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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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Römischer Brief, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5951#0085

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153

Römischer Brief — Nekrologe

154

Bei Fontana di Trevi haben die Urheber des
Planes einen kleinen Platz gelassen, aber die Straßen
oben und unten erweitert, so daß man die Beengung
später wohl als so lästig ansehen wird, daß man schon
den Tag kommen sieht, wo der herrliche Brunnen in
dem Gewühl eines großen Platzes verschwinden wird.
Ganz Rom hat sich über den humoristischen, aber
ernstgemeinten Vorschlag eines Herrn gefreut, welcher
meinte, für das schöne Werk Nicola Salvis müßte es
vorteilhafter sein, in die Höhe gerückt zu werden,
man sollte also das Ganze nach Piazza Colonna trans-
portieren und Risum teneatis mit einer Unterlage
von zwölf Stufen aufstellen. In dieser Zeit der flo-
rierenden Luftschiffahrt meinte wohl der gute Mann
bloß den mutigen Aeroschiffern damit den Anblick
des grünen Wasserspiegels der Fontana reservieren zu
wollen.

Von Piazza Navona scheint die höchste Gefahr
entfernt, und man hat darauf verzichtet, den Platz mit
den benachbarten großen Straßen durch Durchbrüche,
welche seine Form auf immer zerstört haben würden,
zu verhindern. Die Verbindung mit der nach dem Justiz-
palast und der neuen Brücke führenden Straße wird
durch drei Bögen gemacht. Was die alten Monumente
betrifft, so sollen das Marcellustheater und das Mauso-
leum Augusti vollkommen isoliert werden. Manche
kleine Gasse wird dabei zerstört werden, mancher
malerische Anblick auf immer verschwinden, aber da
ist das Protestieren schwer, wenn die Gegner einem
antworten, daß moderne Menschen Luft und Licht
brauchen und das zu Zerstörende künstlerisch nichts
wert ist. Jedenfalls sind jetzt in Rom Menschen, die
sich mit größtem Eifer der Erhaltung der alten Stadt
widmen und bereit sind, den Kampf aufzunehmen
gegen die rabiaten Neuerer, deren es leider nicht
wenige gibt und die alles auf den Kopf stellen würden,
um die ewige Stadt zu modernisieren.

Wegen Via dei Coronari wird der Kampf hart sein,
aber man kann auf eine günstige Lösung hoffen, da
die Verteidiger des Alten sich nur der allgemeinen
Zerstörung der Straße widersetzen und der Stadtver-
waltung einen anderen Plan vorgelegt haben, in
welchem man alle die künstlerisch wichtigen Bauten
unberührt lassen würde und nur alles Minderwertige
entfernen, um Luft und Licht in das Viertel zu bringen.
Ausarbeiter dieses genialen Projektes ist Ingenieur
Gustavo Giovannoni, einer der besten jüngeren ita-
lienischen Architekturhistoriker. Allgemeinen Beifall
werden wohl in der ganzen gebildeten Welt die zwei
Projekte für die Diokletiansthermen und für die Na-
tionalgalerie moderner Kunst finden. Die Thermen
werden von allen Anbauten befreit und alle die
Kohlenhändler, Wirte und Kutscher, welche darin
nisten und hausen, an die Luft gesetzt. Die mäch-
tigen Säle wird man dem Thermenmuseum zuteilen,
und man will in ihnen verschiedene der in den Aus-
grabungen gefundenen großen Skulpturenkomplexe,
darunter als Schönstes die Ära Pacis Augustae, auf-
stellen. Von dem alten Projekt, den Eingang von
Santa Maria degli Angeli mit einer neuen Front zu
dekorieren, hat man ganz abgesehen und beschäftigt

sich statt dessen mit dem Plane, den alten von Michel-
angelo angelegten Eingang, welcher am Ende des großen
Schiffes, dem jetzigen Bahnhof zu, war, wieder zu
öffnen. Man wird dann durch zwei der größten
noch erhaltenen Thermensäle in das mächtige Schiff
der Kirche treten und so wirklich einen lebendigen
Eindruck von der einstigen Herrlichkeit der größten
Thermenanlage Roms bekommen und der Eindruck wird
erhöht werden, weil man vorhat, den künstlich im
Cinquecento erhöhten Fußboden der Kirche, wo die
Säulen gekürzt erscheinen, wieder auf das alte Ori-
ginalniveau zu bringen. Der jetzige Eingang wird
als Seitenkapelle bleiben und nach außen hin soll die
einfache Mauer wiederhergestellt werden. Die Thermen
sollen von außen mit Gärten umgeben werden und
mit Gärten sollen alle die Höfe und kleineren Kreuz-
gänge der alten Thermenkartause geschmückt werden.
Darin wird 1911 die archäologische Ausstellung ge-
halten werden.

Für die Ausstellung, durch welche man das Jubi-
läumsjahr feiern wird, sollen auch Villa Borghese und
die Vigna di Papa Giulio verbunden werden. Ein großer
Park wird an Stelle der jetzigen Vignen kommen. Man
baut dort schon an dem Gebäude, welches 1911 die
internationale Kunstausstellung beherbergen wird
und wo nachher die Nationalgalerie moderner Kunst
ihren Sitz haben wird. Eine große Allee soll direkt
auf Villa Borghese zugehen und so die Verbindung
zwischen dem Museo di Papa Giulio und der Galleria
Borghese herstellen. Wie die Leser sehen, sind der
Projekte viele da, und da Geld nicht fehlt und guter
Wille vielleicht in Übermaß vorhanden ist, so wird
für den Liebhaber der ewigen Stadt viel zu bedenken
sein. Chi vivrä vedrä sagt man hier, wer leben wird,
wird sehen! FED. H.

NEKROLOGE
Der in Paris lebende holländische Maler Siebe Ten
Cate starb dort am 9. Dezember im Alter von fünfzig
Jahren. Seine meist aquarellierten Straßenansichten von
Paris sind von vielen Ausstellungen in angenehmster Er-
innerung.

-f In seiner Vaterstadt Genf, wo er 1844 geboren
worden, starb der Maler Leon Gaud, der 1902 Leiter des
obern Kurses der städtischen Kunstschule geworden war.
Er hat namentlich Landschaften gemalt, Motive aus der
Umgebung seiner Vaterstadt und von den Ufern des Genfer
Sees, dann ländliche Szenen und Porträts, hat sich auch
in der dekorativen Malerei versucht. Mehrere seiner Werke
besitzt das Museum Rath in Genf. Auf den Pariser Welt-
ausstellungen von 1889 und 1900 sind ihm Medaillen zu-
erkannt worden. Im Treppenhaus des Genfer Stadttheaters
und in der Mairie von Plainpalais befinden sich dekorative
Malereien dieses Künstlers.

Ein zweiter westschweizerischer Künstler schied zu
Lausanne mit dem Architekten, Maler und Glasmaler
Eduard Hosch aus dem Leben. Im Jahre 1843 zu Basel
geboren, studierte er am eidgenössischen Polytechnikum
in Zürich, dann in Berlin. Seit 1875 in Lausanne an-
sässig, ging er von der Malerei zur Glasmalerei über
und führte nach eigenen Kartons und Zeichnungen anderer
sehr viele Werke dieser Art aus, alte Methoden der Aus-
führung kraft speziellen Studiums erneuernd. Er restaurierte
die berühmte Fensterrose der Lausanner Kathedrale, die
 
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