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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 19.1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.5784#0239
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455

Sammlungen — Vereine — Vermischtes — Literatur

456

Die Internationale Photographische Ausstellung
Dresden t909 hat soeben die Geschäftsordnung und die
Anmeldeformulare versandt. Durch die Zusagen aus In-
dustriekreisen ist die große Industriehalle bereits nahezu
besetzt. Endtermin der Anmeldefrist ist der 1. August
dieses Jahres.

Zum hundertjährigen Stadtjubiläum von Barmen ver-
anstaltet der Barmer Kunstverein vom 23. Mai bis
5. Juli eine Ausstellung all bergischer Innenkunst und mo-
derner Kunstwerke aus Barmer Privatbesitz.

SAMMLUNGEN
Goyas Porträt der Sennoria Cean Bermudez

wurde vom ungarischen Staate für die Budapester National-
galerie erworben.

Für die moderne Galerie in Wien wurden vom
Unterrichtsministerium angekauft die Gemälde »Am Brun-
nen der Liebe« von Hans Tichy, »Porträt Elsa Galafres«
von Otto Friedrich und »Abend« von Ludwig Sigmundt
auf der Ausstellung der Sezession; ferner »Erwachen« von
Karl Huck, »Zimmer in einem alten Forsthause« von Wal-
ter Hampel und ein Gemälde Hugo Baars auf der Aus-
stellung des Magenbundes.

VEREINE

Der Kunstverein für die Rheinlande und West-
falen verzeichnet in seinem Jahresbericht wiederum eine
größere Zunahme seiner Mitgliederzahl. Aus dem Fonds
für die Stiftung von Kunstwerken wurden unter anderem
15000 Mark für die Ausmalung der Aula der städtischen
Realschule in Hamm i. W. durch Heinrich Rüter und für
die Stiftung von Gemälden an die Galerien von Wiesbaden,
Aachen und Mainz in Höhe von 32245 Mark bewilligt.

Der Verband deutscher Architekten- und In-
genieurvereine wird seine 37. Abgeordnetenversammlung
vom 29. August bis 1. September in Danzig abhalten. Es
schließt sich daran die 18. Wanderversammlung. Hier
wird ein Vortrag nebst Besprechung über die Stellung
der Architekten und Ingenieure in den öffentlichen und
privaten Verwaltungskörpern gehalten. Auch wird Herr
Th. Phleps über Rokokobauten in Danzig sprechen.

VERMISCHTES

Professor Angelo Jank arbeitet rüstig an der Voll-
endung von drei großen Historienbildern für den Haupt-
sitzungssaal des deutschen Reichstages. Die Bilder sollen
die Wand hinter dem Präsidententisch schmücken. Rechts
ist Karl der Große, wie er ausländische Gesandte empfängt,
dargestellt; links Barbarossa, dem die lombardischen Städte
huldigen; das Mittelfeld zeigt Kaiser Wilhelm vor Sedan.
Die Gemälde sollen im Herbst angebracht werden.

Klimts Deckengemälde für die Wiener Universität,
die bekanntermaßen von dieser Körperschaft zurückge-
wiesen wurden, sind in Privatbesitz übergegangen, und
zwar hat ein Wiener Großindustrieller die Philosophie, ein
Wiener Patrizier die Medizin und Justizia erworben.

Das abgebrannte Meininger Hoftheater soll nach
dem Plan des dortigen Hofbaumeisters Behlert wieder
aufgebaut werden.

Der Gemäldekatalog des Bayerischen National-
museums, verfaßt von K. Voll, H. Braune und H. Buch-
heit, ist im Verlage des Bayer. Nationalmuseums in Mün-
chen eben erschienen. Er umfaßt 1070 Nummern, 304
Seiten Text und 85 Abbildungen auf 75 Tafeln. Der
große Gemäldeschatz des Museums, der besonders auch
für die mittelalterlichen Lokalschulen von Bedeutung er-
scheint, ist durch diesen Katalog zum ersten Male in seiner
Gesamtheit der Forschung erschlossen.

Der Kunsthändler Duveen in London hat sich erboten,
einen Fliigelanbau für die im Bau sehr bedrängte Tate-
Oallery auf eigene Kosten herstellen zu lassen. Die eng-
lische Regierung soll, wie man hört, dieses Anerbieten an-
genommen haben.

