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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 20.1909

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Schumann, Paul: Von den kgl. Kunstsammlungen zu Dresden
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Veth, Jan: Vermeers Dame mit der Magd bei James Simon
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5951#0093

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Vermeers Dame mit der Magd bei James Simon

— Personalien — Denkmäler — Ausgrabungen iyp

verschiedenen Seiten für die Weiterausbildung der Dresdner
Museen geäußert worden sind. Strikt abgelehnt sind von
den großen Forderungen eigentlich nur zwei: die Verbin-
dung aller kunstgewerblichen Sammlungen — der staat-
lichen und der des Kgl. Hausfideikommisses — zu einer
einzigen großen kunstgewerblichen Sammlung und die An-
gliederung der naturwissenschaflichen Museen an die tech-
nische Hochschule. Werden indes sämtliche naturwissen-
schaftlichen Sammlungen, wie geplant, in einem einzigen
Gebäude vereinigt und kommt dieses Gebäude in die Nähe
der technischen Hochschule zu stehen, was natürlich gar
nicht ausgeschlossen ist, so ist die Verwertung der natur-
wissenschaftlichen Sammlungen für die technische Hoch-
schule sehr erleichtert, um so mehr, da schon jetzt alle
Direktoren dieser Sammlungen Dozenten der Hochschule
sind. Sehr zu begrüßen sind: die Beseitigung der Kunst-
kammer aus dem historischen Museum, die Vereinigung
aller Waffen und militärischen Sammlungen in einem Raum,
die geplanten Neubauten und Umräumungen. Unter diesen
Umständen kann man, zumal in Anbetracht der finanziellen
Lage Sachsens, die Schaffung eines großen kunstgewerb-
lichen Gesamtmuseums — bei dem sich staatlicher und
Hausfideikommiß gewiß ebenso gut trennen ließe wie beim
Heeresmuseum — einer späteren Zukunft überlassen. Er-
neut aber muß die Forderung ausgesprochen werden: für
jedes Museum ein besonderer fachkundiger Direktor, damit
ein jedes aufs beste verwaltet und ausgenutzt werden kann.

PAUL SCHUMANN.

VERMEERS DAME MIT DER MAGD
BEI JAMES SIMON

Als man vor einigen Jahren auf der Ausstellung alter
Bilder im jetzt schon abgerissenen Palais Redern das da-
mals gerade von Herrn James Simon erworbene Bild des
Delfter Vermeer, die »Dame mit der Magd«, ruhig und
genau betrachten konnte, machte der schwarze Hintergrund
auf Viele wohl einen etwas wunderlichen Eindruck. Man
möchte sagen, das Schwarzlackierte dieses Fonds roch nicht
so ganz nach der Qualität des wundersamen Delfter Meisters.
Zwar sind auch die herrlichen Mädchenköpfe im Maurits-
huis und bei Arenberg auf einen schwarzen Hintergrund
gemalt, aber der tiefe Ton hat da doch etwas Duftiges,
wodurch das Schwarz die Feinheit der Gesamtharmonie
keineswegs beeinträchtigt. Auf dem Simonschen Bild hin-
gegen ist das Schwarz undurchsichtig und scheinen die
Figuren zu wenig mit dem Hintergrund verwandt. Die
Idee muß deshalb wohl bei Vielen aufgekommen sein,
daß man hier mit einer späteren Übermalung zu tun hat.

Auch Dr. Hofstede de Groot scheint dieser Auffassung
zu sein. In seinem Text zur großen Prachtausgabe über
Vermeer und Fabritius (Amsterdam, Scheltema en Holkema)
schreibt er hierüber folgendes: »Wäre es nicht möglich,
daß ein ungeschickter Restaurator in längst vergangenen
Jahren es für nötig befunden hätte, diesen Hintergrund zu
übermalen? Zwar fehlt auf dem Umrißstich in der kleinen
Galerie Lebrun (1809) schon jede Detaillierung des Hinter-
grundes, doch bei genauer Betrachtung des Bildes selbst
in starkem Licht scheinen sogar heutzutage noch einige
Linien, welche zu Bettgardinen oder Gobelins gehört haben
können, bemerkbar zu sein.«

Mit der zweiten Bemerkung hat Dr. de Groot zweifels-
ohne recht. Es wird aber vielleicht der Mühe wert sein,
anzuführen, daß der Stich aus der Galerie Lebrun hier
nicht als Trumpf betrachtet werden darf.

