dem Referat Sarres über das von Mr.
Charles H. Read verfaßte Vorwort des Ausstellungskataloges
entnehmen wir folgendes: »In Persien hat seit zwölf Jahren
Frankreich das alleinige Recht, Ausgrabungen zu ver-
anstalten. Man hat es dem Schah Nasr ad-Din für 50000
Francs abgekauft, der auch auf die Funde verzichtet und sich
nur »die Wertgegenstände wie Gold, Silber und Edelsteine

als spezielles Eigentum« vorbehalten hat. Eine Folge dieses
französischen Privilegs sind die schon seit längerer Zeit
von der französischen Regierung unter Leitung von M. de
Morgan vorgenommenen Ausgrabungen in Susa, deren
hervorragende wissenschaftliche und künstlerische Ergebnisse
ja allbekannt sind. Die »Mission scientifique en Perse«
nimmt das alleinige Recht für sich in Anspruch, archäo-
logische Untersuchungen im Gebiete des persischen Reiches
anzustellen, ohne imstande zu sein, ihrem Privilegium den
Forderungen der Wissenschaft gegenüber gerecht zu werden.
Dazu reichen die materiellen Mittel und auch die verfüg-
baren geistigen Kräfte eines Staates nicht aus. Während
Frankreich sich auf einen Punkt konzentriert und sich hier,
in Susa, für Jahre festgelegt hat, muß das gesamte übrige
Persien mit seinem reichen Schatz an Denkmälern, die der
Erforschung harren, unberührt und der wissenschaftlichen
Untersuchung verschlossen bleiben. Mr. Read macht nun
geltend, daß England bei der wissenschaftlichen Erforschung
Persiens Frankreich an die Seite treten müsse; gerade jetzt
sei für dieses gemeinsame Vorgehen der richtige Zeitpunkt
gekommen, wo die beiden Länder sich nach langer Ent-
fremdung politisch näher gekommen seien.

Diese Forderung darf von deutscher Seite nicht un-
widersprochen bleiben. Falls das französische Sonder-
abkommen gelegentlich der augenblicklichen politischen
Umwälzungen in Persien, wie wir hoffen, aufgehoben
werden sollte, so darf dies nicht ein neues Privilegium
zweier Staaten zur Folge haben. Deutschland und sämtliche
andere Kulturstaaten haben in demselben Maße das Recht
wie England, bei einem neuen persischen Ausgrabungs-
gesetz berücksichtigt zu werden. Auf persischem Boden
ist noch so gut wie alles zu tun, und im friedlichen Wett-
bewerb wird hier jeder Staat ohne den anderen zu schä-
digen oder zu verdrängen ein Feld wissenschaftlicher Be-
tätigung finden können.

Bei den Ausgrabungen in Gezer in Palästina
wurden gemäß dem Januar Quarterly Statement des Palestine
Exploration Fund höchst interessante Tunnelbauten ge-
funden, die in der neolithischen Zeit hergestellt worden
sein müssen, wie Spuren der Bearbeitung mit Feuerstein-
werkzeugen an den Wänden und Funde zeigen. Eine
Treppe, die viel begangen war und Jahrhunderte lang
dauernde Benützung zeigt, führt hinunter; dann senkt sich
ein fast 23 Fuß hoher, mit mehreren Torwegen versehener
Gang bis zu 80 Fuß unter dem Hügel, auf dem Gezer
steht, und läuft endlich in eine große Kammer aus, wo
eine mächtige Quelle, die man jetzt als das Ziel des
Tunnelbaues ansieht, gefunden wurde. Möglicherweise
war auch ein religiöser Dienst mit der Quelle verknüpft.
Der unterirdische Bau wurde, wie die Funde aus dem
Füllschutt zeigen, in der El-Amarna-Zeit (ca. 1450) zuge-
worfen; entstanden mag er um 2000 v. Chr. sein. Unter
den Einzelfunden sind ein kleines, sehr zertrümmertes Ton-
modell zu einem kanaanitischen Schrein und groteske
Götterfiguren zu bemerken. Das Entfernen des Schuttes
aus dem neolithischen Tunnel wird noch längere Zeit in
Anspruch nehmen und mag noch manchen interessanten
Fund fördern. M.

FUNDE

In Frejus ist ein prächtiges Mosaik aus gallisch-
römischer Zeit von Philloux-Gervais aufgefunden worden.
Die Stelle, wo das Mosaik entdeckt worden ist, war schon
mehrfach der Fundort interessanter Altertümer. 1887 fand
man dort eine prachtvolle Bronze, die Göttin Minerva dar-
stellend mit dem Gorgonenhaupt auf der Brust und der
Lanze in der Linken. Auf dem aufgefundenen Mosaik
sieht man im Mittelfeld zwei kämpfende Hähne, unter
 
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