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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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Die Zukunft der Nationalgalerie
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Schmidt, Karl Eugen: Der Pariser Herbstsalon
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https://doi.org/10.11588/diglit.5951#0033

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE

Verlag von E. A. SEEMANN in Leipzig, Querstraße 13

Neue Folge. XX. Jahrgang

1908/1909

Nr. 4. 30. Oktober.

•nonat ^uns'chronik erscheint als Beiblatt zur »Zeitschrift für bildende Kunst« und zum »Kunstgewerbeblatt« monatlich dreimal, in den Sommer-
Kunst«611 ^Ul' k's September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfaßt 33 Nummern. Die Abonnenten der »Zeitschrift für bildende
Veri„' f^talten die Kunstchronik kostenfrei. — Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden, leisten Redaktion und
dje .Bs."andlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13. Anzeigen 30 Pf. für
____^ISPaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse usw. an.

DIE ZUKUNFT DER NATIONALGALERIE
. Die Berliner Kunstkreise sind zurzeit wieder aufs
»ebhafteste erregt. Es scheint nunmehr endgültig
restzustehen, daß Hugo von Tschudi nicht wieder
ln sein Amt zurückkehren wird. Alle Beschwichti-
gungsversuche, die seit dem ersten Bekanntwerden
seines unfreiwilligen »Urlaubs« von Seiten der Regie-
rung und der ihr nahestehenden Presse unternommen
wurden, erweisen sich somit als leere Worte. Weit
mehr jedoch als diese schlimme Nachricht, die immerhin
keinem skeptisch Veranlagten unerwartet kommt, wird
das mit sicherer Bestimmtheit auftretende Gerücht
^entliehe Meinung beunruhigen, daß Anton von
werner zum Direktor der Nationalgalerie ausersehen
Sei- Dies Gerücht ist schon vor mehreren Monaten

utgetaucht, es fand aber keinen rechten Glauben,
weil man eine derartige Lösung des Konflikts in der
•at allgemein für unmöglich hielt. Jetzt hilft kein

träuben mehr. Denn wenn die Ernennung auch
"och nicht vollzogen ist, so besteht dennoch kein

weifel darüber, daß man in Berliner eingeweihten
eisen seit kurzem mit der bevorstehenden Tatsache
zu rechnen begonnen hat, und daß in Wahrheit die
Aussicht vorliegt, Herrn von Werner im nächsten

runjahr als Herrn in das moderne Museum des
Preußischen Staates einziehen zu sehen! Was das

r die Nationalgalerie bedeuten würde, braucht nicht

aner auseinandergesetzt zu werden. Ganz abgesehen
Kü°n{ man d'e Verwendung eines bildenden
Rückfi-ZUm Museumsdirektor als einen wunderlichen
ältere p '° C'ne bedenkliche und längst überwundene
einer iaX'S zu betrachten hätte — der Nachteile
zu h t nen Berufung sind zu viele, und sie sind
hier ' a's daß es möglich und nötig wäre, sie
Ant n°C^ emma' aufzuzählen —: die Ernennung
würi" V°n ^erners zum Leiter der Nationalgalerie
land V-°n C'em £esamten kunstfreundlichen Deutsch-
Berl" m'' Ausnanme vielleicht eines eng begrenzten
faß* akademischen Kreises, als ein Affront aufge-
v ,j, werden. Die Künstlerschaft Werners kann dabei
dj k?mtnen aus dem Spiele bleiben. Es genügt, auf

e einseitige, doktrinäre, jedem Fortschritt und jeder
Entwicklung feindliche Haltung hinzuweisen, die der
zw Direktor der akademischen Hochschule seit
du^' Jahrzehnten eingenommen hat. Man braucht
cnaus kein Anhänger der hypermodernen Ultras

zu sein, um die Kunstanschauung Werners für eine
rückschrittliche zu halten und die Art, wie er sie zu
äußern beliebt, als höchst peinlich zu empfinden. Er
ist ein reaktionärer Parteimann, und wenn man ihm
so wenig wie irgend einem andern das Recht seiner
persönlichen Meinung streitig machen wird, so würde
man seine Erhebung auf diesen bedeutenden Posten
als eine Maßnahme betrachten, die im Inland wie
im Ausland niemand verstehen würde; als eine
offene Provokation der deutschen Kunstkreise. Von
vornherein müßte dabei überdies noch die Frage
auftauchen: wie würde es möglich sein, Anton von
Werner unter die Generaldirektion Wilhelm Bodes
zu stellen? Denn man weiß, daß diese beiden Per-
sönlichkeiten manchen Strauß ausgefochten haben,
und daß sie sich, wie es bei Bodes künstlerischer
Bildung und Einsicht selbstverständlich ist, als schroffe
Gegner gegenüberstehen. Es scheint, daß man, um
diese Klippe zu umgehen, den Plan hat, die National-
galerie, die schon zur Zeit des Ministerialdirektors
Althoff der Generaldirektion halb und halb entzogen
und dem Ministerium unmittelbar unterstellt wurde,
nun in der Verwaltung völlig von den übrigen
Museen zu trennen und direkt vom Kultusminister
abhängig zu machen. Damit wäre jedoch die Ein-
heit der preußischen Museumsleitung zu ihrem Schaden
endgültig durchbrochen. Man darf darauf rechnen,
daß sich die Öffentlichkeit einstimmig gegen diesen
unannehmbaren Kandidaten für die Direktion der
Galerie erklärt, und daß es den wohlmeinenden Per-
sönlichkeiten, an denen es in der staatlichen Kunst-
verwaltung nicht fehlt, gelingen wird, die maßgeben-
den Stellen von der Verkehrtheit dieser Wahl zu
überzeugen. — Wie sich der künftige Wirkungskreis
Herrn von Tschudis, der bekanntlich zurzeit in
Japan weilt, gestalten wird, ist noch unbekannt. Als
sicher wird nur dies angenommen, daß er die »Ver-
setzung« an die Kasseler Gemäldegalerie, an die man
tatsächlich schon ernsthaft gedacht hat, nicht akzep-
tieren wird. Man darf auf die weitere Entwicklung
der ganzen Angelegenheit gespannt sein.

DER PARISER HERBSTSALON

Als der Herbstsalon vor sechs Jahren gegründet
wurde, ärgerten sich die Mitglieder der beiden älteren
Genossenschaften, die ihre Salons im Frühjahr öffnen,
 
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