Die Übermalung kann noch nicht zwanzig Jahre alt
sein. Das Bild kam 1889 mit noch einem anderen Vermeer
in die berühmte Auktion Secretan, und im zweiten Band
des sehr schön ausgeführten Katalogs dieser Auktion findet

man eine ausgezeichnete Heliogravüre davon abgedruckt.
Hierauf nun ist der Hintergrund nach unten, zwischen den
zwei Figuren, weit von schwarz entfernt, während man
im oberen Teil deutlich eine schräg aufgenommene Gardine
unterscheidet, deren Umriß links an den Kopf der Magd
stößt, indem er rechts bloß hinter den oberen Teil des
Kopfes der Dame reicht. Die Stellung der etwas nach
rechts überlehnenden Magd wird sozusagen als von hinter
dieser Gardine zum Vorschein kommend, klarer be-
gründet. Vielleicht aber hat man doch in der Art, wie die
schräge Linie dieses Vorhangs die Figur der Magd schneidet,
etwas Unangenehmes gesehen, wodurch man dann auf die
Idee einer glatt schwarzen Übermalung gekommen sein
kann. Man weiß, daß das Bild nach 1889 längere Zeit im
Kunsthandel war und sich damals als nicht so glatt ver-
käuflich herausstellte. Wahrscheinlich aber ließe sich diese
sicherlich erst in jüngster Zeit angebrachte Übermalung
leicht wegnehmen, wodurch das Bild ohne Frage an Fein-
heit ungeheuer gewinnen würde. JAN VETH.

PERSONALIEN
Der Assistent an der Galerie Peters des Großen

der Kaiserlichen Ermitage hat häuslicher Verhältnisse wegen
von seinem Posten zurücktreten müssen. Die Eremitage
verliert mit dem jungen, voller Begeisterung an seinem
Berufe hängenden Beamten eine vielversprechende Kraft,
deren Scheiden aus dem Amte allgemeines Bedauern her-
vorruft.

DENKMÄLER
Max Klingers soeben vollendetes Brahmsdenkmal

bildet den Kern einer kleinen Ausstellung, die der Künstler
in seinem Atelier zum Besten der Villa Romana für einige
Tage veranstaltet hat. Es ist ein mächtiger weißer Marmor-
block von mehr als drei Metern Höhe, unten schmal, oben
etwas breiter. Am Sockel wird Kopf, Nacken und Arm
einer herkulisch gebauten Männerfigur sichtbar; neben der
in weiten Mantel gehüllten, wie auf einem Gipfel stehen-
den Figur des Tonkünstlers, streben drei weibliche Ge-
stalten auf, die unterste, von leidendem Ausdruck, als
Halbfigur gebildet, von herrlicher Arbeit; eine zweite,
sinnende, etwas erhöhter, von jugendlich schlanker Bildung
und köstlicher Modellierung; die dritte, in ganzer Gestalt,
scheint von rückwärts herangeschwebt zu sein und raunt
dem Tondichter etwas ins Ohr; ihr Kopf wird etwas über
dem mächtigen Haupte des jugendlich aufgefaßten Meisters
sichtbar. Brahms hat, wie lauschend, die linke Hand ans
Ohr gelegt, die rechte Hand stützt den linken Ellenbogen,
über den der schwere Mantel in breiten Falten fällt. Das
Motiv des antiken Mantels hat Klinger schon beim Ent-
wurf des Wagnerdenkmals mit Glück verwendet, um der
Gestalt eine Erhabenheit zu leihen, die dem Lebenden
von Natur nicht zukam. Die Konzeption des ganzen,
höchst merkwürdigen Werkes erinnert an einen Geyser,
die Gruppe der fünf Figuren scheint plötzlich dem Boden
entstiegen zu sein. »Eine Explosion in Marmor», würde
vielleicht unser verehrter Mitarbeiter Ludwig Hevesi sagen ...
Das Brahmsdenkmal ist für einen öffentlichen Hamburger
Konzertsaal, die Laeiszhalle, bestimmt. Photographien des
Werkes werden bei E. A. Seemann in Leipzig erscheinen.
In seinem Atelier hat Klinger auch noch Aquarelle und
Zeichnungen, Studienblätter von einer spanischen Reise,
etwa fünfzig an der Zahl, ausgestellt. a. Sn.

AUSGRABUNGEN
Ausgrabungen in Marokko. Eine von der franzö-
sischen Regierung ausgeschickte Mission, die von den
neuen Zuständen in Morokko Nutzen zu ziehen versucht,
 
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