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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 19.1908

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Dodgson, Campbell: Noch einmal die angebliche Radierung Elsheimers
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5784#0207

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391

Personalien — Wettbewerbe — Denkmalpflege — Denkmäler — Ausstellungen

392

aber weiter rechts; für die dazwischenliegende Lücke fand
sich auf der Platte van de Veldes kein Platz. Als Zusatz
des Niederländers erweist sich der kleine, gegen den
Himmel deutlich aufragende Baum gerade über der ersten
Silbe des Wortes »flammifero«. — Links über dem Ge-
spann sind die Bäume ganz anders gezeichnet, als bei
Elsheimer-Ooudt. Die sonst so genaue Ubereinstimmung
in der Zeichnung hat mich vor allem veranlaßt, den An-
teil Buytewechs an diesem »Feuer«, der doch durch sein
Monogramm beglaubigt ist, so niedrig zu schätzen. Die
Übertragung fast des ganzen Elsheimerschen Waldes von
der einen Platte zur anderen war bloß die Sache eines
reproduzierenden Radierers; die Hilfe eines »geistreichen
Wilhelm« war überflüssig. Ganz und gar anders sehen
die Bäume auf den beiden ersten Blättern der Folge aus.
Aus der nämlichen Radierung Goudts hat van de Velde
auch die Sterne entlehnt, die auf der Dresdener Radierung
Elsheimers fehlen — auch hier versagt der Kopist! Der
Mond ist aber aus der Flucht nach Ägypten nicht mit
übernommen worden; er ist hier entweder hinter einem
Baum versteckt oder als schon untergegangen gedacht.
Wenn van de Velde aber die Bäume und den Himmel
nach einer Radierung H. van Goudts nach Elsheimer ko-
piert hat, was wohl niemand leugnen wird, der sich die
Mühe gibt, die beiden Blätter nebeneinander zu legen,
warum soll man weiter anstehen, zuzugeben, daß er auch
die Hauptsache, die Soldaten und Kanonen, nach einer
Radierung des Meisters selbst kopiert habe! Ein solches
Verfahren kommt im 17. Jahrhundert bekanntlich sehr
häufig vor.

Daß J. van de Velde auch sonst Kompositionen Els-
heimers benutzt, bezw. direkt wiedergegeben hat, hat schon
Scheikevitch betont. Dessen Vermutung, daß wir in der
in der Gazette des Beaux Arts, 1901, 3. Per. XXV, p. 411
abgebildeten Radierung van de Veldes (F. 114) die von
Baglione gerühmte Hexe des deutschen Meisters vor uns
haben, finde ich besonders einleuchtend. Die Zahl der
Beispiele ließe sich aber wohl vermehren. Ich verweise
nur auf folgende Nummern des Katalogs von Franken und
van der Kellen: Die Tageszeiten, F. 188, 192, 193, Amor,
F. 434, als Belege für die Ansicht, daß die Manier Els-
heimers dem niederländischen Radierer wohlbekannt war.

CAMPBELL DODQSON.

PERSONALIEN
Bei den kürzlichen Neuwahlen wurde zum 1. Vor-
sitzenden der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft
Professor Löwith in München, zum Präsidenten der
Münchener Sezession Professor von Habermann gewählt.

WETTBEWERBE

Auf das Preisausschreiben für neue bayerische
Postwertzeichen sind von 219 Bewerbern gegen 1100
verschiedene Markenentwürfe eingesandt worden. Die
Preisrichter sprachen sich übereinstimmend dahin aus, daß
das Ergebnis des Wettbewerbes den gehegten Erwartungen
nicht entspreche und kein Entwurf als hervorragend be-
zeichnet werden könne. Der ausgesetzte Betrag von
3500 Mark, der nach den Bestimmungen des Preisaus-
schreibens verteilt werden mußte, ist so verteilt worden:
je 400 Mark an Otto Hupp in Schleißheim, Wilhelm Schalk
in München, Karl Throll in München; je 275 Mark an
M. Dasio in München und Julius Diez in München, ferner
noch eine Reihe kleinerer Preise.

DENKMALPFLEGE
Für den Wiederaufbau der Burg Altena sind bis-
her, wie der »Burgwart« meldet, insgesamt etwa 200000

Mark gesammelt, während annähernd 600000 Mark er-
forderlich sein werden. Trotzdem soll mit den Arbeiten
schon in diesem Frühjahr begonnen werden.