Rom. Die zur Verteilung des Müllerpreises für die
Kunstausstellung zusammengerufene Kommission, welche
aus Maccari, Joris, Maccagnani, Greiner, Everding und
Noether bestand, hat ihre Wahl getroffen. Die preis-
gekrönten, für die Nationalgalerie in Berlin bestimmten
Bilder sind: Max Roeder, Der heilige Hain; Reinhold Max
Eichler, Frühling und das Äpfelzimmer; Pauline Lehmaier,
Kopf eines alten Mannes. fed. H.

Die »Mitteilungen des Gewerbemuseums zu Bre-
men«, die im Jahre 1885 von Direktor A. Töpfer ins
Leben gerufen wurden, stellen jetzt mit Vollendung des
einundzwanzigsten Jahrgangs ihr Erscheinen ein. Weitere
Publikationen der genannten Anstalt sollen in dem seit
1. Januar d. J. von Direktor G. Pauli herausgegebenen
»Jahrbuchder bremischenSammlungen« erfolgen; dieSchätze
des Museums werden also auch fernerhin einem größeren
Kreise anregend nahegebracht werden.

LITERATUR
Ein Waldmüllerwerk. Zwei wuchtige Quartbände
führen den Titel: »Ferdinand Georg Waldmüller. Sein
Leben, sein Werk und seine Schriften, herausgegeben von
Artur Rößler und Gustav Pisko.* (Wien, Selbstverlag.) —
Der eine bildet ein ganzes Album von Reproduktionen in
chronologischer Folge, zum Teil farbig; der andere enthält
die ermittelbaren Schriften des streitbaren Vorkämpfers für
einen naturgemäßen Kunstunterricht. Diese bestehen
zunächst aus den drei bekannten Broschüren Waldmüllers
über die Mißstände des Systems und die notwendige
Reorganisation der Akademie, die er am liebsten auf-
gehoben und durch Meisterschulen ersetzt wüßte. Die
drei Schriftchen sind im Originale nicht mehr zu haben,
den Rest der Auflage hat vor einigen Jahren Herr Artaria
dem Verlage Gerold abgekauft und unter Kunstfreunde
verteilt. Auch ich besitze sie aus seiner Hand. Außerdem ist
noch ein handschriftlicher Nachlaß vorhanden, und zwar
im Besitze des Dr. Theodor Blau in Wien, wo auch ich
ihn seinerzeit durchsah. Die Witwe Waldmüllers verkam
an Alkohol und war der hilfreichen Familie des Arztes zu
Dank verpflichtet; daher auch die Überlassung der Schriften.
Schade nur, daß sie auch in dieser Neuausgabe nicht les-
barer geworden sind, da der hohe Preis des kostspielig
ausgestatteten Werkes es nur wenigen erschwinglich macht.
Die vielfach so modernen Kunstanschauungen Waldmüllers
sind bekannt. Sein Haß gegen den durch die Carraccis
eingeführten akademischen Unterricht, durch den »die
wahre Kunst, statt dadurch sich zu beleben, dem Verfalle
zuschritt.« Sein Drängen, »erst die Natur kennen zu
lernen, die lebende, bewegliche, in den Formen bei jeder
Bewegung veränderte,« statt Vorlagen und Gemälde zu
kopieren. (»Nur das Leben erzeugt Leben.«) Seine Ver-
höhnung des üblichen Atelierarbeitens. (»So werden denn
noch allenthalben Darstellungen in freier heiterer Luft, wo
noch dazu oft in manierierter Weise Sonnenlicht angezeigt
ist, auf die gewöhnliche traditionelle Weise mit der Zimmer-
beleuchtung gemalt.«) In den nachgelassenen Entwürfen
zu Streitschriften und Promemorias (an Bruck, an Schmer-
ling, an alle Welt) ist eine reichliche Blumenlese solcher
noch jetzt gültiger Sätze zu machen. »Imitation, Remi-
niszenz, Plagiat« ist ein solcher Aufsatz betitelt. »Not-
signale« erläßt er im Interesse der aufmunterungsbedürf-
tigen Kunst. Dann wieder geht er gegen die damalige
Kritik los. (»Ignoranten und böswillig parteiisch . . .
 
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