DENKMÄLER

V Der Kaiser hat seine Genehmigung zur Aufstellung
des Virchow-Denkmals auf dem Berliner Karlsplatz ver-
sagt. Armer Fritz Klimsch! Den Widerspruch Ludwig
Pietschs und aller Pietsche hätte er verwinden können,
auch den eigentümlichen Protest der Berliner Ärzte (v. Berg-
mann, v. Leyden und anderer), dem sich die Familie Vir-
chow anschloß. Diesen Kunstfreunden zuliebe war Klimsch
auf ein Kompromiß eingegangen, hatte das am Sockel anzu-
bringende Relief bild des Gelehrten vergrößert und eine zweite
Reliefplatte geschaffen, die Virchows akademische Lehrtätig-
keit zur Anschauung bringen sollte. Es wird aberwohl gerade
die so schön geschlossene allegorische Gruppe sein, die
den Protest des Kaisers hervorgerufen hat. Es ist nicht
abzusehen, wie diese Episode verlaufen wird. Es sollte
einer auf den Gedanken kommen, über die Geschichte des
Virchow-Denkmals, vom Preisausschreiben bis zum Veto
des Monarchen, ein Buch zu schreiben, das nur aus der
Zusammenstellung rein sachlicher Dokumente bestände.
Keine Satire könnte wuchtiger wirken. Nur das befreiende
Lachen bliebe aus.

AUSSTELLUNGEN
Die Gesellschaft zur Erforschung jüdischer Kunst-
denkmäler zu Frankfurt am Main veranstaltet vom 3. Mai
bis 15. Juni unter Leitung des Direktor Frauberger im
Kunstgewerbemuseum zu Düsseldorf eine umfassende Aus-
stellung.

Die Ausstellung der Berliner Sezession ist am
14. April eröffnet worden. Max Liebermann hielt dabei
folgende gute und kluge Rede: »Denselben Prinzipien, die
uns bei unseren bisherigen Ausstellungen geleitet haben,
sind wir auch diesmal gefolgt: neben den Einsendungen
unserer Kollegen haben wir geglaubt, Ihnen einige be-
sonders hervorragende ältere Werke zeigen zu sollen. Den
Glanzpunkt unserer diesjährigen Ausstellung bilden die
Werke unseres einstigen Ehrenmitgliedes Wilhelm Leibi:
Werke, die bisher noch nicht öffentlich in Berlin gezeigt
wurden, und deren einige zu dem Schönsten gehören, was
das letzte Jahrhundert hervorgebracht hat. Leibis Ruhm
brauchen wir nicht mehr zu verkünden: besser, als wir es
vermöchten, loben die Werke ihren Meister. Auch liegt
es uns fern, seine Kunst als die allein seligmachende hin-
stellen zu wollen. Noch weniger sollen wir versuchen,
ihn nachzuahmen, was uns ja doch nur in seinen Äußer-
lichkeiten gelingen könnte. Man täte unserem Meister
bitteres Unrecht — wie das bisweilen immer noch ge-
schieht —, wenn man ihn nur als eminent geschickten
Maler hinstellte: Leibi war nicht nur ein Meistermaler, der
sein Metier verstand wie keiner seit den Zeiten van Eycks
und Holbeins, er war auch ein eminenter Künstler. Man
hat Leibi Mangel an Phantasie vorgeworfen, und freilich,
statt Götter und Helden hat er nur einfache Menschen
gemalt. Aber gerade in dieser Einfachheit der Naturauf-
fassung, in diesem gänzlichen Verzicht auf die Anekdote,
in diesem Sichversenken in die Natur zeigt sich die Tiefe
seiner malerischen Phantasie um so schöner. Wie er die
Wange einer jungen Bäuerin malt, oder das durchfurchte
Gesicht eines Jägers, die schwielige Hand eines Bauern,
oder den zarten Teint einer Dame: dazu ist höchste
malerische Phantasie erforderlich. Immer noch existiert
die irrige Meinung, als ob intime Naturnachahmung einen
Mangel an Erfindung bedeute, und noch gilt bei vielen,
was Lessing im ,Laokoon' schreibt: ,Der Maler, der nach
 
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